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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879)

Obermops: „Fragt ihn, ob er allen Gesetzen der Gesellschaft will gehorsam sein.“

Aufseher: „Ja.“

Obermops: „Ist’s etwa eine Neugierigkeit, welche ihn treibet, hie herein zu kommen?“

Aufseher: „Nein.“

Obermops: „Ist’s etwa eine Absicht auf einigen Vortheil?“

Aufseher: „Nein.“

Obermops: „Welches ist denn sein Beweggrund?“

Aufseher: „Der Vortheil, mit deiner Gesellschaft vereinigt zu sein, deren Glieder ungemein hochzuschätzen sind.“

Obermops: „Fragt ihn, ob er eine Furcht vor dem Teufel habe?“

Der Aufseher stellt diese Frage an den Aspiranten, doch wird auf die Art der Beantwortung nicht weiter Gewicht gelegt.


Die Symbole des Mopsordens.
Nach einer alten Zeichnung.


Darauf muß er recht weit die Zunge ausstecken, und während sie jener betastet und untersucht, nähern sich zwei Möpse und tuscheln sich, als sollte er es nicht vernehmen, zu:

„Es ist sehr heiß, laß es noch ein wenig abkühlen!“ worauf geantwortet wird:

„Ei nicht doch, es ist so gut, sonst entsteht kein Zeichen.“

Der Aermste erschrickt und glaubt schon den glühenden Stempel auf der Zunge zu fühlen, und es ist begreiflich, wenn öfter nervenschwache Aspiranten laut aufschreiend von dem Altar zurückgesprungen sind.

Allein laute Ausbrüche von Gelächter und neuer Spectakel mit Degen, Stöcken, Ketten benehmen ihm sogleich die Furcht vor dem Brennen und lassen ihn eher an ein Possenspiel glauben. Der Aufseher berichtet sodann über das günstige Resultat der Untersuchung, und der Obermops antwortet: „Ich freue mich darüber, aber fragt ihn noch einmal, ob sein Entschluß fest ist, und ob er sich zur Probe in Allem verstehen will?“

Der Aufseher erwidert. „Ja.“

Obermops: „Fragt ihn, ob er sich will seiner Glücksgüter verzeihen, um die Gesellschaft zu bereichern?“

Aufseher: „Wenn er einen nothleidenden Bruder sehen wird, wird er sich ein inniges Vergnügen machen, ihm zu helfen.“

Obermops: „Fragt ihn, ob sein Gehorsam geschwind, blind und ohne den geringsten Widerspruch sein wird?“

Aufseher: „Ja.“

Obermops: „Fragt ihn, ob er die Brüder küssen will?“

Aufseher: „Ja.“

Dies geschieht nun nicht, dagegen muß der noch immer mit verbundenen Augen Dastehende das Hintertheil eines vom Altar genommenen, aus Wachs oder Zeugstoff hergestellten Mopses küssen, welches ihm, falls er sich sträubt, mit Gewalt vor den Mund gepreßt wird. Damit ist das Schwerste vorüber, und es bleibt nur noch eine Formel nachzusprechen, durch welche sich der neue Mops verpflichtet, die Gesetze und Verordnungen dieser „vornehmen“ Versammlung befolgen und deren Geheimnisse in keiner Weise preisgeben zu wollen, widrigenfalls man ihn für unehrlich und des Umgangs mit dem andern Geschlecht für unwürdig halten soll.

Auf ein Zeichen des Obermopses fällt die Binde von seinen Augen, und sein erstaunter Blick gewahrt rings um sich die Möpse, welche gezückte Degen, Mopsfiguren und andere Symbole in den Armen halten. In eindringlicher Rede wird er nun auf die Wichtigkeit all der soeben erlebten Ceremonien hingewiesen und über das Wesen und den Zweck der Erkennungszeichen unterrichtet.

Das erste dieser Zeichen bestand darin, daß man den Mittelfinger scharf auf die Nasenspitze und die beiden Nebenfinger auf die Mundecken setzte, den Daumen unter das Kinn hielt, den kleinen Finger ausstreckte und die Zunge nach rechts weit aus dem Munde schob.

Das zweite Erkennungszeichen war nichts weiter als ein einfaches, ungesuchtes Auflegen der Hand auf das Herz. Diesem ging bei Erkennungsscenen stets das erste, das eigentliche Unterscheidungszeichen der Gesellschaft voran. Als drittes Merkmal diente das Paßwort ,Mur’, welches vom Knurren des Mopses hergenommen sein dürfte. Nach Kenntnißnahme von den Erkennungszeichen wurde der Neuling aufgefordert, die Möpse auf den Mund und die Möpsinnen auf die Backen zu küssen, sich dann in die Reihe zu begeben und Acht zu haben auf die ihm vorzutragenden Pflichten und Regeln des Ordens, sowie die Erläuterungen der auf den Fußboden gezeichneten Figuren.

Daselbst befand sich nämlich eine Aufzeichnung mit Symbolen, welche wir in obenstehender Illustration mittheilen: Mitten im Saale war ein Kreis über ein Quadrat geschlagen, in dessen vier Ecken ebenso viele Kerzen brannten. Im Centrum befand sich der Umriß eines Mopses (1) mit dem Kopfe nach Osten, und zu dessen beiden Seiten zwei Säulen (2), von denen die rechte die Treue und die linke die Freundschaft vorstellen sollte. Ihre Füße (3) versinnbildlichten die Aufrichtigkeit und die Beständigkeit. Zu Häupten des Mopses führte ein Thor (4) in den Palast der Liebe (5) mit seinem Schornsteine der Ewigkeit (6). Das Pflaster oder vielmehr der ganze innere Raum des Kreises war mit Herzen bestreut, welche mit dem Bande des Vergnügens, das westlich in dem dort befindlichen Gefäße der Vernunft (7) seinen Ursprung hatte, zum größten Theil umschlungen waren. Das Uebrige des Platzes diente zur Ausschmückung mittelst beliebiger Freundschaftssymbole.

Noch bleibt uns übrig, uns in die Tafelfreuden der Gesellschaft, wie sie nach „ernster“ Arbeit in der Loge gepflegt wurden, zu versetzen. Vor allem hielt man sehr auf die Platzordnung. Da sah man rechts vom Obermops die besuchenden Möpse, links

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1879). Leipzig: Ernst Keil, 1879, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1879)_337.jpg&oldid=- (Version vom 17.5.2021)