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Verschiedene: Die Gartenlaube (1876)


Wasserdrucke also von circa sechshundert Atmosphären, würde das Wasser nach W. F. Maury’s Berechnung nur um drei Maßprocente dichter sein als an der Oberfläche, das heißt: hundert Liter Wasser würden dort auf den Raum von siebenundneunzig Litern zusammengedrückt werden. In einem so wenig verdichteten Wasser sinkt noch jedes Sandkörnchen unter.

Interessanter ist der zweite Punkt Ihrer Frage. Wie oft haben Salon-Physiker ihr Publicum mit der Versicherung in Erstaunen gesetzt, daß jeder Mensch je nach seinem Körperumfang eine Atmosphärenlast von dreißig- bis vierzigtausend Pfund auszuhalten und beständig mit sich herumzuschleppen habe, aber weder Sie, noch Fräulein Taglioni werden jemals von dieser eingebildeten Last Beschwerden empfunden haben. Sie hebt sich, weil nach allen Seiten gleichmäßig drückend, von selbst auf und ist für das Wesen, welches darunter geboren ist, gleich Null. Und gerade so wenig, wie wir von unseren drei- bis vierhundert Centnern, werden die Tiefseethiere von einem mehrere hundert Mal größeren Drucke zu Brei gedrückt werden, ja denselben überhaupt nur spüren. Denn allerdings leben in Tiefen, die weit über tausend Faden hinausgehen, zahlreiche Thiere, wie dies die Tiefseeforschungen unserer Tage im Gegensatze zu früheren Annahmen gezeigt haben, und diese oft gallertartig weichen Bewohner des Meergrundes sterben im Gegentheil oftmals, wenn man sie in höhere Regionen hinaufbringt, ebenso wie der Mensch zu Grunde geht, wenn er sich im Luftballon über die Luftdichte, für die er organisirt ist, hinauswagt. Allerdings ist diese Gefahr für Wasserthiere wegen der geringeren Dichtigkeitsunterschiede kleiner als für die Luftthiere, doch giebt es einzelne in achtzig bis neunzig Faden Tiefe lebende Fische, die sogar mit einem Knalleffekt aus dem Leben scheiden, wenn man sie an einer langen Angelschnur plötzlich in die Höhe zieht. Die Luft in ihrer Schwimmblase ist nämlich bei dem in jenen Tiefen herrschenden Druck von fünfzehn bis sechszehn Atmosphären sehr stark zusammengepreßt und dehnt sich, wenn dieser Druck plötzlich hinweggenommen wird, bis zu einem explosionsartigen Zerspringen des Thieres aus, ebenso wie man die Schwimmblase eines in der Küche secirten Fisches unter der Luftpumpe zum freiwilligen Zerplatzen bringen kann.

V. Z. in K. Was wir von dem Geheimmittel eines Dr. Killisch, angeblich in Dresden-Neustadt, gegen die Epilepsie halten? Gar nichts! Es sollte nunmehr auch in der Laienwelt bekannt genug sein, daß die wissenschaftliche Heilkunde ein untrügliches Mittel gegen die Epilepsie überhaupt nicht kennt, ja daß große Autoritäten zu der Ueberzeugung gelangt sind, daß es ein solches nicht giebt. Ueber das Geheimmittel dieses „Dr. Killisch“, angeblich in Dresden-Neustadt, wo Kranke ihn jedoch vergeblich suchten und wo er gar kein Domicil haben soll, können wir Ihnen zufällig eine ebenfalls wissenschaftlich begründete Auskunft geben. Dem Untersuchungs-Büreau des pharmazeutischen Kreisvereins in Leipzig wurde von einem Kranken eine Flasche der von ihm gebrauchten Arznei übergeben, und dieses berichtet darüber wie folgt: „Das am 24. vorigen Monats übersandte Mittel gegen Epilepsie ist der Untersuchung zufolge weiter nichts, als eine Auflösung von fünf Gramm Bromkalium in zweihundert Gramm Wasser. Eine derartige Medicin würde, wenn vom Arzte verordnet, nach der sächsischen Arzneitaxe fünfundsechszig Pfennige kosten, das heißt zu diesem Preise wird sie von jeder sächsischen Apotheke angefertigt.“ Vergleichen Sie damit den Preis des Geheimmittels, so werden Sie sofort an Bock denken und von seinem berühmten Ausspruche sich warnen lassen.

R. in L. Außer dem „Globus“ existirt nur noch eine Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde, die unter der bewährten Leitung des Professors Otto Delitsch in Leipzig erscheinende illustrirte Wochenschrift „Aus allen Welttheilen“. In allgemein verständlicher und ansprechender Weise und doch mit der nöthigen Gründlichkeit bringt das Delitsch’sche Blatt, das außerdem mit guten Illustrationen geziert ist, Belehrungen über allgemeine Erdkunde, Berichte über die neuesten Entdeckungen, längere Notizen über die Thätigkeit der geographischen Gesellschaften, Schilderungen aus Natur- und Völkerleben – genug Alles, was für Freunde der Länder- und Völkerkunde Interesse hat. Wir empfehlen es auch Ihnen.

J. v. K. Ein „Kloster, worin junge Mädchen eine streng-religiöse Erziehung erhalten“ kennt allerdings die Redaction der Gartenlaube nicht, aber selbst wenn sie Kenntniß von der Existenz eines solchen „Verziehungs-Instituts“ hätte, würde sie im Interesse Ihrer Tochter darüber schweigen. Ein fröhliches, lachendes Kind in düstern Klostermauern – das ist für uns ein undenkbarer Gedanke.

Ch. D. in L. Die allerdings vielfach verbreitete Ansicht, das Motiv zu dem freiwilligen Tode des Freiherrn Otto von Reinsberg sei in angeblichen Nahrungssorgen zu suchen, sind wir in der Lage als völlig unbegründet zu bezeichnen, da uns authentische Schriftstücke vorliegen, welche den Beweis liefern, daß die Finanzen des Schriftstellerpaares Reinsberg-Düringsfeld nicht nur durchaus geordnet, sondern auch auf längere Zeit hinaus gesichert waren. Der Entschluß Rheinsberg’s, seiner Gattin in den Tod zu folgen, ist vielmehr auf das seit dem Hingang der Letzteren ihn beherrschende Gefühl unerträglicher Vereinsamung zurückzuführen.

Abonnentin in Memel. Sie haben den scheinbaren Widerspruch in Carus Sterne’s „Werden und Vergehen“, daß die Umdrehungsgeschwindigkeit der Erde sich mit fortschreitender Zusammenziehung stetig beschleunigt haben und dennoch früher schon größer gewesen sein soll, als heute, ganz richtig gelöst. Die Geschwindigkeit nahm zu, bis die weitere Zusammenziehung der zu einer festen Masse erstarrten Dampflinse verschwindend klein wurde, und nahm von da an durch eine noch nicht völlig aufgeklärte Ursache, wahrscheinlich durch die entgegengesetzt wirkende Bewegung der Ebbe und Fluth, langsam ab. Ein kleiner, an einem Bindfaden festgeknüpfter Körper, den man, die Enden des Fadens in den beiden Händen haltend, erst im weiten Kreise, dann, den Faden anziehend, im engern Kreise schwingen läßt, zeigt sehr deutlich die Beschleunigung der Bewegung in Folge der Verkürzung des Drehungsdurchmessers und kann somit zur Versinnlichung eines wichtigen Vorganges der Weltbildung dienen.

Nr. 8998616. Wir haben diesen Blödsinn in den Orcus unseres Papierkorbes versenkt und würden Ihnen verbunden sein, wenn Sie uns mit weiteren Einsendungen derartiger Stilübungen verschonen wollten. Solche Freunde fehlen Wagner noch, um seinem an sich großartigen Wirken mehr und mehr den Stempel der Lächerlichkeit aufzudrücken.

Champs Elysées. Mit 12,000 Mark jährlicher Einkünfte können Mann, Frau und Kind in jeder deutschen Stadt sehr anständig und behaglich leben. Es fragt sich nur, welche Gegend, ob Süd- Mittel- oder Norddeutschland, Ihnen am meisten convenirt.

M. C. H. in Sch. Sie wünschen unsere Ansicht darüber zu hören, ob die Verwesung und Fäulniß der Blätter und sonstiger Pflanzentheile nicht zuweilen die Waldluft gegen die allgemeine Annahme geradezu ungesund machen könnte? Ihre Frage bezieht sich also wesentlich auf den herbstlichen Laubwald, und sofern es nur die lebenden Blätter sind, welche Kühlung, Frische und Lebensluft (Sauerstoff) ausathmen, hat der Laubwald im Spätherbste und Winter, nachdem die Blätter aufgehört haben zu athmen, jedenfalls keine Fähigkeit, bessere Luft zu bieten, als jeder andere mehr oder weniger geschützte Platz im Freien. Auch ist es zweifellos, daß die verwesenden Blätter der Luft Kohlensäure und einige andere Verwesungsgase zuführen wie denn der Waldluft an feuchten Herbsttagen ein entschieden dumpfiger Geruch eigen ist. Natürlich wird man also im Spätherbste den Nadelwald mit seiner spärlichen Streu als Luftcurort vorziehen. Eine bemerkenswerthe Schädlichkeit, die durch das verwesende Laub hervorgebracht würde, ist aber andererseits nicht zu befürchten, wie Sie ja auch an dem durchschnittlichen Wohlbefinden der Winter und Sommer im Walde hausenden Förster erkennen können. Das Laub giebt nämlich, ehe es fällt, die stickstoffreicheren Bestandtheile dem Baume zurück, und gerade diese sind es, welche bei der Verwesung die schädlichsten Gase erzeugen würden. Nachdem der erste Zersetzungsproceß schon im Wipfel erfolgt ist, geht die vollständige Verwesung am Boden so langsam vor sich, daß ihre Gase nicht merklich die Zusammensetzung der immerfort in den Tropenwäldern erfrischten und gerade in dieser Jahreszeit bei uns lebhaft bewegten Luft ändern können.

E. V. 21. Die Bühne ist in gewissem Sinne ein so unebener Boden, daß sehr oft Künstler mit gesunden Füßen darauf straucheln. Wir würden Ihnen daher trotz der schützenden Schleppkleider nicht rathen, sich mit Ihrem hinkenden Beine auf die weltbedeutenden Bretter zu wagen. – Manuscript unbrauchbar.

F. T. in Elberfeld. Nur viertausend Mark wünschen Sie von der „Gartenlaube“ für die weitere Ausbildung der jungen Künstlerin? Recht bescheiden! Aber vergessen Sie nicht, daß wir heute noch im November leben und Carnevalsscherze erst im Februar zur rechten Zeit kommen!

Stuttgart. Ueber den lange Zeit in Amerika vermißten und durch die „Gartenlaube“ gesuchten Gust. Hermann Blumhardt aus Stuttgart schreibt uns ein Herr Wanner in Walhalla. „Soeben kommt mir die ‚Gartenlaube‘ (Jahrgang 1875) in die Hände, und finde ich darin eine Liste von Vermißten, unter Andern auch Nr. 206: Gustav Hermann Blumhardt aus Stuttgart (Württemberg), welchen ich, wenn er der Sohn eines Hauptmann Blumhardt’s war, ganz gut kannte. Derselbe stand mit mir im Jahre 1874 in der Comp. D., 1. U. S. Cavalry-Regiment und fiel an meiner Seite von unzähligen Kugeln durchbohrt in „the battle of the Wilderness“ am 6. Mai 1874.“

L. N. in Birmingham. In London können Sie abonniren bei A. Duensing, 8 Little Newport-Street, Leicester Square oder bei August Siegle, 110 Leadenhall-Street oder bei Trübner u. Comp., 50 u. 59 Ludgate-Hill.


Nützlichstes Weihnachtsgeschenk für die Familie.
Das schon bei seinem ersten Erscheinen mit allgemeinem Willkommen begrüßte, jetzt bereits in 130,000 Exemplaren verbreitete Werk:
Das
Buch vom gesunden und kranken Menschen.
Von Professor Dr. Carl Ernst Bock.
Mit gegen 120 feinen Abbildungen.
Elfte mit der zehnten gleichlautende Auflage. Eleg. broch. 7 Mk. 50 Pf. Eleg. geb. 8 Mk. 75 Pf.

hat sich in zehn Auflagen bereits als Hausschatz der Familie bewährt und wird, unerreicht in seinen Erfolgen, auch in der elften Auflage als Helfer in der Noth wieder willkommen geheißen werden.

Die Verlagshandlung von Ernst Keil in Leipzig.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1876). Leipzig: Ernst Keil, 1876, Seite 816. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1876)_816.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)