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Verschiedene: Die Gartenlaube (1876)

fortgetragen wird. Dieses Schauspiel kann man an solchen Tagen oft sehen, und es ist im Ganzen ungefährlich, da man den Wirbeln leicht ausweichen kann. Sie ziehen auch paarweise und manchmal sogar zu mehreren dicht neben einander, aber alsdann in kleineren Dimensionen, über die weite Fläche und verleihen der sonst so todten und einförmigen Wüste ein eigenthümliches Leben. Abends ist dann der Himmel wieder schleierartig bedeckt, und rund um den Horizont zieht sich ein breites violettblaues Band, im Westen wegen der untergegangenen Sonne von brandrothen Streifen durchzogen, ein wunderschöner Anblick, der namentlich die Landschaftsmaler entzückt, obwohl

Die eingestürzte Elb-Eisenbahnbrücke bei Riesa. Nach einer photographischen Aufnahme.

diejenigen, die es nicht mit eigenen Augen gesehen, ein solches Bild übertrieben und unnatürlich nennen würden.

Nach dem 15. Mai weht kein Chamsihn mehr; der Wüstenwind, der sich nach dieser Epoche oft erhebt, ist kühl und deshalb sehr willkommen, wie überhaupt die Luft der Wüsten an sich niemals schwül und drückend ist.

Ist die Chamsihnzeit vorüber, so kommt der eigentliche Sommer mit seinen ununterbrochen heitern Tagen, so ununterbrochen, daß das ewig schöne Wetter nicht allein monoton, sondern fast langweilig wird, und daß man mit Sehnsucht der heimathlichen Gewitter und ihrer erfrischenden Regengüsse gedenkt. Doch unveränderlich steht immer, Tag für Tag bis Ende October, dieselbe strahlende Sonne am wolkenlosen Himmel und bannt uns für die Mitte des Tages unerbittlich an das Haus. Freilich läßt sie dafür die köstlichen Südfrüchte reifen: Datteln Bananen, Feigen und Orangen, und wenn man daheim in Deutschland die Oefen zum Einheizen herrichtet, beginnt für uns hier in Kairo ein herrlicher Frühling mit frischbelaubten Bäumen und grünenden Saaten.




Der Einsturz der Riesaer Eisenbahnbrücke.


Noch nie ist der deutsche Eisenbahnbau von einer Katastrophe betroffen worden, wie derjenigen des Einsturzes der Riesaer Elbbrücke. In den vierzig Jahren, die seit der Erbauung der ersten Eisenbahn in unserem Vaterland verflossen sind, ist noch kein größeres Bauwerk in einer Weise beschädigt oder zerstört worden, daß Zweifel darüber entstanden wären, ob die ausführenden Techniker alle das Bauwerk sichernden Vorsichtsmaßregeln getroffen haben.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1876). Leipzig: Ernst Keil, 1876, Seite 206. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1876)_206.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)