Seite:Die Gartenlaube (1876) 153.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1876)

bedürfen keines gelehrten Commentars; sie sprechen für sich selbst, sind allgemein verständlich und daher auch im besten Sinne – volksthümlich.

Trotz dieser großen Arbeit hat Pfuhl noch die Zeit zu verschiedenen, mehr oder minder bedeutenden Arbeiten behalten. In seinem in der Fasanenstraße bei Charlottenburg gelegenen Atelier finden wir die Büsten des Fürsten von Hohenzollern-Hechingen, des Generals Hiller von Gaertringen[WS 1], des Generalmajors von Döring, des Obersten von Auerswald, der Frau Krug von Nidda und seiner Braut, des Fräulein Clara Meyer. Vor Allem aber dürften die nach der Todtenmaske gearbeitete Goethe-Büste durch ihre würdige Auffassung und die von einem Engländer bestellte Büste des berühmten Chemikers Hofmann durch ihre sprechende Aehnlichkeit und geistreiche Behandlung die Aufmerksamkeit des Beschauers erregen und den Kenner befriedigen. Aber auch die reinen Idealgestalten des Künstlers verdienen unsere Anerkennung und Bewunderung, besonders das Modell eines „Neugierigen


WS: Das Bild wurde auf der vorherigen Seite zusammengesetzt.


Mädchens“, welches gleich einer Pandora die verschlossene Büchse öffnet; ein Bild weiblicher Grazie, das sich durch Weichheit der Formen, Feinheit der Linien und Eigenthümlichkeit auszeichnet, ebenso wie das anmuthige „Mädchen mit den Tauben“. Augenblicklich hat der junge Meister die reizende Figur eines lieblichen Kindes vollendet, das gleich einer modernen Flora in dem aufgeschürzten Kleidchen eine Fülle der schönsten Blumen trägt und sich ganz besonders zum Schmucke eines fürstlichen Gartens eignen dürfte. Zur Erholung von seinen Anstrengungen hat Pfuhl vor Kurzem mit der Familie seiner Braut einen Ausflug nach Ober-Italien unternommen – die erste größere Reise, welche er sich gegönnt hat. Kaum zurückgekehrt, arbeitet er von Neuem mit rastlosem Fleiße an seinem großen Fries, welcher noch mehrere Jahre seine Thätigkeit beansprucht.

Eine wohlthuende Frische, eine gesunde Natürlichkeit, ein kräftiger Realismus, dem jedoch keineswegs Poesie und Idealität mangelt, sind die charakteristischen Eigenschaften des erst neunundzwanzigjährigen Künstlers, von dem wir noch eine Reihe neuer und bedeutender Schöpfungen erwarten dürfen, da er mit seinem Talente jenen Fleiß verbindet, den Goethe „die Hälfte des Genies“ nennt.

Max Ring.




Kraftsuppenmehl.[1]


Die Fortschritte, welche die Wissenschaft in den letzten Decennien auf dem Gebiete der Ernährungslehre des Menschen und der Lehre von den Nahrungsmitteln desselben gemacht hat, sind so erheblicher Art, daß wir erst seit dieser Zeit von einer Rationalität unserer diätetischen Maßnahmen sprechen können. Dank den Arbeiten der Chemiker und Physiologen ist eine Reihe von Lehrsätzen mit einer so großen Sicherheit und Klarheit festgestellt worden, daß dieselben als unumstößlich bezeichnet werden können. Diese Sätze sollen und müssen selbstverständlich nicht nur jedem Arzte vertraut sein, sie sind vermöge ihrer Klarheit auch jedem gebildeten Laien verständlich, und wenn man verlangen darf, daß keinem Arzte die wissenschaftliche Reife zugesprochen wird, welcher sich nicht in vollem Besitze der Kenntnisse von der Ernährungslehre befindet, so bildet es andererseits eine Aufgabe der öffentlichen Gesundheitspflege, das Publicum mehr und mehr mit den leicht faßlichen Grundsätzen der Ernährungslehre vertraut zu machen. Es wird dasselbe dann mehr und mehr zu der Einsicht gelangen, daß es sich auf diesem Gebiete nicht um wechselnde und individuelle Anschauungen oder um räthselhafte Erscheinungen und Wirkungen oder gar um Geheimnisse oder Wundermittel handelt, sondern daß, wie überall auf dem Gebiete der Natur, so auch hier Alles nach strengen Gesetzen geregelt ist.

Jeder Mensch bedarf zu seiner Existenz einer gewissen Menge bestimmter, verschiedener Stoffe, wie dies in früheren Jahren Professor Bock in diesen Blättern klar und anschaulich dargelegt hat. Die einen dieser Stoffe dienen vorzugsweise dazu, die Kraft zu körperlicher und geistiger Arbeit und bei dem Wachsthum des Individuums das Material zur Anbildung der Gewebe zu liefern. Die anderen sind besonders dazu bestimmt, eine ständige Quelle der Wärmebildung im Organismus abzugeben. Eine dritte Reihe hat wesentlich die Aufgabe, die zur Anbildung, Umsetzung und Wärmeproduction erforderlichen Umsetzungen jener erstgenannten Stoffe zu vermitteln, und eine vierte Reihe führt dem Leben des Menschen gewisse Erregungen zu, die allenfalls

  1. Den obigen Beitrag, auf welchen wir besonders die Mütter und Hausfrauen unter unseren Lesern aufmerksam machen, verdanken wir dem als Autorität auf dem Gebiete der Medicin bekannten Professor B. in M. Ob der Preis (1 M. 50 Pf.), für welchen das hier empfohlene Kraftsuppenmehl auf den Markt gebracht wird, nicht im Interesse der allgemeinen Verbreitung dieses Nahrungsmittels noch etwas niedriger zu greifen wäre, müssen wir dem Verfertiger desselben zur Erwägung anheimgeben.
    D. Red.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hillern von Grätringen
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1876). Leipzig: Ernst Keil, 1876, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1876)_153.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2019)