Seite:Die Gartenlaube (1876) 657.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1876)


7) „Meteor“, ein Kanonenboot erster Classe, ist erheblich kleiner, als der „Nautilus“. Er hat seinen Stapellauf bereits am 17. Mai 1865 gemacht, hält 304 Tonnen und hat eine Maschine von 320 nominellen Pferdekräften. Von Geschützen führt er zwei Zwölf-Centimeter-Ringkanonen in Mittelpivotlaffeten und eine kurze Fünfzehn- Centimeter-Ringkanone in Rahmenlaffeten. Seine Besatzungsstärke beträgt vierundsechszig Mann. Commandant ist Capitain-Lieutenant Freiherr von Rössing.
8) „Medusa“, das nächstliegende Schiff, ist eine am 20. October 1864 vom Stapel gelaufene Glattdecks-Corvette. Ihr Tonnengehalt ist 970; ihre Maschine hat 800 nominelle Pferdekräfte. Sie führt neun Zwölf-Centimeter-Ringkanonen in Brookwelllaffeten und eine Acht-Centimeter-Bootskanone in Boots- und Landungslaffete. Die etatsmäßige Besatzungsstärke besteht in hundertneunzig Mann. Commandant ist Corvetten-Capitain Zirzow.
9) „Comet“, das ganz rechts auf unserem Bilde gleich dem „Meteor“ nur eben sichtbare kleine Schiff, ist ein Kanonenboot erster Classe von der Größe des „Meteor“ und mit einer Maschine von 250 nominellen Pferdekräften; es ist am 4. August 1860 vom Stapel gelaufen. Armirung und Bemannung ist genau dieselbe wie beim „Meteor“. Commandant ist Capitain-Lieutenant Pawelz.

Fassen wir nun die vorstehenden Zahlenangaben zusammen, so ergiebt sich daraus, daß die acht Schlachtschiffe des Geschwaders mit zusammen neunundsechszig Schiffsgeschützen, meist schwersten Calibers, armirt sind und außerdem noch siebenzehn Landungsgeschütze an Bord haben, während die etatsmäßige Besatzungsstärke aller vorher genannten Fahrzeuge zweitausendsechshundertsiebenundfünfzig Mann beträgt.

Hinsichtlich der Ausrüstung der größeren, namentlich der Panzerfahrzeuge, bedarf es hier noch der Erwähnung, daß jedes derselben neben den sonstigen auf jedem größeren Schiffe untergebrachten Booten eine Dampfbarkasse – das ist ein mit einer Dampfmaschine ausgerüstetes großes Boot – mit sich führt.

Wir hoffen uns den Dank der Leser zu verdienen, wenn wir ihnen zum Schlusse an nur einem Beispiele zeigen, in welche Bestandtheile die Besatzungsstärke eines größeren Panzerschiffes zu zerlegen ist.

Die Besatzungsstärke der Panzerfregatte „Friedrich Karl“, die wir für unser Beispiel wählen wollen, beträgt, wie vorher schon angegeben, 500 Mann. Diese 500 Mann aber vertheilen sich wie folgt: 1 Capitain zur See, 1 Corvetten-Capitain, 2 Capitain-Lieutenants, 4 Lieutenants zur See, 7 Unter-Lieutenants, 1 Premier-Lieutenant vom Seebataillon, 1 Stabsarzt, 2 Assistenzärzte, 1 Maschinen-Ingenieur, 1 Zahlmeister, 7 Decksofficiere 1. Classe und 4 Decksofficiere 2. Classe (Feldwebel), 12 See-Cadetten, 11 Obermaate (Sergeanten), 27 Maate (Unterofficiere), 59 Obermatrosen (Gefreite), 173 Matrosen, 2 Obermeisters-Maate, 2 Meisters-Maate, 1 Oberhandwerker, 11 Handwerker, 4 Obermaschinisten-Maate, 9 Maschinisten-Maate, 2 Oberfeuermeister, 5 Feuermeister, 14 Oberheizer, 42 Heizer, 1 Ober-Lazarethgehülfe, 1 Unter-Lazarethgehülfe; vom Seebataillon: 1 Stabs-Wachtmeister, 2 Stabs-Sergeanten, 3 Stabs-Unterofficiere resp. -Gefreite, 1 Sergeant, 5 Unterofficiere, 72 Gemeine und Spielleute für die verschiedenen Messen (Messe heißt auf den Kriegsschiffen soviel wie Tischgenossenschaft): 4 Köche und 4 Kellner. Dies sind die obigen 500 Mann, die den Besatzungs-Etat nur eines deutschen Kriegsfahrzeuges ausmachen.

Es ist das ein recht großer Apparat für die Abwickelung des Dienstes auf einem Schiffe, und ein Unkundiger könnte zweifeln, ob es bei solcher Complicirtheit möglich, daß stets Alles richtig ineinander greife. Wer aber einmal Gelegenheit gehabt hat, eines dieser Seeungeheuer in allen seinen Einrichtungen genauer kennen zu lernen und zu sehen, mit welcher echt deutschen Pünktlichkeit sich da jeder Dienst abwickelt, wie exact jedes Manöver unter dem Commando der erfahrenen Officiere von den braven Mannschaften selbst unter den schwierigsten Verhältnissen ausgeführt wird, dem werden ähnliche Zweifel nicht mehr aufkommen können und der wird mit uns das vollste Vertrauen gewinnen müssen zur Tüchtigkeit und Kampffähigkeit unserer Marine.

Wenn irgendwo die deutsche Einheit schon zur vollen Wahrheit geworden ist, so ist sie es in unserer Kriegs-Marine, zu der alle alle Gaue unseres lieben, großen deutschen Vaterlandes ihre braven Söhne als Contingent gestellt haben. „Gleiche Arbeit, gleiche Treue“ verbindet zu einem innigern Vereine die Söhne des deutschen Südens mit denen des Nordens auch auf den schwimmenden deutschen Vesten der Meere.

C. B.




Blätter und Blüthen.


Anastasius Grün. Wieder widmet die deutsche Literatur zugleich zwei Auserwählten ihre Kränze, einen Jubellorbeer dem Einen, einen Todtenkranz dem Andern – während man in Wien Vorbereitungen trifft, um den siebenzigsten Geburtstag Heinrich Laube’s zu feiern, sind auf Anastasius Grün’s Sarge die Blumen kaum verwelkt.

In dem gesinnungstapferen Wiener „Spaziergänger“ hat die österreichische Poesie ihren Ehren-Veteran verloren. Seine Dichtung ist eng verknüpft mit den politischen Kämpfen Oesterreichs; Grün war ein lyrischer Volkstribun, der die freien Forderungen und reformatorischen Ideen der Zeit in geharnischten Liedern zur Geltung brachte. Die Nachwelt wird von ihm rühmen, was die Mitwelt längst anerkannt hat, daß er zu einer Zeit schwerster nationaler Heimsuchungen seinem Volke einen Spiegel vorgehalten, in dem er ihm sein politisches und nationales Elend mannhaft und unerschrocken zeigte, daß er ihm aber zugleich als ein thatkräftiger Poet der Opposition den Weg wies, welcher es zu einem aus „Schutt“ erblühenden Frühling führte. Anastasius Grün’s unvergängliche Dichtungen, tief und bedeutsam ihrem geistigen Inhalte nach, edelschön und abgeklärt in der Form, sind ebenso viele Denkmale des politischen und freiheitlichen Ringens des österreichischen Volkes, aber nicht nur das leiht ihnen ihren Werth – sie weisen eine reiche Fülle rein menschlicher Schönheiten und Wahrheiten auf, welche sie weit hinausträgt über die Grenzen Oesterreichs. Das gesammte Deutschland, ja die ganze gebildete Welt betrauert das Hinscheiden dieses standhaften Verfechters von Freiheit und Menschenrecht.


Die Photographie der Töne noch einmal. Folgende Ergänzung eines kürzlich von uns veröffentlichten kleinen Artikels geht uns zur Mittheilung zu: „In Nr. 34 der ‚Gartenlaube‘ findet sich eine Notiz ‚Photographirte Musik‘, in welcher eine ‚Idee‘ des Professor H. Vogel zu Berlin mitgetheilt wird, mittelst Cyangasflämmchen musikalische Töne zu photographiren. Der betreffende Herr Berichterstatter bemerkt, daß derartige photographirte Musik in der Theorie schöner ausfällt, als sie sich in der Praxis darbieten würde. Nichtsdestoweniger ist das Problem, Töne und Accorde photographisch darzustellen, glänzend gelöst, jedoch nicht auf jene complicirte Methode, sondern höchst einfach, indem sehr dünne geschwärzte Glimmerblättchen an die schwingenden Saiten befestigt werden. Die Glimmerblättchen sind mit einer feinen punktförmigen Oeffnung versehen, durch welche mittelst Spiegelung je ein greller Sonnenstrahl geleitet ist. Wenn nun die Saite angeschlagen wird und in ihrem eigenthümlichen Tone vibrirt, macht das Glimmerblättchen und dessen grell beleuchteter Mittelpunkt die Tonschwingungen der Saite in gleicher Zeiteinheit mit. Wird ferner ein photographischer Apparat mit beweglicher Platte auf die Glimmerblättchen der tönenden Saiten gerichtet, so bilden sich alle Tonschwingungen in Curvenform auf der lichtempfindlichen Schicht des Apparates ab, die sich dann je nach der Dauer der Accorde und bei genügender Länge der Platte als zusammenhängende Toncurvenbilder aneinanderreihen. Die Photographie der Töne wurde inn Herbste 1875 von dem Mitarbeiter der ‚Gartenlaube‘, Dr. S. Th. Stein zu Frankfurt a. M., erfunden und ist in dessen größerem Werke ‚Das Licht im Dienste wissenschaftlicher Forschung‘, sowie in den bekannten ‚Poggendorff’schen Annalen für Physik und Chemie‘ (Septemberheft 1876) ausführlich beschrieben und durch viele Abbildungen erläutert worden.

Th.

Untersuchungsbüreau. Von Hamburger Agenten wird ein Mittel gegen Warzen und Hühneraugen vertrieben, das wahrscheinlich englischen Ursprungs ist. Wir übergaben es dem „Untersuchungsbüreau des Pharmaceutischen Kreisvereins zu Leipzig“ und erhielten darüber folgende Auskunft:

„Die Flüssigkeit in dem übersandten Glasröhrchen ist weiter nichts als ganz gewöhnliche rauchende Salzsäure, wie sie z. B. der Klempner zum Löthen braucht und wie sie zuweilen zu technischen Zwecken verwandt wird. Der Werth derselben ist gleich Null, das heißt: das ganze Pfund davon kostet etwa zehn Pfennige.“

Wir benutzen diese Gelegenheit, um auf das genannte Untersuchungsbüreau in weiteren Kreisen aufmerksam zu machen. In Folge der immer mehr überhand nehmenden Verfälschung vieler Nahrungsmittel, welche nicht nur den Geldbeutel, sondern auch das Wohlbefinden und selbst die Gesundheit der Menschen beeinträchtigt, hat bereits im vorigen Jahre der Verein der Apotheker des Regierungsbezirks Leipzig ein Büreau für Untersuchung von Nahrungsmitteln, sowie für gewisse hygieinische Zwecke, welche das öffentliche Wohl betreffen, errichtet. Dieses Büreau hat, wie aus einem im „Leipziger Tageblatte“ enthaltenen Berichte hervorgeht, seit etwa fünf Vierteljahren bereits eine bedeutende Anzahl von Untersuchungen ausgeführt und zwar hauptsächlich in Bezug auf Bier, Wein,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1876). Leipzig: Ernst Keil, 1876, Seite 657. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1876)_657.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)