Seite:Die Gartenlaube (1874) 750.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1874)

zu thun hatte, der, nach Bericht der Polizeipräfectur in Paris, von der Cour imperiale daselbst wegen Betrugs ein Mal zu zwei und ein anderes Mal zu drei Jahren verurtheilt worden war.

Jene Publication hat in Deutschland, namentlich in Baiern, Würtemberg und Baden, sehr viele geneigte Ohren gefunden, denn es konnte Fénié, genannt Firmin, aus den eingesandten Thalern nicht nur sich, sondern auch einen Compagnon auf flottem Fuße erhalten. Der Nebenverdienst besteht darin, daß dem Betrogenen mittelst eines ihm zugesandten Circulars angerathen wird, mit amerikanischen Stahlfedern, englischen Scheeren, Edinburger Brillen, Papier, überhaupt mit Artikeln Handel zu treiben, welche schnellen Absatz finden.

Fénié wird nicht nur wegen des in Schaffhausen begangenen Betruges, sondern auch wegen der vorbezeichneten Schwindeleien, welche er ebenfalls von Schaffhausen aus betrieben hat, nächstens vor Gericht gestellt werden. Seit der Verhaftung des Fénié, das heißt seit Anfang Septembers, sind der Untersuchungsbehörde durch verschiedene Postämter, an welche Jener Werthbriefe poste restante adressiren ließ, mehrere solche zugestellt worden und können dieselben bei jener erhoben werden. Allen übrigen Anfragen über die Natur des Nebenverdienstes möge diese Publication als Antwort dienen, und es erübrigt nur noch beizufügen, daß nach Aussagen des Fénié, der nebenbei bemerkt nur französisch spricht, ein gewisser Glückler in Kehl, den er schon seit längerer Zeit kennt, mit ihm gereist sei und die deutsche Correspondenz besorgt habe.




Die ältesten Hinterlader Europas. Es ist eine geschichtlich feststehende Thatsache, daß schon im Jahre 1331 die Spanier und die Mauren in ihren gegenseitigen Kämpfen Kanonen gebrauchten und daß diese Geschütze in der furchtbaren Schlacht am Salado und bei der Eroberung von Algesiras den Ausschlag gaben. Nicht allgemein dürfte es jedoch bekannt sein, daß auf der iberischen Halbinsel schon im fünfzehnten Jahrhundert Hinterlader existirten, und für den deutschen Leser ist es vielleicht ganz neu, daß Mexico im Jahre 1520 von Cortez mit Hinterladern erobert wurde. Während der „Trauernacht“ wurden die Anahuacaner in der That durch Hinterlader erschreckt, die Schlacht von Otumba wurde durch solche Geschütze entschieden. Eine dieser Kanonen befindet sich jetzt im Besitze der amerikanischen Regierung; dieselbe wurde 1847 von den Amerikanern in Mexico erobert. Das interessante Geschütz ist aus Messing und ungefähr drei Fuß lang mit einer Seele von etwa zwei und einem halben Zoll Durchmesser. An der Stelle des Zündloches befindet sich eine acht Zoll lange und etwa drei Zoll breite Oeffnung, in welche ein Einsatz paßt, der auf den ersten Blick einem Bügeleisen ähnlich sieht. Hebt man diesen Einsatz heraus, so gewahrt man freilich, daß derselbe unten rund und hohl ist und genau in das Rohr paßt. Dieser Einsatz wurde augenscheinlich mit einer präparirten Patrone geladen und, nachdem er in das Rohr eingefügt, durch einen Bolzen befestigt. Die Kanone ruht auf einer einfachen noch wohlerhaltenen Lafette ohne Räder und wurde durch einen verschiebbaren Keil gerichtet. Auf dem Rohre befindet sich das Wappen von Castilien und die Notiz, daß das Geschütz im Jahre 1490 in Barcelona gegossen worden ist.

E. L.




Bauernvereine. Aus Steiermark wird uns ein Wunsch ausgesprochen, dem wir nach Möglichkeit nachkommen möchten. Auch dort ist endlich die Landbevölkerung zum Selbstbewußtsein erwacht und entschlossen, sich von dem langjährigen geistigen Drucke und der Bevormundung seiner bisherigen Leiter zu befreien. Zu diesem Zwecke gründet man freie Bauernvereine. Die Satzungen des Bauernvereins zu Klein bei Graz liegen uns vor, nach welchem laut Paragraph 1 Zweck des Vereins ist: „Uns Bauern zu Wohlstand und Ansehen und zu geistiger Selbstständigkeit zu heben; der Verein nimmt sich daher einerseits um die Erzielung eines größeren Bodenertrags, um die Landwirthschaft, andererseits um die Erhaltung dieses größern Ertrags, um die Gesetzgebung an; zur Erzielung der geistigen Selbstständigkeit hält er Besprechungen und Vorträge, hält sich eine Sammlung von Werken (Bibliothek) und unterstützt die Schule.“ Lassen wir die Form dieses Paragraphen unbemäkelt: vor dem Inhalte müssen wir den Hut abziehen, wenn wir bedenken, daß es Landleute in Oesterreich sind, welche so ihren Willen aussprechen. Das ist ein überaus erfreuliches Zeichen des Fortschritts des deutschen Geistes unter jeder Krone und Regierungsweise.

Da nun in der politischen Gestaltung des schwedischen Staates der Bauernstand eine sehr hervorragende Stellung einnimmt, so hegt man in Steiermark den Wunsch, sich möglichst genau über die bäuerliche Entwickelungsgeschichte der Schweden zu belehren, und da diese Gegenstand nicht nur für Steiermark, sondern allgemeine Wichtigkeit hat, so bittet die Redaction der Gartenlaube Kundige um Mittheilungen darüber; namentlich würden Angaben über die Literatur desselben sehr willkommen sein.




Ergänzung zum Aufsatze „Ueber den Venusdurchgang vom 8./9. December 1874“ in Nr. 43 dieses Blattes. Da es vielleicht für Manche von persönlichem Interesse, so gebe ich in nachfolgender Zusammenstellung ein Verzeichniß sämmtlicher Mitglieder der deutschen Venusexpeditionen:

1) Kerguelen: Dr. Börgen, (Astronom, Chef der Expedition), Dr. Weinek (Photograph und Astronom), Dr. Wittstein (Astronom), Dr. Studer (Zoolog), Bobsin (Photograph), Krille (Mechaniker).

2) Aucklandsinseln: Dr. Seeliger (Astronom, Chef der Expedition), Dr. Schur (Astronom), Krone und Dr. Wolfram (Photographen), Leyser und Krone jun. (Mechaniker).

3) Tschifu: Dr. Valentiner (Astronom, Chef), Dr. Adolf (Astronom), Dr. Reimann, Kardätz und Eschke (Photographen), Stud. Deichmüller (Mechaniker).

4) Mauritius: Dr. Low und Dr. Pechüle (Astronomen), Heidorn und Dödter (Mechaniker).

5) Ispahan: Dr. Fritsch (Photograph), Dr. Becker (Astronom), Dr. Stolze und ein photographischer Gehülfe.

Außerdem ist noch der Akademiker Prof. Auwers aus Berlin auf Veranlassung der preußischen Akademie der Wissenschaften nach Aegypten gegangen, um dort an einem geeigneten Orte und im Verein namentlich mit russischen Astronomen wenigstens das Ende des Phänomens, den Austritt der Venus aus der Sonnenscheibe, zu beobachten.

Dr. R. Engelmann.




Fässer aus Papier. Als Ergänzung zu dem in Nr. 45 unseres Blattes enthaltenen Artikel „Aus unserem papiernen Zeitalter“ dürfte die Mittheilung willkommen sein, daß, wie der „Anzeiger des Westens“ berichtet, vor einigen Monaten in Washington eine Erfindung patentirt wurde, mittelst welcher äußerst praktische Fässer zur Aufbewahrung und Verschiffung von Material- und anderen Waaren aus Papier gefertigt werden können. Dieselben werden aus dickem Strohpapier hergestellt, welches stark gepreßt und fest zusammengeleimt wird, so daß es äußerst hart und widerstandsfähig wird. Diese Fässer, deren Form eine cylinderartige ist, sollen gegenüber den bisher gebräuchlichen hölzernen einen vierfachen Vorteil gewähren; denn nach amerikanischen Berichten nehmen sie weniger Platz in Anspruch, sind leichter, dauerhafter und billiger als jene.




Zur Beachtung. Unserer heutigen Nummer liegt ein Prospect über den „Helfer in der Noth“, Bock’s „Buch vom gesunden und kranken Menschen“, bei, auf welches wir unsere Leser ganz besonders aufmerksam machen. Noch ein Wort des Lobes und der Empfehlung über das nun in der zehnten Auflage erscheinende Werk laut werden zu lassen, halten wir den Abonnenten der Gartenlaube gegenüber, denen die vortrefflichen Aufsätze Bock’s längst bekannt sind, für völlig überflüssig.




Kleiner Briefkasten.

M. T. in Berlin fragt, warum W. Jordan seine Briefe, die doch nur die Geschichte des Epos behandeln, „epische“ Briefe nenne. Wir antworten erstens: daß die Geschichte des Epos zwar der Hauptinhalt, aber nicht den alleinigen dieser Briefe bildet. Zweitens fragen wir dagegen, ob dem Einsender die „astronomischen Briefe“ Mädler’s, die „chemischen Briefe“ Liebig’s, die „physiologischen“ K. Vogt’s unbekannt sind? Diese Briefe handeln von der Astronomie, Chemie, Physiologie wie die W. Jordan’s vom Epos. Dies kürzer zu bezeichnen durch ein vom Namen der Wissenschaft oder des behandelten Gegenstandes gebildetes Eigenschaftswort ist Sprachgebrauch geworden, und zu verlangen, daß die Briefe in anderem Sinne selbst etwa „chemisch“ etc. seien, ist noch Niemand eingefallen.




Berichtigung. Auf Seite 709 unserer Nr. 44 ist in dem Carus Sterneschen Artikel über die Aachener Reliquien statt „Legenden wie der Helianth“ zu lesen: „wie die des Helinand“, ferner statt „Servasius“: „Gervasius“ und statt „Kassabala“: „Kastabala“.




Für die Abgebrannten in Meiningen


gingen wieder ein: Unter Deutschen und Schweizern in Alexandrien (Aegypten) gesammelt durch Karl Trotzmann aus Meiningen 925 Franken; von einem Damenkränzchen in Metz 8 Thlr.; Ertrag einer Liebhabertheatervorstellung in Wormditt (Ostpreußen) 42 Thlr.; H. H. in Bühl 1 Thlr.; von Dotzauer in Hof 2 Thlr.; J. Händler in Belgard 2 Thlr.; A. Tschg. 5 Thlr.; ein Baier und eine Sachsin im Reichslande 10 Thlr.; am Stiftungsfeste des Vereins „Zur gemütlichen Zusammenkunft“ in Berlin 6 Thlr.; 12 Ngr.; Ertrag eines Concertes in Gutstadt (Ostpreußen) durch Referendar Steffenhagen 18 Thlr.; B. F. in Islikon (Thurgau) 2 Thlr. 20 Ngr.; „fidele Gesellschaft“ bei Krauß in Kleinbockenheim 2 Thlr.; Gesellschaft „Humor“ in Bochum 2 Thlr. 15 Ngr.; Concert der Gesellschaft „Scandalia“ in Sebnitz 10 Thlr.; Frau Ullmann aus Chicago 10 Thlr.; Thalwitzer in Radoszka 3 Thlr.; D. B. in Neubrandenburg 2 Thlr.; beim Stiftungsfeste des landwirthschaftlichen Vereins zu Schönheide gesammelt 5 Thlr. 20 Ngr.; einige Mitglieder der Schützengilde in Schlichtingsheim (Posen) 2 Thlr. 19 Ngr.; aus Lingen 1 Thlr.; Trenthorst bei Reinfeld 1 Thlr. 22½ Ngr.; Schulze D. 3 Thlr.; Billard-Club in Wefensleben 1 Thlr.; Schulkinder in Kieritzsch 2 Thlr.; sieben vergnügte Tischgenossen im „weißen Adler“ zu Breslau 3 Thlr.; ein bischöflich inquirirter Sündenbock aus E. 1 Thlr.; N. N. aus Kirchheim 1 Thlr.; C. H. in Petersburg 5 Thlr.; gesammelt auf einer Hochzeit in Duislaken 5 Thlr. 4½ Ngr.; Liebhabertheater in Eydtkuhnen 50 Thlr.; ist’s nicht viel – doch etwas 1 Thlr.; Baumeister Roth in Rieckel 2 Thlr.; Löffler in Wildenfels 1 Thlr.; Nicolaus in Oelda 3 Thlr.; fröhliche Geburtstagsgesellschaft in Memel 3 Thlr.; 15 Ngr.; landwirthschaftliches Casino zu Vilkerath 2 Thlr. 17 Ngr.; lustige Gesellschaft beim freundlichen Wirth in Driesen 3 Thlr. 23 Ngr.; im Hôtel Leubucher in Kattowitz, gesammelt von Worms aus Berlin 6 Thlr. 12½ Ngr. und 1 fl. ö. W.; A. Fröhlich in Paleza 2 fl. ö. W.; Karl in M. 5 fl. rh.; Anton Endres 10 fl. rh.; Concert des Sängerkranzes in Gießen 55 Thlr. und 13 fl. 12 kr. rh.; Ergebniß einer Sammlung unter den Mitgliedern des Verwaltungsausschusses des „Deutschen Hülfsvereins“ in Paris, durch den königlich baierischen Geschäftsträger Ruthart 200 Franken.

Die Redaction der Gartenlaube. (E. K.)


Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1874). Leipzig: Ernst Keil, 1874, Seite 750. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1874)_750.jpg&oldid=- (Version vom 23.4.2019)