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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878)

einen riesenhaften und allerdings auch recht muthigen und unerschrockenen Mann, der überall als Unruhstifter und Ränkeschmied bekannt war und uns sowohl wie Anderen manche Noth bereitet hatte, ereilte die Nemesis. Als er, seit unserem Abzug immer übermüthiger geworden, im vorigen Jahre gegen die der ehemaligen deutschen Station benachbarten Factorei, die in ihren Handelsbeziehungen schon viel von ihm zu leiden gehabt hatte, einen Gewaltstreich auszuüben versuchte, wurde er von dem Factoristen vor der Thür seines bedrohten Waarenlagers erschossen. Der Küstenstrich hat keinen Grund über seinen Tod zu trauern.



Blätter und Blüthen.


Der falsche Fang. Der Zeichner unseres Bildes (S. 629) erzählt: „Es ist eine einfache, aber traurige Geschichte: An einem schönen Sommernachmittage, als gerade keine Schule war, zogen zwei Knaben und ein kleines Mädchen zum Fischen in dem nahen Mühlbach. Dort angelangt brachten sie an dem Angelhaken einen großen Regenwurm als Köder an, und nun wurde der Versuch gemacht, einen großen Fisch zu fangen. Gemüthlich schwammen einige alte und junge Enten in dem genannten Bach. Schon ist die Angel in die Mitte des Wassers geworfen; die Kinder erwarten sehnsuchtsvoll den Fisch, der anbeißen soll. – Da spannt sich plötzlich die Schnur, aber – Entsetzen und Jammer zeigte sich auf den Gesichtern der Kinder. Nicht ein Fisch, sondern Lise, die weiße Ente, hat den Regenwurm verschluckt. Vergebens suchen sie dieselbe vom Haken zu befreien. Endlich werfen sie die Angelruthe weg, laufen geängstigt nach Hause und gestehen reumüthig die That. Natürlich erhielten sie eine möglichst gerechte Strafe. Der Maler hat diese traurige Geschichte im Bilde vereinigt und bittet diejenigen um Verzeihung, welchen sie nicht gefallen sollte.“



Zum Geheimmittelschwindel. „Winter’sche Gichtketten mit Flußableitung.“ Unter diesem Titel preist seit einigen Wochen ein C. Winter aus Berlin in zahlreichen Zeitungen ein angeblich unfehlbares Heilmittel an gegen alle denkbaren rheumatischen Krankheiten. Nach den Anpreisungen des Erfinders unterscheiden sich diese Ketten von den bisherigen dadurch, daß sie täglich nur zwölf Stunden getragen werden dürfen; die übrige Zeit des Tages müssen dieselben nämlich aufgehängt werden, damit der aufgesogene gichtische Stoff in die Erde abfließen kann. Wer die Heilung beschleunigen will, muß daher zwei Ketten kaufen. Ich ließ mi eine solche Gichtkette kommen und erhielt ein ziemlich roh gearbeitetes, aus achtzehn Paar Kupfer- und Zinkschlingen bestehendes Kettchen an dem eine ebenfalls aus diesen beiden Metallen gearbeitete kleine Kapsel hängt. Das Ganze kann vom nächsten besten Klempner für den zwanzigsten Theil des von C. Winter berechneten Preises hergestellt werden. Von irgendwelcher Wirkung kann selbstverständlich keine Rede sein. Für Diejenigen welche die angebliche Heilkraft dieser Gichtketten auf Elektricität zurückführen möchten, füge ich ausdrücklich hinzu, daß dieselben nicht eine Spur von Elektricität zu entwickeln vermögen.

Metz
M. Löhle.



Berichtigung. In der Redactionsbemerkung zu dem Artikel „Nach Mercator’s Projection“ ist der Entwurf des Mercator-Denkmals in Duisburg irrthümlich dem Stadtbaumeister Schultze zugeschrieben worden. Statt Schultze lese man: Schülke!


Kleiner Briefkasten.

M. L. in A. Kommt demnächst zum Abdruck. Bei ferneren Einsendungen wollen Sie aber stets nur auf eine Seite des Manuscriptes schreiben, eine Bitte, die wir andern Mitarbeitern gegenüber schon oft ausgesprochen haben und die hier für Alle noch einmal wiederholt werden mag.

Gallus – Frankfurt a. M. Sie haben Ihre Wette verloren.



Für unsere von zwiefachem Unglück heimgesuchten Oesterreicher.

Wir leben in einer Zeit, welche an Stürmen jeder Art gegen Völker und Menschenglück so reich ist, daß die öffentliche Theilnahme selbst für die im Augenblicke ergreifendsten Schicksale durch immer neue Ereignisse rasch übertäubt wird und bald genug auch in der Tagespresse keine Nahrung mehr findet. Nur wenige Wochen sind vergangen seit alle Blätter ihre Spalten mit den Schilderungen der furchtbaren Ueberschwemmung in zwei der blühendsten Tiroler Alpenthäler füllten, – und schon heute verlautet in den außertirolischen Zeitungen über all jene Verwüstungen kein Wort mehr. Aber die Unglücklichen, welchen die Gletscherströme Ernte und Acker zugleich fortgerissen, welche wüste Gestein- und Schlammhaufen fanden, wo sie ihre Häuser und Fluren gesucht, diese Unglücklichen stehen noch heute vor ihrem unabsehbaren Elend und bedürfen ausgiebigster Hülfe. Für sie war in ihrer Armuth keine andere „Versicherung“ möglich, als die des Vertrauens, daß ihre Mitmenschen sie nicht ganz verlassen und dem Verderben preisgeben würden.

Was hier ein Sturm der Natur in wenig Stunden vollbracht, das bewirkt, nur noch wilder und grausamer als die Natur, zu gleicher Zeit und vielleicht noch lange für Tausende der Krieg. Der in seiner ganzen Ausbreitung und Stärke nicht vorausgesehene Widerstand, auf welchen Oesterreichs Truppen in Bosnien stießen, kostet dem stammverwandten Nachbarreiche schwere Opfer, die schwersten an Menschenleben und Familienglück. Wir brauchen unsere deutschen Leser nicht erst an jene Tage zu erinnern, wo wir nach den „Verlustlisten“ unserer eigenen Heere in Frankreich mit zitternden Händen gegriffen, um sie zugleich daran zu mahnen, mit welch brüderlicher Theilnahme man damals in Oesterreich für unsere Verwundeten und die Wittwen und Waisen der Gefallenen gesammelt hat. – Jetzt ist es an der Zeit, Treue gegen Treue, Theilnahme gegen Theilnahme zu bewähren.

Und so richten wir nun an unsere Leser die Bitte, für unsere von solchem zwiefachen Unglück heimgesuchten Oesterreicher recht tief in die Säckel zu greifen. Wir sagen „unsere Oesterreicher“, weil die „Gartenlaube nicht ein Blatt nur der Deutschen im Reiche, sondern des ganzen deutschen Volkes ist, das ja jenseits der Reichsgrenzen und der Meere noch nach Millionen zählt. An sie Alle ergeht unsere Bitte. Gaben ohne besondere Bestimmung theilen wir zwischen die Tiroler und die Kriegsbedrängten. Der Opferstock ist aufgestellt: möchten wir recht bald berichten können, daß er in den Stand gesetzt ist, Wunden heilen und Thränen trocknen zu helfen.

Leipzig, im September 1878.
Die Redaction der „Gartenlaube“.



Bock’s Buch. 12. Auflage complet.
Dieses schon bei seinem ersten Erscheinen allgemein warm aufgenommene, jetzt in 150,000 Exemplaren verbreitete Werk:
Das
Buch vom gesunden und kranken Menschen.
Von Professor Dr. Carl Ernst Bock.
Mit 169 feinen Abbildungen.
Zwölfte umgearbeitete und vermehrte Auflage.
Mit dem Portrait des Verfassers in Stahlstich.
Eleg. brosch. 9 Mark. Eleg. geb. 10 Mark.

hat seinen alten Ruf, als Hausschatz der Familie zu gelten, auf’s Neue bewährt und wird, in seinen Erfolgen unerreicht, auch in der zwölften Auflage als Helfer in der Noth wieder willkommen geheißen werden.

Die Verlagshandlung Ernst Keil in Leipzig.

Auch in 12 Lieferungen à 75 Pfennig zu beziehen.



Nicht zu übersehen!

Mit nächster Nummer schließt das dritte Quartal. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das vierte Quartal schleunigst aufgeben zu wollen.

Die Postabonnenten machen wir noch besonders auf eine Verordnung des kaiserlichen General-Postamts aufmerksam, laut welcher der Preis bei Bestellungen, welche nach Beginn des Vierteljahrs aufgegeben werden, sich pro Quartal um 10 Pfennig erhöht (das Exemplar kostet also in diesem Falle 1 Mark 70 Pfennig statt 1 Mark 60 Pfennig). Auch wird bei derartigen verspäteten Bestellungen die Nachlieferung der bereits erschienenen Nummern eine unsichere.

Die Verlagshandlung.



Verantwortlicher Redacteur Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878). Leipzig: Ernst Keil, 1878, Seite 632. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1878)_632.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)