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Verschiedene: Die Gartenlaube (1876)

Kampf mit dem Wilderer.
Ein Winterbild von A. Franck in München.



Sondrio. Staunend aber sehen die Feinde die seltsam feierliche Procession; Keiner wagt eine Hand zu erheben gegen die durch Gottvertrauen Gewaffneten, und von Schritt zu Schritt mehrt sich Mingardini’s kleine Schaar. Als endlich das Häuflein auf dreiundsiebenzig gewachsen ist, da führt der Unerschrockene sie zum Thore der Stadt hinaus und von Höhe zu Höhe weit über die ragenden Schneegebirge hinweg, bis er sie Alle hinübergerettet hat nach dem schützenden Engadin, wohin der Arm der Empörer nicht mehr reicht.

Dieser glückliche Auszug der dreiundsiebenzig, vor denen die fanatisirten Mörder die Waffen wie beschämt gesenkt hatten, entflammte die Wuth der Glaubenseiferer, als die Geflohenen in Sicherheit waren, um so mehr, zumal inzwischen Guicciardi’s Söldlinge, „die von Durst nach Blut entbrannten“, wie es in Schriften aus damaliger Zeit heißt, in Sondrio eingetroffen waren. Drei Tage dauerte hier und in den benachbarten Ortschaften die Metzelei. Hier blieb keine Unthat ungethan; hier schlief kein Laster; hier war kein Schreckniß, das sich nicht in

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1876). Leipzig: Ernst Keil, 1876, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1876)_169.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)