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Verschiedene: Die Gartenlaube (1873)

wollen zum Beispiel wissen, wie viel [?] Mark, Gulden und Kreuzer sind. Man richtet den kurzen Markzeiger auf 3, so steht auf der Gulden-Seite der kurze Zeiger zwischen 1–2, dieses bedeutet also noch 1, und der lange auf 45, also 1 Fl. 45 Kr. Stellen wir den langen Zeiger auf 35 Kr., so zeigt der kurze der Kehrseite auf 1 Mark. Die Stellung der Zeiger muß immer von der Null-Stelle des Zifferblattes ausgehen.

Wir glauben, so viel sich das ohne Illustration thun lässt, die außerordentliche Brauchbarkeit und Nützlichkeit vieler Uhren dargethan zu haben. Die Preise steigen nach der Ausführung in Neugold, Neusilber oder Silber von 2 bis 4 Thaler; auch die andere Ausstattung derselben ist gefällig.


Fliegende Fische. So unendlich reich und mannigfaltig auch das Thierleben im Meere ist, so wenig sieht davon doch gerade der Seemann. Die ungeheuren Strecken, welche er übersegelt, sind, für das unbewaffnete Auge wenigstens, verhältnißmäßig unbelebt; die Fische namentlich meiden das offene Meer und finden sich gewöhnlich in der Nähe von Küsten oder auf Untiefen, und der Fang derselben gehört zu den gefährlichsten und mühseligsten Gewerben. Auf hoher See sieht man nur dann und wann einige Arten von großen oder kleinen Raubfischen einzeln oder in Schwärmen am Schiffe erscheinen, wirklich zahlreich und häufig zeigen sich allein die fliegenden Fische, jedoch auch nur in warmen Gewässern.

Der Reisende, welcher dieselben zum ersten Male sieht, ist gewöhnlich enttäuscht: durch das Wort „fliegend“ irregeleitet, hatte er sich doch wohl eine andere Vorstellung gemacht, wenn er auch nicht gerade erwartete, daß der besagte Schuppenträger anmuthig dem Ocean entschweben und eine Vergnügungsreise zwischen Himmel und Wasser machen würde. Aber selbst eine solche Vorstellung wäre entschuldbar; giebt es doch Fische, welche weite Wanderungen über Land unternehmen, andere, welche sogar auf Bäume klettern, und noch andere, welche dem Sprüchwort „Stumm wie ein Fisch“ zum Trotz Töne von sich geben, die ihnen den Namen Trommelfische verschafft haben, freilich nur in ähnlichem Sinne, wie man von Trommeltauben zu sprechen pflegt. So außerordentlich wunderbar wäre es also nicht, wenn Fische spazieren fliegen würden, haben ja doch auch schon viele Menschen versucht, dieses Problem zu lösen.

Der fliegende Fisch ist nicht so hochstrebend; er schnellt sich einfach aus dem Wasser empor und treibt seinen Körper durch heftige Bewegung der sehr großen Brustflossen in der eingeschlagenen Richtung vorwärts. Sein Flug ist nichts als ein künstlich verlängerter Sprung und gleicht bis zu einem gewissen Grade dem Aufschwirren der Grashüpfer unserer Wiesen; dies gilt namentlich von den kleinen Fischen, denn die größeren werden über zwölf Zoll lang. Ist der Luftspringer kräftig und geschickt, so wird er vielleicht fünfzehn Fuß hoch und hundert Schritte weit streichen, prallt dann vielleicht nochmals vom Wasser ab, fällt aber endlich ziemlich heftig in dasselbe zurück. Die Bahn, welche er beschreibt, läßt sich am besten mit der eines Pfeiles oder Bolzens vergleichen, nur schwirrt er oft in leichtem Bogen allmählich seitwärts, wobei ihm die Schwanzflosse als freilich sehr unvollkommenes Steuerruder dient. Ganz unmöglich ist es ihm aber, die Richtung seines Fluges willkürlich und schnell wie ein Vogel zu ändern, er kann nicht ausweichen; darum trifft er sehr häufig gegen die Seite des Schiffes, oder fällt auf das Verdeck desselben, selten schießt er darüber hinweg, gewöhnlich macht ein tückisches Tau oder ein sich blähendes Segel seiner Flugbahn ein Ende. Zuweilen werden auf diese Weise eine ganze Menge Fische in der Luft gefangen und bilden für manche Liebhaber auf dem Schiffe eine recht wohlschmeckende Speise.

Bloßer Uebermuth oder Vergnügungssucht treibt die fliegenden Fische wohl selten aus der salzigen Fluth; es ist vielmehr die Furcht vor ihren Feinden. Zu diesen gehören vor allen die Delphine und die prächtig gefärbten Boniten. Von letzteren zieht in warmen Breiten eine Schaar oft stundenlang wie eine buntschillernde Ehrenbegleitung unermüdlich vor und neben dem Schiffe einher. Plötzlich schießen sie pfeilschnell vorwärts und treiben ganze Schwärme von fliegenden Fischen aus dem Wasser; ihre ängstlich durch die Luft schwirrenden Opfer mit unglaublicher Gewandtheit unter Wasser verfolgend, erschnappen sie dieselben oft genug beim Einfallen. Es wird erzählt, daß sich bei einer solchen Jagd auch die Seevögel betheiligen und ihren Antheil an der Beute im Fluge erhaschen. Ich habe eine solche Jagd nie beobachten können.

Die seltsamen Luftreisenden mögen auch manchmal recht heitere Scenen veranlassen; ich erinnere mich eines höchst komischen derartigen Intermezzos. Mit einer zierlichen Yacht unweit der Orinoco-Mündungen entlang segelnd, standen wir eines Abends fröhlich plaudernd auf dem Deck und freuten uns des herrlichen Wetters. Da pfiff plötzlich etwas vorüber und traf Einen aus unserer Gruppe voll auf die Brust. Dieser stieß einen Schreckensruf aus, griff wild mit den Händen in die Luft und stürzte dann schwer und lang rückwärts nieder. Wir sprangen erschrocken hinzu, brachen aber in ein herzliches Gelächter aus, als wir neben dem Gefallenen einen ungefähr zehn Zoll langen fliegenden Fisch fanden, der zum Attentäter wider Willen geworden war und dies natürlich mit dem Tode gebüßt hatte.

M. E. P.

Noch einmal „der Garten auf dem Hause“. Der Artikel „Der Garten auf dem Hause“ von H. Jäger in Nr. 23 der Gartenlaube hat an Redaction und Verfasser verschiedene Schreiben veranlaßt. Aus einem derselben theilen wir hier als Ergänzung jener Andeutungen über Dachgärten Auszüge mit. Der Schreiber, ein Herr A. Hofmann zu Pinta in Sachsen, macht uns Mittheilungen über einen von ihm 1869 eingerichteten Dachgarten von über hundertfünfzig Quadratellen Beetfläche, und über hundert Ellen Wege und Plätze von Kies, welcher hauptsächlich mit Nutzpflanzen bebaut wurde. Derselbe lieferte bereits im ersten Jahre fünfzehn Liter Erdbeeren, dazu Erbsen, Bohnen und anderes mehr. Auch Kleinobst wurde gebaut an Himbeer-, Stachel- und Johannisbeersträuchern. Dazu waren einige Blumen nicht vergessen. Selbst Mais (türkischer Weizen) gedieh in diesem luftigen Garten. Die nächste Veranlassung gaben die hohen Dächer von zwei Nebengebäuden, welche Aussicht, Luft und Licht versperrten. Anstatt ein billigeres flaches Dach herzustellen, kam der Besitzer auf den Gedanken, einen Garten darauf anlegen, und er nennt dies das billigste aller Dächer. Der Eingang geht durch das zur Thür eingerichtete Küchenfenster. Diese Dächer haben ungefähr einen Zoll Fall auf die Länge eines Fußes, eine Steigung, welche wenig bemerkbar ist, und doch den Abzug des Wassers vermittelt. Ueber den bewohnten Räumen ist ein diese Dachneigung bezweckender Hohlraum unter der Gartenfläche. Die Bewässerung wird durch die städtische Wasserleitung bewirkt.

Obschon der Einsender dieser Mittheilungen besonders den Nutzen und seine Freude an Erdbeeren betont, so fügt er doch hinzu, daß auch er den hauptsächlichsten Genuß des Dachgartens im Genuß von freier Luft „im Grünen“, in der Benutzung als Spiel- und Tummelplatz für die Kinder, als Erholungsort für Erwachsene unmittelbar an der Wohnung erkennt. Er würde nach Befriedigung dieser Liebhaberei an Beeren hauptsächlich Grasplätze auf dem Hause anlegen. Somit kommt er der Idee des Verfassers des beregten Artikels, trotzdem er das Gegentheil ausführte, ganz nahe.


Die Philharmonische Gesellschaft zu Laibach ist ein Kunst-Institut Oesterreichs, dem wir die Theilnahme der deutschen Musikfreunde in den weitesten Kreisen zuwenden möchten. Denn diese Gesellschaft kann, als im Jahre 1702 gegründet, auf eine einhundertsiebenzigjährige Thätigkeit zurückblicken und darum wohl die Ehre beanspruchen, von allen musikalischen Gesellschaften Deutschlands und ganz Oesterreichs die älteste zu sein. Der Aufgabe, die sie sich gestellt, deutschen Sang und deutsche Musik und damit auch deutsche Art und Sitte an deren südlichsten Grenzen zu pflegen, hat sie bis heute treu nachgestrebt und sich durch Widerwärtigkeiten aller Art, wie sie der Nationalstreit im Kaiserstaate in immer verbitterterer Weise an den Tag bringt, keinen Augenblick davon abwendig machen lassen. – Nur der Mangel eines eigenen Heims für ihre Versammlungen, Concerte und Musikschule trat bisweilen ihrer Wirksamkeit störend entgegen. Dieses Hinderniß eines neuen großartigen Aufschwungs soll nun beseitigt werden durch Gründung eines eigenen Hauses der Gesellschaft. Zur Beschaffung der Mittel dazu hat die kaiserliche Regierung eine Effecten-Lotterie gestattet, auf welche wir die deutschen Musikfreunde aufmerksam machen wollen. Wir müssen immer daran erinnern und mahnen, daß es hier die Befestigung eines äußersten Vorpostens deutscher Cultur gilt, eines Instituts, dem selbst ein Beethoven seit 1819, wo er dessen Ehrenmitglied geworden, seine Theilnahme erwies. Der dermalige Director der Philharmonischen Gesellschaft ist Dr. Anton Schöppl in Laibach.


Die Protestanten-Bibel. Wenige Monate sind seit dem Erscheinen der ersten Hälfte der von Dr. Paul Wilhelm Schmidt und Dr. Franz von Holtzendorff herausgegebenen „Protestanten-Bibel Neuen Testaments“ (Leipzig, Barth) verstrichen, und schon liegt mit der soeben versandten zweiten Hälfte das Werk vollendet da. Zu den Zeiten Luther’s und Melanchthon’s konnte der deutsche Bibeltext, wie diese beiden Männer bewiesen haben, aus den Händen einzelner hervorgehen und sich die Anerkennung von Volk und Kirche erwerben. Anders heute, wo es sich um eine den Forderungen der Gegenwart Rechnung tragende Neugestaltung des deutschen Bibeltextes handelt. Die neue deutsche Bibel mußte mit Nothwendigkeit das Product der einmüthigen Gesammtarbeit der verschiedenen gegenwärtigen theologischen Richtungen sein. Als ein solches liegt die „Protestanten-Bibel“ heute vollendet vor uns. Sie ist ein Commentar des Neuen Testamentes, welcher unter Beibehaltung und theilweiser Berichtigung des Luther’schen Textes sich an die denkenden deutschen Laien und die im liberalen Sinne forschenden Gelehrten wendet. Dem Texte sind erläuternde Anmerkungen hinzugefügt. Jedem Buche dieses Neuen Testaments ist eine Einleitung vorausgeschickt worden, welche über Entstehung, Abfassung etc. der betreffenden Glaubensurkunde gemeinverständliche Mittheilungen macht. Anmerkungen und Einleitungen stammen aus der Feder der hervorragendsten Theologen unserer Zeit und sind ihrer Mehrzahl nach im Geiste der sogenannten „Tübinger Schule“ gehalten. Gegenüber dem längst in allen Gesellschaftskeisen empfundenen Bedürfnisse, zu einem tieferen Verständnisse der Bibel durchzudringen, gegenüber dem in mancher Beziehung ungenügenden Religionsunterrichte in unseren Schulen, gegenüber endlich den großartigen Reform-Ergebnissen, welche die Geschichts- und Bibel-Forschung der letzten Decennien ergeben haben, dürfen wir die „Protestanten-Bibel“, welche unter Ausscheidung des Wunder- und Fabel-Materials den sittlichen Gehalt des Christenthums zur Geltung zu bringen sucht, als ein treffliches und in jedem Sinne zeitgemäßes Werk deutscher Forschung und deutscher Tüchtigkeit freudig begrüßen und einer allgemeinen Beachtung um so mehr auf das Wärmste empfehlen, als eine heftige Polemik gegen dieses Erzeugniß freisinniger Forschung seitens der landläufigen Theologie leider wohl nicht ausbleiben dürfte.


Im Verlage von Ernst Keil in Leipzig ist soeben vollständig erschienen:
Dr. Carl Ernst Bock,
Professor der pathologischen Anatomie in Leipzig.
Das Buch vom gesunden und kranken Menschen.
Mit gegen 120 feinen Abbildungen. – Neunte verbesserte und vermehrte Auflage.
Preis eleg. brosch. 2 Thlr. 15 Ngr., geb. 2 Thlr. 25 Ngr.

Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1873). Leipzig: Ernst Keil, 1873, Seite 446. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1873)_446.JPG&oldid=- (Version vom 27.8.2018)