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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878)


gemacht werden, also weder auf dem Fußboden, noch auf einem Bretterboden des Bettgestelles. Man stellt vielmehr letzteres auf Füße von der Höhe, daß man sich bequem auf den Bettrand setzen und also leicht niederlegen und aufstehen kann, und giebt ihm einen aus Gurtenflechtwerk oder aufgespanntem starkem Leinen bestehenden Boden; weit besser, sowohl luftiger als elastischer, sind die leider für Unbemittelte zu theuren Springfeder- und Drahtnetzmatratzen. Letztere, mit zusammenklappbaren eisernen Gestellen, sind besonders empfehlenswerth, wo der Raum der Schlafstätte bei Tage anderweitig benutzt werden muß, da das ganze Bett sich leicht beseitigen läßt.

Zur Bedeckung des Körpers dienen am besten wollene oder wattirte Decken; für die Füße, welchen mehr Zusammenhalten der Wärme nöthig ist, so wie für kleine Kinder und unter Umständen für magere, schlecht genährte Leute, auch möglichst leichte, mit einem dichten Ueberzuge versehene Federbetten. Mehrfache Decken bieten den großen Vortheil, daß die Bedeckung durch Herausziehen oder Zurückschlagen einzelner leicht dem verschiedenen Wärmebedürfniß und dem Wechsel der Außenwärme angepaßt werden kann.

Während es zweckmäßig ist, die Füße warm zu halten und vor der Berührung der Bettlade zu schützen, welch letztere ebenso wie kalte Füße den Schlaf stört, häufig auch Fuß- und Wadenkrampf veranlaßt, besonders nach Anstrengungen der Beine, muß der durch reichliche Blutzufluß besser erwärmte Kopf eher kühl gehalten werden; ihm dient deshalb eine ziemlich feste Unterlage von Roßhaar, durch die auch bei Kindern der durch Ueberhitzung entstehenden Gehirnreizung und dem Kopfschwitzen entgegengewirkt wird. Der kühl gehaltene Kopf erwacht Morgens frischer, auch werden die Augen durch Erhitzung in Federkissen oft trübe und angegriffen; nur Kahlköpfigen, die bei Tage an den Schutz einer Perrücke gewöhnt sind, ist eine wärmende Schlafmütze gestattet, bei empfindlicher, zu rheumatischen Schmerzen geneigter Haut wohl gar anzurathen. Ebenso werden die kahlen Köpfe kleiner Kinder zweckmäßig durch ein leichtes Häubchen vor der wechselnden Wärme und örtlicher Abkühlung durch Luftzug geschützt; lästige, oft sogar durch Erschwerung des Saugens gefährliche Schnupfen werden nicht selten durch vorzeitige Abhärtungsversuche hervorgebracht und weichen erst, wenn der mangelnde Schutz des Haares durch gelinde, nicht erhitzende Einhüllung des Kopfes ersetzt wird.

Alle zur Herstellung unserer Betten gebrauchten Stoffe sammeln nicht nur Staub, sondern auch die Bestandtheile der menschlichen Ausdünstungen, Wasser, Schweiß, Hauttalg und Oberhautschüppchen, auch Ansteckungsstoffe von Krankheiten, und geben dies mehr oder weniger leicht bei Erschütterungen, wie beim Bettmachen, beim Auf- und Zudecken, oder bei Erwärmung (an den Darinliegenden) wieder von sich. Auch findet bekanntlich Ungeziefer verschiedener Art seine Schlupfstätten und Brutwinkel darin. Deshalb ist tägliche Lüftung, häufiges Ausklopfen, gründliches Trocknen im Sonnenschein, zuweilen Ausschwefeln oder Ueberhitzung (zur Zerstörung von Ansteckungsstoffen und Ungeziefer), so weit es möglich ist, also bei Betttüchern, Ueberzügen und Decken, auch Waschen (nöthigenfalls mit Lauge, Chlorwasser oder anderen desinficirenden Mitteln) nothwendig.

Daß Bettschränke, Bettladen und Schlafdivans, in welche die Bettstücke gleich nach der Benutzung Morgens eingepackt werden, alle solche Verunreinigungen zusammenhalten, ist selbstverständlich; aber auch die leider noch sehr allgemeine Sitte, das Bett gleich Morgens zu machen und mit einer dichten „Staubdecke“ zu belegen, führt zu dem gleichen Uebelstande, der nur schlecht gewöhnten Riechnerven gleichgültig sein kann. Zur täglichen Reinigung und Lüftung der Betten gehört, daß jedes Stück Morgens tüchtig ausgeschüttelt oder geklopft und einem möglichst kräftigen Luftstrom ausgesetzt werde. Ringel, Ständer oder reckartige Vorrichtungen an dem freistehenden Ende der Bettstelle, über welche das Oberzeug zurückgeschlagen wird, sind höchst zweckmäßig und überall leicht anzubringen. Daß beim Bettmachen Fenster und Thüren geöffnet sein müssen, um Staub und schlechte Luft hinauszulassen, daß im Schlafzimmer überhaupt möglichst wenig Staub und Unreinigkeit geduldet werden dürfen, da all dergleichen in die Betten eindringt und von ihnen festgehalten wird, ist ebenfalls selbstverständlich.

Um die Betten von noch nicht an Reinlichkeit gewöhnten Kindern, sowie von gewissen Kranken gegen Durchnässung und Beschmutzung zu schützen, haben die wasserdichten Einlagen von weichem Gummizeuge rasch eine große Verbreitung erlangt. Abgesehen davon, daß diese Schutzdecken nicht gar selten der Unreinlichkeit und Bequemlichkeit (oder Faulheit der Wärterinnen) Vorschub leisten, klebt ihnen der Uebelstand an, daß sie für Luft undurchgängig sind und neben anderen Ausscheidungen auch Hautausdünstung und Schweiß auf ihrer Fläche zurückhalten. Derselbe Vorwurf ist den für die Krankenpflege häufig unentbehrlichen Luft- und Wasserkissen zu machen. Außer der strengsten Reinlichkeit, häufigem Abtrocknen (auch der Haut) und öfterem Wechseln der Unterlagen ist deshalb stets ihre Bedeckung mit dickem oder mehrfach zusammengelegtem Leinen nothwendig.

Die Bettstellen sollen nur aus gut geöltem, mit Firniß überzogenem oder polirtem, möglichst hartem und gut gefugtem Holz oder aus Eisen bestehen und keinen festen Boden haben. Manches Holz ohne Ueberzug nimmt Staub und Feuchtigkeit, auch wohl Ansteckungsstoffe auf und ist der Zerstörung durch Holzwürmer ausgesetzt; schlechte Fugen könne außerdem Ungeziefer und dessen Brut beherbergen. Himmelbetten sind als Aufspeicherungsanstalten für Staub u. dergl. m., sowie als Verhinderer ausreichender Lüftung bei Nacht und bei Tage anzusehen und deshalb nur ausnahmsweise, in besonders großen, gut gelüfteten Zimmern und bei peinlichster Reinlichkeit zuzulassen.




Palmeta und Pineta.
Ein tropisches Vegetationsbild.
Von Keller-Leuzinger.

Als sich zu Anfang des 16. Jahrhunderts die Banden beutelustiger Spanier über den neuen Continent ergossen, waren sie erstaunt, auf den Vorbergen des mexicanischen Hochlandes, wo sie sich nach Durchwanderung des feucht-heißen Küstenstriches zum ersten Male wieder an frisch sprudelnden Quellen erlaben konnten, zwei Pflanzenformen bei einander zu finden, die sie, als Vertreter sehr verschiedener Klimate, sonst nur an räumlich weit aus einander liegenden Punkten zu sehen gewohnt waren: Palmen und Nadelhölzer, Palmeta und Pineta. Die ersteren hatten sie zuvor nur in dem sonnenglühenden Afrika oder in dem südlichsten schmalen Küstenstriche ihrer Heimath, die letzteren auf den unwirthlichen Höhen ihrer Sierras, oder, wenn das Kriegsgeschick den Einen und Andern schon weiter verschlagen, in den jedem Südländer doppelt fremd erscheinenden europäischen Norden gefunden. Hier aber, auf dem Boden der neuentdeckten Welt, standen sie Stamm an Stamm: die mächtige, stolz aufgeschossene Pinie und in deren Schatten die zierliche Palme mit den schwanken, dicht befiederten Wedeln, sodaß dieselbe Brise, welche diese letzteren zerzauste, auch die mächtigen, quirlständigen Candelaberäste der Araucaria, jener hundert bis hundertfünfzig Fuß hoch wachsenden Coniferen- (Nadelholz-) Gattung, erzittern machte.

Die merkwürdige Vereinigung dieser beiden Pflanzen ist indessen keineswegs auf die neue Welt, oder gar auf jene mexicanischen Hochlande beschränkt; überall, wo innerhalb der Tropen oder der nächst angrenzenden Zone durch eine größere Erhebung über den Meeresspiegel, sowie durch reichliche atmosphärische Niederschläge die hauptsächlichen Bedingungen zu dem Gedeihen beider Formen erfüllt sein werden, müssen sich dieselben vorfinden; so in Indien an den Abhängen des Himalaya, und so in den Südprovinzen von Brasilien, wo hinter dem bis auf sechstausend Fuß sich erhebenden Küstengebirge ein breites Hochland mit einer mittleren Erhebung von zweitausend Fuß gegen die gewaltige Rinne des Paraná und Uruguay allmählich sich niedersenkt.

Wenn wir bei unseren Forschungsreisen auf dem Iguassúflusse in der brasilianischen Provinz Paraná einige der überall herumliegenden dürren Endbüschel der Araucarienäste brennend

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878). Leipzig: Ernst Keil, 1878, Seite 428. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1878)_428.jpg&oldid=- (Version vom 9.8.2016)