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Verschiedene: Die Gartenlaube (1873)

schöne grüne Pflanzen vertragen eine Kälte von sechs Grad, können also von Anfang April bis Anfang November im Garten stehen und begnügen sich im Winter mit einem Keller. Sehr zu empfehlen sind auch die Fächer- und Drachenpalmen, welche man im Winter zur Zimmerzierde benutzt. Will man nur im Sommer dauernde Schlingpflanzen benutzen, so werden diese so aufgezogen, daß sie im Mai schon etwas groß sind. Hier giebt es keine schönere und zweckmäßigere als die schnellwachsende Pilogyne. Ich wüßte von den beliebtesten Gartenblumen kaum einige, welche man nicht in Dachgärten ziehen könnte. Rosen, Levkoyen, Reseda, Petunien, Sommerphlox etc. dürfen nicht fehlen; doch empfiehlt es sich, die wenigen vorhandenen Beete vorzugsweise mit Topfpflanzen zu besetzen, als Fuchsien, Heliotrop, Scharlachpelargonien, Verbenen etc. Sehr viel Wasser liebende Blumen muß man entbehren.

Kann man auf balconartigen Dachgärten kein Erdbeet anbringen, so stelle man die Töpfe wenigstens in Kästen zwischen Moos, damit man sie nicht sieht und sie weniger stark austrocknen.

An guten, wenigstens anhaltend guten Rasen ist auf dem Dache nicht zu denken. Die grünen Plätze, welche man zur Abwechselung mit Blumen wünscht, müssen daher aus Sedum gebildet werden, welches ungeheure Trockenheit verträgt. Im Schatten erfüllt Epheu diesen Zweck noch schöner.

H. Jäger.


Parlamentsgebäude.       Rathhaus.       Universität.
Der projectirte zweite Stadtpark in Wien.


Die Zeidler im Nürnberger Reichswald.

Der Wanderer, welcher die Umgegend des altberühmten Nürnberg durchstreift, stößt auf der Nord-, Ost- und Südseite in geringer Entfernung von der Stadt auf eine ausgedehnte Waldfläche, den Reichswald, der durch den langsam dahin schleichenden Pegnitzfluß in zwei ungleiche Theile getrennt wird. Die Partie auf dem linken Pegnitzufer nimmt eine Fläche von 55,000, die auf dem rechten von 36,000 bairischen Tagwerken oder Morgen ein; erstere führt den Namen St. Laurenzer, letztere St. Sebalder Forst. Ehemals, als sie noch wirklich Reichswaldungen waren, hatten sie eine viel größere Ausdehnung.

Der Anblick der dem großenteils unfruchtbaren Sand- und Kiesboden entstammenden Kiefern, die am Waldessaume meist als Krüppelholz auftreten, der mächtigen Flächen von Haidekraut (Erica vulgaris) und dichten Gebüsche von Brombeersträuchern und Besenginster erweckt in Jedermann ein unbeschreiblich melancholisches Gefühl. Nur selten unterbricht ein rieselndes Bächlein, ein schmälendes Reh, ein singendes Vöglein die traurige Waldesstille. Umsonst ersehnst du im heißen Sommer in den meisten Abtheilungen dieser Wälder den wohltuenden Schatten der Laub- und Tannenhölzer, suchst umsonst nach dem erquickenden Naß aus klarer Quelle. Diese Forste stoßen dich ab. Und doch waren sie einst ein halbes „Canaan“, darinnen

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1873). Leipzig: Ernst Keil, 1873, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1873)_378.JPG&oldid=- (Version vom 27.8.2018)