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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878)


Wallenstein’s zu danken; sie war vielmehr der Lohn für seine ausgezeichneten Dienste als kaiserlicher Rath und noch mehr als kaiserlicher General, am meisten aber vielleicht für die Geschicklichkeit, mit welcher er als kaiserlicher Principal-Bevollmächtigter im Jahre 1648 den Westphälischen Frieden zu Stande bringen half. Der Graf hatte sich zwar im Jahre 1651 mit Maria Benigna Franziska, einer Tochter des Herzogs zu Lauenburg, vermählt, aber seine Ehe war kinderlos geblieben, sodaß auch die sympathische Person des „Max“ ihre Entstehung ausschließlich dem Dichtergenius Schiller’s zu verdanken hat. Octavio Piccolomini starb zu Wien am 10. August 1656. Das obenerwähnte kaiserliche Schreiben aber lautet:

„Ferdinandt der Dritte von Gottes gnaden Erwölter Römischer Kaiser zu allen zeitten Mehrer des Reichs. Hochgeborner Lieber Vetter und Fürst, auch Wohlgeborn, Edel, Ersamb, Gelehrte vnd liebe getrewe, Wir geben Dr. Liebden vnd Euch hiermit gnädiglich zu vernehmen, daß Wir Unsern geheimben Rath, Cämmerer, General-Leutenandt, Hartschierhaubtmann und bestellen Obraten Octavium Grauen Piccolomini de Arragona, Duca de Amalfi, Herrn zu Rachott, Ritter des guldenen Flüß und seine künftige Männliche Eheliche Leibs- oder in mangel derselben einen anderen Erben aus seinem Geschlecht, welchen er künfftig namhaft machen würd, wegen seiner Uns und dem heyl. Reich, vermittelst Verrichtung ansehnlicher Commissionen vnd Legationen eröffnung seines hochvernünfftigen treven Raths in den wichtigst vnd gebeimbsten Sachen vnd zu Fortstellung Vnser, deß hayl. Römischen Reichs vnd Vnsers Hochlöblichsten Erzhauß Oesterreichs, derselben Erbkönigreich vnd Ländern Hochheit vnd Wohlfahrt gedeyende Geschaffen vnd sonst in andere mehrvag gelaisteten getrewesten und hochersprießlichen Hof- vnd Kriegsdienste, auch uhralten Geschlechts vnd Fürstl. Qualiteten vnd Aigenschaften, in den Reichs Fürstenstandt mit allen dazu gehörigen Praerogativen dergestalt erhebt, daß alzeit der Elteste des Geschlechts der Grauen Piccolomini de Arragona Duca d’Amalfi den Fürstl. Nahmen und Stand allein führen solle, wie Vnser Kayserl. hierüber gefertigtes Diploma mit mehrerem außweißet.

Alß haben wir Deiner Liebden vnd Euch solches zu notificiren für ein nothdurfft erachtet, mit dem gnädigsten gesinnen vnd Begehren, Sy wollen bey Vnsers Kayserl. Cammergerichts-Cantzley die Verordnung thuen, damit Ihme Fürsten Piccolomini hinfüro in allen Expeditionibus der gebührliche Fürstl. Titul wann in Vnserem Nahmen an Ihn geschrieben oder decretirt würde, neben dem Praedicat Vnserm lieben Oheimb vnd Fürsten mit Dr. Liebd. gegeben werde, Verbleiben Dr. L. vnd Euch etc. mit Kayserl. Gnaden vnd allem guetten wohlbeygethan. Geben in Vnser Statt Wienn den achten October Anno sechtzehnhundertvndfünfzig, Vnserer Reiche des Römischen im Vierzehenden, deß Hungarischen im Fünfvndzwanzigsten vnd des Böheimbischen im Dreyvndzwanzigsten. Ferdinand.“J. L.     


Instinct oder Ueberlegung? Einen Beitrag zur Beantwortung dieser Frage dürfte folgende von mir gemachte Beobachtung liefern: In einer landwirtschaftlichen Oekonomie war der Hühnerstall über dem Kuhstall in der Weise angebracht, daß eine Oeffnung des Hühnerstalls sich in dem Kuhstall befand. Die Hühner konnten nun sowohl durch diese, wie auch durch die andere nach dem Hofraum führende Oeffnung aus ihrem Stalle und hinein gelangen. Der regelmäßige Eingang der Hühner fand durch die nach dem Hofe angebrachte Oeffnung statt, weil hier den Hühnern, die bekanntlich sehr schlecht und namentlich unsicher fliegen, eine Leiter gebaut war. Nur der Hahn machte eine Ausnahme, indem er fast regelmäßig, sofern er den Kuhstall offenstehen fand, den Weg zu seinem Nachtquartier durch die im Kuhstall angebrachte Oeffnung nahm. Hier war nun keine feste Leiter angebracht, denn die Oeffnung diente nur dazu, damit die Bewohner des Hauses den Hühnerstall revidiren konnten, und wurde zu diesem Zwecke jedesmal eine Leiter erst angesetzt. Der Hahn pflegte nun, weil die Oeffnung für seine Flugfähigkeit zu hoch lag, regelmäßig auf den Rücken der unter der Oeffnung stehenden Kuh zu fliegen und von da weiter in die Oeffnung hinein. Stand die Kuh in diesem Augenblicke, so erreichte der Hahn sein Ziel. Hatte sich indeß die Kuh niedergelegt, so bemerkte er jedenfalls gleich, daß es ihm bei dieser Sachlage nicht möglich wurde, die Oeffnung zu erreichen. In diesem Falle nun trat der Hahn regelmäßig an die Kuh heran und pickte derselben mit seinem Schnabel so lange in das Fleisch, bis die Kuh dieses Pickens überdrüssig wurde und aufstand. Alsdann nahm der Hahn sofort den Rücken der Kuh in Besitz, um von dieser erhöhten Stellung zu seinem Volke zu gelangen.

Ein andermal bemerkte ich, wie zwei benachbarte Hähne sehr oft feindlich, vielleicht aus Eifersucht, an einander geriethen. Der eine Hahn wurde nun von dem andern stets von ein und derselben Seite angegriffen. Mir schien diese Kampfesweise mit Recht auffällig, und ich bemühte mich deshalb den Grund hierfür zu erforschen. Die Frage war für mich gelöst, als ich von dem Besitzer des Hahnes ganz zufällig in einem Gespräche erfuhr, daß sein Hahn auf einem Auge blind sei. So hatte sich der eine Hahn die von ihm bemerkte Schwäche seines Gegners zu Nutze gemacht.A. Pf.     


Zu dem Artikel „Die Schriftsprache der durch Schlaganfall Gelähmten“ erhalten wir folgende Zuschrift:

„Geehrte Redaction! Aus Veranlassung des in Nr. 5, S. 90 der ‚Gartenlaube‘ gebrachten Aufsatzes über die Schrift einseitig Gelähmter möchte ich noch einige Bemerkungen hinzufügen. Als ich vor mehreren Jahren in der Ambrosianischen Bibliothek zu Mailand zuerst jenen berühmten Codex atlanticus des Leonardo da Vinci sah, von dem später ein leider nur sehr kurzer Auszug veröffentlicht worden ist, legte ich mir, wie wohl Jeder thut, der zum ersten Male jenes kostbare Werk zu Gesicht bekommt, die Frage vor: Was bewog wohl Leonardo, nach Art der Orientalen von der Rechten zur Linken zu schreiben, sodaß man sich genöthigt sieht, beim Lesen seiner Schriften einen Spiegel zu gebrauchen? Die gewöhnliche Erklärung ist: daß er seine Schriften nicht jedem oberflächlichen Leser zugänglich machen wollte. In Neapel wurde ich indeß eines Bessern belehrt. Ich fand dort in der Nationalbibliothek das Manuscripttagebuch des Geistlichen Antonio de Beatis aus Melsetta, der im Jahre 1517 im Gefolge des Cardinals de Aragona eine Reise durch Deutschland, die Niederlande und Frankreich machte. Der Cardinal besuchte auf dieser Reise auch Leonardo da Vinci, der in der Umgegend von Amboise in einer ihm vom Könige Franz dem Ersten geschenkten Villa (jetzt Clos-Lucé genannt) die letzten Jahre seines Lebens zubrachte. De Beatis sagt von ihm: ‚Daß nicht viel Gutes in der Malerei von ihm mehr zu erwarten sei, da eine Lähmung der rechten Hand ihn dazu untüchtig mache.‘ Beim Durchlesen dieser Worte drängte sich mir sofort der Gedanke auf: sollte dies vielleicht die Ursache der umgekehrten Schrift des Leonardo gewesen sein? Ich stellte sogleich einen Versuch an, mit der linken Hand zu schreiben, und fand zu meinem nicht geringen Erstaunen, daß ich, ohne es je vorher versucht zu haben, ziemlich gut mit derselben, doch ganz unwillkürlich von rechts nach links, schreiben konnte. Der Leser wird dies bei einem Versuche bestätigt finden, auch ohne daß eine Lähmung der Rechten ihn zum Gebrauche der Linken zwingt. Die Spiegelschrift des Leonardo da Vinci findet so ihre Erklärung, und wir können wohl mit Sicherheit annehmen, daß der große Meister seine zahlreichen Schriften über Malerei, Hydraulik, Mechanik, Anatomie etc. in seinen späteren Jahren abgefaßt habe, als die durch Antonio de Beatis constatirte Lähmung seiner rechten Hand ihm das fernere Malen erschwerte.

     Stuttgart. Dr. Julius Schmidt.“     



Im alten Park.
(Mit Abbildung S. 267.)

Sommergluth! Ein tief Ermatten
0 Schläfert ein das Grün;
Durch des Parks krystallne Schatten
0 Flammt der Sonne Glühn.

Fern im Winkel, wo zum Weiher
0 Sich die Treppe senkt,
Wehn wie ungesehne Schleier
0 Lüftchen dunstgetränkt.

Unten spült die klare Welle
0 Ueber Platten sacht;
Droben glänzt ein Lustbau helle
0 Ulmenüberdacht,

Und am Treppenfuß Figuren
0 Aus versunkner Zeit –
Ueberall verwehte Spuren
0 Alter Herrlichkeit.

Trällernd zu dem Weiher nieder
0 Steigt ein junges Blut.
Bis ihr Mädchenkopf sich wider-
0 Spiegelt in der Fluth.

Für die Fischlein streut sie Brocken,
0 Und der Spiegel wallt –
Aber ihre Lieder stocken,
0 Und sie schauert’s kalt.

Quälend drückt das dumpfe Schweigen
0 Und der Moderdunst;
Die Figuren lächeln, neigen
0 Sich in starrer Gunst –

Scheu enteilt sie den Gestalten:
0 Durch das Herz der Maid
Wandelt das Gespenst der alten,
0 Längstvergangnen Zeit.

 Victor Blüthgen.


Bleifreie Kochgeschirre. Ergänzend die Notiz in Nr. 5 unseres Blattes theilen wir auf Wunsch der betreffenden Interessenten unseren Lesern mit, daß außer den in gedachter Nummer erwähnten acht Firmen, welche unserem ärztlichen Correspondenten Stücke ihrer Fabrikate zur Untersuchung und Prüfung auf gesundheitsschädliche Substanzen einschickten, noch folgende Firmen in gleicher Weise Gelegenheit geboten haben, uns von der gesundheitsgemäßen Fabrikationsweise ihrer Producte zu überzeugen: Justus Aßmann, Fabrik emaillirter Eisenblechwaaren in Neuwied am Rhein; Haardt u. Comp., Metallwarenfabrik in Wien; Franz Wagenführ, Eisenhütten- und Emaillirwerk zu Tangerhütte; Ed. Windgassen in Remscheid; Gebrüder Sahler, Stromberger-Neuhütte bei Bingerbrück, und Brünner Eisen-Email-Kochgeschirr-Fabrik von Heinrich Czerwinka’s Wittwe und Sohn in Brünn. – Die Fabrikate der genannten Firmen wurden chemisch auf das Genaueste untersucht und besteht das verwandte Email lediglich aus bleifreien Substanzen. Auch enthalten dieselben keine anderen irgendwie gesundheitsschädlichen Stoffe. Alle den eingesandten Stücken gleichen Fabrikate sind demnach als der Gesundheit unschädlich zu bezeichnen.



Verantwortlicher Redacteur Dr. Ernst Ziel in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1878). Leipzig: Ernst Keil, 1878, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1878)_270.jpg&oldid=- (Version vom 10.10.2023)