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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874)

derselben bezeichnen


Das Abschlagen der Geweihe auf der Wildstrecke.


die Lappen aus Leinewand; sie hängen an Stricken, die von Stamm zu Stamm gezogen sind. Der schwarze Adler deutet an, daß sie zum Hofjagdzeug gehören. Ein Leichtes wäre es für die Sprungkraft eines Rothhirsches, über die Leine hinwegzusetzen. Um jedoch dem Ausbrechen derselben zu begegnen, ist ein Mann hingestellt – ein Treiber – ein Holzfäller aus der Umgegend – seine Aufgabe ist es, die Lappen zu bewegen und das Thier dadurch zu schrecken.


Lappenwächter.


Des Nachts unterhält er auch wohl die Feuer, die rings um die Einstellung angezündet werden. Sie haben denselben Zweck, wie die Leinwandstücke, welche in der Dunkelheit ihre beabsichtigte Wirkung auf das eingestellte Wild verlieren.

Solche Jagden erfordern ein großes Personal; meilenweit werden Forstleute und Treiber dazu in Bewegung gesetzt. Die Linie der Schützen, die in eigens dazu hergerichteten Schirmen sich aufstellen, ist viele hundert Schritte lang Nachdem nun Alles so vorbereitet, erwarten Fürst Pleß als Oberjägermeister an der Spitze des höheren Jagdpersonals und die übrige geladene Gesellschaft des Morgens am Rendezvousplatze die Ankunft des Kaisers. – Ihnen hat sich ein zahlreiches Publicum aus


Rückkehr von der Jagd.


der Umgegend zugesellt. Aller Augen gehen in die Richtung des Schlosses. Da – zwei Pferde – auf dem Handgaule ein königlicher Bereiter – ein offener Halbwagen – der Kaiser! Ein lautes Hurrah schallt weithin in den Wald. Leicht schwingt sich der Monarch aus dem Wagen und begrüßt die Gesellschaft.

Dann geht es zum Frühstück. In großen Körben haben die königlichen Lakaien Wein und kalte Küche herbeigeschafft. Auf einer Maschine brodelt der Punsch. Zum regelrechten Serviren ist hier der Platz nicht. Jeder der Herren langt zu, wo und wie es seinem Gaumen und Appetite entsprechend ist. Es ist ein echtes Jägerfrühstück, bei dem die heiterste Stimmung herrscht. Der Himmel ist etwas bedeckt, der Boden weich; der Wind und die Witterung sind günstig. „Es wird eine gute Jagd werden,“ sagt einer der alten Oberförster zum Oberjägermeister, und bald beginnt das Treiben.

Fünf oder sechs Stunden später. Der Abend ist hereingebrochen. Es ist still geworden im Walde, nachdem es den ganzen Tag über mit einer kurzen Unterbrechung auf der Schützenlinie tüchtig geknallt hatte. Jetzt gehen die Töne eines Jägerhorns durch den Forst und den Abend, langgezogen, melancholisch, abschiedstraurig. Eine

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874). Leipzig: Ernst Keil, 1874, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1874)_133.jpg&oldid=- (Version vom 31.1.2023)