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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874)

Dem blauen, bändergeschmückten Rocke hat sie die gestickte weiße Mousselinschürze vorgebunden und darüber den geschmackvoll und reich gestickten Pelz angezogen. Auf dem Haupte sitzt der die siebenbürgisch-sächsische Jungfrau kennzeichnende „Sammetborten“, unter dem die langen, blonden Zöpfe tief herabfallen. Wir überraschen das Paar in dem Augenblicke, wo er ihr den Ring ansteckt. Ist es nicht, als ob er mit dem altsächsischen Volksverse spräche:

„Hier geb’ ich Dir den Ring der Treu’,
Gott geb’, daß es Dich nie gereu’!“




Noch einmal die „literarische Freibeuterei“. Unsere Leser werden sich eines Artikel unter obiger Ueberschrift (Nr. 44, 1873 der Gartenlaube) erinnern, in welchem wir den Anspruch einer Pester Dame auf die Autorschaft der Werner’schen Novellen als einen unberechtigten zurückwiesen. Wir stellten in einem Nachtrage zu jenem Artikel die bisher aus schonender Rücksichtnahme unterlassene Namensnennung der Dame für den Fall in Aussicht, daß dieselbe das durch Herrn Aigner gegebene Versprechen, „uns die Antwort nicht schuldig bleiben zu wollen“, wider Erwarten unerfüllt lassen sollte. Auf diese Aufforderung hin ging nun eine Zuschrift der Dame vom 22. November an unsere Redaction ein, in welcher dieselbe bittet, ihr einige Tage Frist zu der ihr „selbst nothwendig erscheinenden Erwiderung auf den ihr gemachten Vorwurf“ zu gewähren. Nachdem nun seit der Absendung jenes Briefes mehr als ein Monat verflossen ist, ohne daß die Pseudo-Werner uns jene verheißene Erwiderung zugestellt, würden wir jetzt unbedenklich zu der in Aussicht genommenen Veröffentlichung des Namens schreiten, hätten nicht inzwischen eingetroffene Zuschriften von mehr oder weniger an der Sache betheiligten Personen auf die Dame ein Licht so greller Natur geworfen, daß wir nunmehr gezwungen sind, jede Beziehung zu derselben zurückzuweisen.

Der juristische Vertreter des Herrn Aigner, Herr Dr. Adolph Reinitz in Pest, schreibt uns unter dem 6. November Folgendes:

„Euer Wohlgeboren! Im Zusammenhange mit der in der letzten Nummer der ‚Gartenlaube‘ erschienenen auf die Affaire ‚T – Buerstenbinder‘ bezüglichen Erklärung erlaube ich mir Ihnen als Rechtsfreund des Herrn Ludwig Aigner folgende Mittheilung zu machen.

Fräulein –a von T– hat mit Herrn Ludwig Aigner einen Vertrag abgeschlossen, laut welchem sie meinem Clienten fünf Novellen um den Preis von zweihundert Gulden ö. W. verkaufte, ferner das Eigenthumsrecht ihrer unter dem Namen ‚Werner‘ in der ‚Gartenlaube‘ erschienenen Novellen auf denselben übertrug und schließlich sich verpflichtete, einen Roman, dessen Honorar auf zweihundert Gulden ö. W. festgesetzt wurde, zu liefern. Herr Aigner bezahlte auch an Fräulein –a von T– zweihundert Gulden; inzwischen erhielt er jedoch Ihren in der letzten Nummer der ‚Gartenlaube‘ veröffentlichten Brief, in Folge dessen er die weiteren Ratenzahlungen einstellte. Fräulein –a von T– fand es nun für gut, gegen meinen Clienten einen Proceß auf Bezahlung der rückständigen zweihundert Gulden anzustrengen, wurde aber mit ihrer Klage abgewiesen und in die Zurückerstattung des bereits erhaltenen Vorschusses von zweihundert Gulden verurtheilt. Die ganze Angelegenheit wurde seiner Zeit in Nummer 215 des ‚Ungarischen Lloyd‘ vom 19. September dieses Jahres mit voller Nennung der Namen der Betheiligten besprochen und ist daher Ihre Delicatesse, mit welcher Sie den Namen dieser literarischen Freibeuterin verschweigen, mindestens überflüssig. Hier wird Fräulein T– in Folge dieses Processes allgemein die ‚falsche Werner‘ genannt.“

Außer diesem eben reproducirten Briefe sind uns mehrere Zuschriften von anderer Seite zugegangen. Wenn der Reinitz’sche Brief die in Rede stehende Dame als des Betruges schuldig hinstellt und uns das gravirende Urtheil des Gerichts im Zeitungs-Ausschnitt mittheilt, so entwerfen die übrigen Zuschriften von der Dame ein Bild, welches sie uns auch in sittlicher Beziehung auf dem Wege völliger Corruption erscheinen läßt. Es würde das Gefühl der Wohlanständigkeit verletzen, eine nach jenen Nachrichten mit dem Makel der Entsittlichung behaftet erscheinende Person neben der allverehrten Werner-Bürstenbinder genannt zu sehen, wie es uns nunmehr auch als eine Pflicht gegen unser eigenes Blatt erscheint, dasselbe nicht mit einem derartig beleumundeten Namen weiter in Verbindung zu bringen.

Indem wir somit von einer näheren Bezeichnung der –a v. T– absehen, verweisen wir alle Diejenigen unter unseren Lesern, welche dennoch deren Namen zu erfahren wünschen, auf die in dem obigen Briefe des Herrn Dr. Reinitz erwähnte Nr. 215 des „Ungarischen Lloyd“ vom Freitag, den 19. September 1873 (Morgenausgabe: Gerichtszeitung) und wollen damit in dieser uns aufgedrungenen Angelegenheit das letzte Wort gesprochen haben.




Lebensretter. So oft man die Nachricht von dem Untergange eines Schiffes mit vielen Passagieren liest, drängt sich Einem die Frage auf, weshalb nicht praktische Vorkehrungen getroffen werden, um für die Rettung derselben so wie der Mannschaft zu sorgen.

Die gewöhnlichen Behelfe, als Rettungsböte, Flöße, Bettmatratzen mit Kork gefüllt, zeigen sich leider gar zu häufig als unzureichend, indem die Böte in vielen Fällen beim Herunterlassen theils zertrümmert werden, theils lange nicht hinreichend sind, um Alle aufzunehmen. Die Korkbettmatratzen sind aber in den meisten Fällen nicht zahlreich genug vorhanden oder zu unhandlich, um auf’s Deck gebracht zu werden, wo Alles, Rettung suchend, aus den unteren Räumen zusammeneilt.

Das einzige wirklich Praktische ist, daß sämmtliche Regierungen durch Gesetz verordnen, daß jedes Schiff verpflichtet sein soll, so viel Korkgurten (gewöhnliche Korkschwimmgurten mit einem Riemen, um sie um den Leib zu schnallen), als Menschen an Bord sind, mit sich zu führen. Diese Korkgurten müssen sämmtlich stets auf dem Deck ihren Platz haben, am zweckmäßigsten rund herum an der Schanzkleidung, auf den Hütten etc. hängen, so daß ein Jeder in dem Augenblicke, wo er auf dem Deck steht und den Untergang des Schiffes vor Augen sieht, einen Gurt umschnallen und damit in’s Meer stürzen kann. Ist dann ein Schiff in der Nähe, so kann man mit Wahrscheinlichkeit darauf rechnen, daß sämmtliche Menschen gerettet werden können, während bis jetzt in den meisten Fällen nur ein kleiner Theil davon am Leben erhalten wird.

Damit die Korkgurten bei dem fortwährenden Hängen auf dem Deck durch Wasser nicht zu schnell verdorben werden, müßte die Leinwand, in welche die Korkstücken eingenäht sind, mit Oelfarbe gestrichen sein, es ist durchaus nothwendig, daß sie stets frei vor Augen hängen damit man sie augenblicklich zur Hand hat, wenn die Noth sich einstellt.

Solche Korkgurten sind ganz billig herzustellen, und die Ausgaben dafür stehen in gar keinem Verhältnis zu dem ungeheuren Nutzen, den sie beim Untergange eines Schiffes stiften können, wo sonst oft das Leben vieler Hunderte von Menschen rettungslos verloren gehen würde.

H. B. Hansen, Schiffsrheder.




Für unsere New-Yorker Leser.Der Neujahrstag in Amerika“, jener frisch geschriebene Artikel von Georg Stein (Nr. 47 des Jahrgangs 1873 der Gartenlaube), war wegen bereits getroffener Dispositionen längere Zeit hindurch als Manuscript in unserem Redactionspulte zurückgehalten worden, so daß der Autor sich begreiflichermaßen auf den Abdruck desselben keine Rechnung mehr machen zu können glaubte und ohne unser Wissen zu dessen anderweitiger Verwendung geschritten war. Hierdurch erklärt sich, daß der Aufsatz fast gleichzeitig mit seiner Veröffentlichung durch unser Blatt in einer amerikanischen Zeitung, freilich in wesentlich veränderter Form, zum Abdrucke kam. Dies zur Verständigung unserer amerikanischen Leser.

D. Red.




K. S. in R. Die Beantwortung Ihrer Anfrage ist sehr einfach. Während uns aus Ost- und West-Preußen fast jede Woche wahrhaft erschütternde Schilderungen des Elendes dort angestellter Volkslehrer zugehen, ist aus Sachsen und Thüringen noch keine einzige Klage eingelaufen.




Unsere Sammlung zur
Ehren-Dotation für Roderich Benedix.

hat trotz aller Agitationen gegen dieselbe einen erfreulichen Fortgang und nimmt – Dank der Unterstützung anständiger Bühnenvorstände und Dilettantenvereine – immer größere Dimensionen an. Seit unserer letzten Quittung in Nr. 45 des vorigen Jahrganges gingen wieder ein:

Ertrag der Benedix-Vorstellung des Ständischen Theaters in Riga durch den Präses des Verwaltungs-Comités A. Berkholz 236 Thlr. 26 Ngr.; Schillerverein in Leipzig 50 Thlr.; Ernst Seyffarth in Crefeld 5 Thlr.; dritter Beitrag der Redaction der Gartenlaube, Ertrag einer an Herrn Franz Duncker in Berlin verkauften Erzählung 50 Thlr.; Ertrag der studentischen Aufführung in Leipzig zu Gunsten der Benedix-Dotation, übergeben durch die Comitémitglieder Franz Hoffmann, stud. jur. und Richard Altsmann, stud. jur. 421 Thlr.; Vorstellung des Theaters in Frankfurt am Main: die zärtlichen Verwandten, 566 Thlr; Theaterabend und Ball des Militärvereins der Jäger und Schützen in Leipzig 51 Thlr. 1 Ngr.; A. Silberstein in Elbing 2 Thlr.; Elise Strauch in Berlin 5 Thlr.; C. H. in Quedlinburg 2 Thlr. 7½ Ngr.; A. A. in Bingen 14 Thlr.; Concert des Bürgergesangvereins in Wilhelmshaven 36 Thlr. 22½ Ngr.; von einem Böhmen, aber guten Deutschen 5 fl. ö. W.; aus Eilenburg 10 Ngr.; Freunde der Bühnenwerke von R. Benedix in Berlin 10 Thlr., Marie Flachs in Görlitz 1 Thlr.; R. S. in Marne 2 Thlr.; confiscirtes Nadelgeld dreier Damen 1 Thlr.; Z. in Braunschweig 2 Thlr.; Bertha Schlag in Lippendorf 1 Thlr.; Ludwig Troppin in London 5 Thlr.; Rudolf Philipp in Hermannstadt 2 fl. ö. W.; durch, mit und von Lust in Frankfurt am Main 4 Thlr.; R. Jordan in Hamburg 5 Thlr.; Dilettanten-Vorstellung des Benedix’schen Lustspiels: „Der Liebesbrief“ in Glauchau, durch Rechtsanwalt Hugo Lincke 45 Thlr.; R. V. in Dortmund 2 Thlr.; Dr. N. zu N. bei L. 2 Thlr. 24½ Ngr.; Ueberschuß des Concerts des Zöllner-Vereines zu Leipzig 62 Thlr. 23½ Ngr.; Aufführung der „Zärtlichen Verwandten“ zu Ostrau bei Döbeln, durch Ostrauer Herren und Damen, angeregt durch einen Jugendfreund Roderich’s 40 Thlr.; Ertrag einer Benedixfeier in Coethen, durch Rudolf Bunge 72 Thlr. 14 Ngr.

Gesammtbetrag der heutigen Quittung 1700 Thlr. 12 Ngr.




Noch einmal appelliren wir an die Opferfreudigkeit aller deutschen Bühnen, indem wir sie bitten, zu Ehren des heimgegangenen Dichters dem Beispiele des Kölner, Frankfurter, Rigaer und Karlsruher Theaters zu folgen und ihre Dankbarkeit durch Benefizvorstellungen zu Gunsten der Benedix’schen Hinterlassenen zu documentiren. Der so früh hinüber Geschlummerte hat durch die Schöpfungen seiner lebensfrischen Muse Hunderttausende den Cassen der Bühnendirectionen zugeführt und somit noch im Grabe das Recht, eine Ehrengabe, die ihm im Leben zugedacht war – auch jetzt nur für seine Hinterlassenen – in Anspruch zu nehmen. Mögen die Bühnendirectionen ihrer Ehrenpflicht eingedenk sein!

Auch die Dilettanten- und Liebhaber-Theater, die meist von den Früchten Benedix’scher Poesie zehren, werden ihres Lieblings sicher nicht vergessen und durch Festvorstellungen den Pflichten der Anerkennung und des Dankes nachkommen.

Die Redaction.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1874). Leipzig: Ernst Keil, 1874, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1874)_020.jpg&oldid=- (Version vom 31.12.2020)