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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874)

die ich dahin unternahm. Um vom Landungsplatze nach dem Eingange des Thales zu gelangen, muß man eine niedrige Bodenanschwellung übersteigen. Je höher man an derselben emporsteigt, desto herrlicher und imposanter thun sich die Gebirge vor dem Blicke auf. Es sind wilde, edelgeformte Zacken

Fjeld-Lappen in Festtracht vor ihren Zelten.
Nach norwegischen Skizzen.

mit schrecklichen Wänden, kühnen Spitzen, weiten Schneefeldern, welche den Mittelgrund des Bildes einnehmen, zu beiden Seiten von öden Fjelden flankirt, jenen endlosen langgezogenen sanftwelligen Bergflächen, die so charakteristisch für Norwegens Hochgebirge sind.

Vorn liegt Tromsö auf einer flachen Insel, deren Höhe angenehmer Birkenwald bedeckt, deren Seiten Saatfelder, Wiesen und Höfe einnehmen, während unten die hölzerne Stadt mit der hölzernen gothischen Kirche sich malerisch ausdehnt. Auf dem Meeresarme endlich, welcher die Insel vom Festlande trennt, bewegt sich der verschiedenartigsten Schiffe und Kähne buntes Gewimmel. Da ich mich nicht enthalten konnte, eine Farbenskizze dieser wunderlichen Fernsicht meinem Skizzenbuche einzuverleiben, so wurde es zehn Uhr, ehe mir das Gebell der gelben, zottigen Hunde die Nähe des Lappenlagers verkündete.

Diese Lappen sind schon halbcultivirte Nomaden; die meisten Fremden, welche das Dampfschiff bringt, besuchen sie, und sie sind speculativ genug, den Tag, wo das Dampfschiff anlandet, die Heerde von dem Hochgebirge zu holen, der reichen Engländer

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874). Leipzig: Ernst Keil, 1874, Seite 630. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1874)_630.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)