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Verschiedene: Die Gartenlaube (1873)

noch einmal der grüne Tisch mit Gold und Silber bepflastert. Zum letzten Mal rollte die Kugel; der Croupier rief: „vingt, noir, pair, passe,“ indem er ruhig die Gold- und Silberhaufen einzog, und Alles sah sich mit einer Art staunender Bestürzung an, als ob Einer den Andern fragen wollte: ob denn nunmehr wirklich der entsetzliche Wendepunkt eingetreten und das Unmögliche „Ereigniß“ geworden sei; doch löste sich die allgemeine Spannung in einem einstimmig erhobenen kräftigen Hurrah! auf, und die Menschenmasse strömte fort, deren ansehnlichster Trupp den glänzend ausgestatteten Chevet’schen Restaurationssaal aufsuchte, woselbst Alles schon festlich hergerichtet war. Bald stand daselbst das Feinste und Auserlesenste aus Küche und Keller auf der Tafel, und natürlich bildete das Spiel bis zum frühen Morgen den allgemeinen Gegenstand der Unterhaltung.

Die Neujahrssonne leuchtete über einem gereinigten Homburg, und da auch die Pforten der Wiesbadener Hölle sich in derselben Nacht bereits geschlossen hatten, so ist das deutsche Reich nunmehr befreit von allen diesen Pestbeulen französischer Civilisation.

Homburg vor der Höhe, 1. Januar 1873.

G. W.

Ein Brief Kaulbach’s. Die Gartenlaube brachte im vorigen Jahrgang S. 180 mit dem Kaulbach’schen Bilde von Peter Arbues, der eine Ketzerfamilie zum Scheiterhaufen verurtheilt, die Erklärung, daß es sich hier um eine christliche Ketzerfamilie handle. In einer hiesigen Damengesellschaft, wo dieses Bild besprochen wurde, behauptete eine jüdische Dame, daß es sich dabei nur um eine jüdische Familie handeln könne, da Arbues hauptsächlich Verfolger der spanischen Juden gewesen sei. Indeß fanden diese Auseinandersetzungen der Dame keinen vollständigen Glauben, und ich, um Aufklärung befragt, wurde veranlaßt, die Entscheidung des Herrn von Kaulbach selbst anzurufen. Ich schrieb und erhielt nachstehende Antwort, die wegen des Freimuths der Gesinnung und der Auseinandersetzungen über die Entstehung und Bedeutung des Bildes allgemeines Interesse genug hat, um veröffentlicht zu werden. Der berühmte und liebenswürdige Schreiber war freundlich genug, mir dies zu gestatten. Der Brief lautet:

„Hochverehrter Herr! Entschuldigen Sie, daß ich nach so langer Zeit Ihre freundliche Zuschrift beantworte. Ich werde Ihnen mit wenigen Worten die Entstehungsgeschichte des Arbuesbildes mittheilen. Die Veranlassung dazu gab mir eine Reihe vortrefflicher Artikel in der Augsburger ‚Allgemeinen Zeitung‘ von unserm talentvollen Verfasser der bekannten Briefe aus Tirol, Dr. Ludwig Steub, worin eine der furchtbarsten Judenverfolgungen in Deggendorf, einer bayrischen Stadt, im 14. Jahrhundert geschildert wurde. Wie ich mich erinnere, ließ der hiesige Bischof eine in ihrer Art fulminante Gegenerklärung darauf erscheinen, aber Dr. Steub ließ es nun nicht dabei bewenden, sondern zeigte in einer weiteren Reihe von Aufsätzen mit schlagenden, documentirten Beweisen, wie grausam die ‚Religion der Liebe‘ in Gestalt der streitenden Kirche gegen Andersgläubige wüthete. Dazu kam die mit den Steub’schen Aufsätzen ungefähr in gleiche Zeit fallende Heiligsprechung des Arbues. – Indignation und Zorn trieb mich nun dazu, an die Wand meines Ateliers im Saale des früheren Jesuiten-Collegiums diesen heiligen Henkersknecht der Kirche zu brandmarken. So entstand in einigen Stunden dieses Bild, welches ich später, um es in eine dauerhafte Verfassung zu bringen, auf Leinwand übertrug.

Hieraus können Sie entnehmen, daß ich ursprünglich allerdings in diesen dargestellten Schlachtopfern eine Judenfamilie vor Augen hatte; ohne aber gerade besondern Nachdruck auf die geschichtliche Thatsache, daß das Ziel seiner Verfolgung zumeist Juden und Mauren war, zu legen, war es mehr meine Absicht, Repräsentanten eines vornehmen reichen Standes in diesen Opfern darzustellen. – Es schwebte mir die furchtbare Betrachtung dabei vor, wie die alleinseligmachende Kirche mit ihrer Inquisition die Blüthe und Intelligenz Spaniens ausrottete und dadurch dieses arme, unglückliche Land moralisch und physisch auf Jahrhunderte hin zu Grunde gerichtet hat.

Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster

München, den 1. December 1872

W. von Kaulbach.“

Der Vorfall in Deggendorf, dessen Kaulbach erwähnt, wird bekanntlich heute noch alljährlich gefeiert und hatte seine Veranlassung in einer sogenannten blutigen Hostie, die von Judenhand geraubt und entweiht worden sein soll. Das Blut auf solchen Hostien hat die Wissenschaft als den rothen Pilz oder Schimmel nachgewiesen, wie er sich oft auf Mehlspeisen erzeugt, welche an feuchten Orten aufbewahrt werden. Steub hat in seinen „Altbairischen Culturbildern“ den Brief mitgetheilt, welchen damals selbst Benedict der Zwölfte von Avignon aus an den Herzog Albrecht von Oesterreich in der Deggendorfer Angelegenheit schrieb, woraus hervorgeht, daß ein Geistlicher in der Beichte bekannt hat, eine solche blutige, eigentlich schimmelige Hostie mit Absicht vor das Haus eines Juden gelegt zu haben, um Juden-Mord und -Plünderung zu veranlassen.

Alzey, 31. December 1872.

Dr. R.

Aus den Ostsee-Schrecknissen. (Mit Abbildung.) Die Zeitung berichtet es und die Kunst sucht es zu fassen, aber diesmal ist die Kunst härter, als die Zeitung, die uns den Trost gab, daß in der schrecklichen Scene die zurückschlagende Woge Erbarmen hatte und Mutter und Kind auf dem Trümmerwerk emporhob zu den rettenden Mannesarmen, die den Säugling bereits geborgen hatten. Unser Künstler hat es über sich vermocht, für unser Auge und Herz das Ende in die entsetzlichste Ungewißheit zu stellen. Geschehen sind Unglück und Rettung an der lang in’s Meer hineingestreckten Südspitze der dänischen Insel Falster, die jenem Nordoststurme in ihrer ganzen Ausdehnung ausgesetzt war. Das Boot eines großen vorübersegelnden Schiffes wagte die Fahrt zur Hülfe für die mit den Wellen Ringenden; wen und wie Viele von dem Kreise dieses Familienrestes die Fluth mitgenommen, wissen wir nicht. Die schwedische Zeitung berichtet nur über den Act der Rettung.


Für den Weihnachtsbaum unserer Ostsee-Deutschen

gingen ferner ein: Schule in Schreiersgrün durch Lehrer Schmiedeknecht 3 Thlr. 5 Ngr. 2 Pf.; Verloosung in Hanau 5 Thlr. 17 Ngr.; Schule in Woldegk durch Lehrer Krüger 3 Thlr. 3 Ngr. 5 Pf.; Lehrercollegium der ersten Schulabtheilung in Oelsnitz 20 Thlr. 5 Ngr.; Kegelkränzchen in Erfurt durch F. Traube 4 Thlr.; Frau Apotheker Paulack in Ruhland 5 Thlr. und Frau Apotheker Wesenberg daselbst 2 Thlr.; ein emeritirter Lehrer Wiesbaden 2 Thlr.; Schule in Oberfrohna durch die Lehrer Kuhnert und Näumann 17 Thlr.; A. W. in H. 1 Thlr.; Th. Abresch in Havre 9 Thlr. 18 Ngr. 7 Pf.; erste Schulclasse in Seifersdorf durch Lehrer Schmidt 1 Thlr. 20 Ngr.; Th. in Steegen 3 Thlr.; C. Schch. in München mit dem Motto „Eine alte Schuld“ getilgt 3 Thlr.; M. Beer in Pengenhammer 5 Thlr.; Kegelverein in Naumburg a. Qu. 12 Ngr. 5 Pf.; Gesangverein Eintracht in Ramsbeck durch Lehrer Schulte 10 Thlr.; v. F. in Dresden 1 Thlr.; J. C. L. 1 Thlr.; Schule in Dreibäume durch Lehrer Biermann 3 Thlr. 12½ Ngr.; Frau C. M. C. 2 Thlr.; dritte Knabenclasse in Zielenzig durch Lehrer Gräger 1 Thlr. 5 Ngr. 8 Pf.; Käsefabrik Villa Blumenau 14 Thlr.; Zahlmeister M. in L. (Frankreich) 4 Thlr.; fünfzehn Schüler der Quinta des Realgymnasiums in Karlsruhe 3 Thlr. 10 Ngr.; C. C. in Feldkirch 1 Thlr.; vom Donnerstags-Kegelclub bei Kropffs in Nordhausen 5 Thlr.; R. in S. 2 Thlr.; C. v., in Dresden 5 Thlr.; Wurzen 1 Thlr.; aus Ger..endorf 2 Thlr.; Papststein 1 Thlr.; Th. St. in Drd. 1 Thlr.; Mayer in Posen 2 Thlr.; die beiden ersten Classen in Lindau (Anhalt) durch Cantor Wendt 3 Thlr. 27½ Ngr.; Lindner in Wolframsdorf 2 Thlr.; Schulkinder in Treben 5 Thlr. 8 Ngr. 7 Pf.; durch Wächter in Poppenbüll ges. 3 Thlr. 18 Ngr.; Gewerbeverein in Dippoldiswalde 10 Thlr.; H. S. in Bendorf 1 Thlr.; Gröbler in Osterweddinge 1 Thlr.; Ernst Walther Gebhardt 3 Thlr.; Frau Lenz in Coelbe 1 Thlr.; S. in Reichenberg 2 Thlr.; Theatergesellschaft des Gewerbevereins in Brandis 10 Thlr.; Obermädchenclasse in Mkt.-Redwitz 2 Thlr. 19 Ngr.; Greifenberg 1 Thlr.; K. C. in Neustadt a. W. 2 Thlr.; T. K. in Mayen 1 Thlr.; Spgr. in Cöln 2 Thlr.; Eric und Edmond auf Burg Lahneck, den Inhalt ihrer Sparbüchse 10 Thlr. (Gewiß besuche ich die freundlichen Spender, wenn ich wieder nach dem schönen Rhein kommen sollte); Schlünkes in Cöln 2 Thlr.; Verloosung der Werktagsschüler H. D. in B. 2 Thlr. 25½ Ngr.; Marie Neumann mit 5 Geschwistern in Feldberg (Mecklenburg) 1 Thlr. 10 Ngr.; Sammlung durch Lehrer Ritter in Suhl 2 Thlr. 10 Ngr.; aus der Fabrik der Gebr. Gerland in Allendorf 3 Thlr. 10 Ngr.; Schüler und Lehrer der mittlern Schule in Lauter 4 Thlr.; beim Schoppenfest im Actienhôtel in Limbach 7 Thlr.; W. M. in Berlin 1 Thlr.; Mügge in Gittelde 2 Thlr.; N. N. in Langensalza 2 Thlr. (Wer ist der alte Bekannte?); Baudow in Ketzin 2 Thlr.; Agnes und Lina W. in Neustadt a. A. 2 Thlr.; höhere Bürgerschule mit Gymnasiumsclasse in Greiz 19 Thlr.; A. H. in München 3 Thlr.; Gesangverein in Camburg durch Fr. Salzmann 33 Thlr.; Emma F. in L. 5 Thlr.; H. in Bückebg. 1 Thlr.; L. S. in Kassel 5 Thlr.; Anna, Eduard und Lisbeth in Rantern 11 Thlr.; R. H. in M. 20 Thlr.; H. in Rochlitz 1 Thlr.; Schüler und Schülerinnen in Nossen, 3 Thlr. 7 Ngr.; aus der Sparbüchse der Geschwister W. in M. 2 Thlr.; C. Emmrich in Petterweis 1 Thlr. 12 Ngr. 8 Pf.; F. u. A. M. in Brw. 2 Thlr.; Ziegler in Eilenburg 2 Thlr.; Rest des Baarvermögens der Grünstädter Groschengesellschaft 4 Thlr.; Margaretha J. in Buesweiler (Elsaß), „obwohl sie die Preußen nicht liebt“, 5 Thlr 10 Ngr.; Liederkranz in Großschönau 11 Thlr.; die Former in Weißenfels 5 Thlr.; aus Gretchens Sparbüchse 1 Thlr.; aus Geithain 10 Thlr.; dreißig Schüler des Instituts Schultz in Sinzig durch Lehrer Hermann 15 Thlr.; Familie G. in Betzdorf 3 Thlr.; Kaempf in Flanheim 1 Thlr.; aus Vandsburg 1 Thlr.; Abonnent aus Lippehne 5 Thlr.; H. u. C. Sch. 2 fl. rh.; Anna in Straßnitz 1 fl. ö.; Stoltze in Vichtenstein 5 fl. ö.; E. Schall in Finne 3 fl. ö.; Elisabeth Eggers in Marseille 20 Franken; Hübner in Gablonz 5 fl. ö.; F. Fischer in Disco (Mähren) 5 fl. ö.; Georg Koch in Grömingen 10 fl. rh.; Kirsten in Wien 10 fl. ö.; Daskow in Mürzzuschlag 5 fl. ö.; aus Rußland 25 Rubel mit den Worten:

Vier deutsche Frauen im kalten Norden,
Sie sagen dir, du deutsches Land,
Daß sie dir untreu nicht geworden,
Und schicken dir ein Liebespfand.
Es ist nicht viel, doch kommt’s vom Herzen.
Du liebes Volk: Wir wünschen dir,
Daß du nach so viel bitt’ren Schmerzen
In Zukunft glücklich bist, wie wir.

A. T. O. J.

J. B. in U. 5 fl. ö.; ein Alsfelder Frauenkränzchen 7 fl. rh.; A. K–ch in Vevey 5 Franken; Familie Rahm in Hochrain 6 fl. 15 kr. ö.; Jacob Oblasser 1 fl. ö.; H. J. Langenliebe 1 Thlr.; Louise Wagener in Brome 2 Thlr.; erste Schule in Brunndöhra 1 Thlr. 15½ Ngr.; Pfennigsammlung der Schulen Lichtenstein-Callnberg durch Schuldirector Scharre 15 Thlr.; Ressource in Schönwald 2 Thlr.; Schule in Schloßchemnitz durch Director Richter 12 Thlr. 20 Ngr.; Schule in Burckhardt durch Lehrer Böhl 2 Thlr. 4 Ngr.; Gesangverein in Dolgesheim (Rheinhessen) 10 Thlr.; K. in P. 2 Thlr.; Schule in Einsiedeln durch Lehrer Bretschneider 1 Thlr. 2½ Ngr.; H. in C. 15 Ngr.; A. W. in Geyer 1 Thlr.; Rahter in Petersburg 10 Thlr.; Hagedorn in Polle 5 Thlr.; Bauerschaft Aschen bei Dissen 11 Thlr. 6 Ngr. 7 Pf.; C. S. 1 Thlr.; von einigen Freunden der Gartenlaube in Großpötzschau 11 Thlr. 2½ Ngr.; Hoppe in Michalow 5 Rubel; H. S. 1 Thlr.; für Ansicht eines wilden Schweins, gesammelt vom Schützenhauswirth Günther in Limbach 3 Thlr.; L. F. R. in D. 1 Thlr.; K. T. in Mattenbach 2 Thlr.; B. H. u. F. S. 3 Thlr.; Schule in Erharding (Baiern) durch Lehrer Förster 2 fl. rh.; C. U. in Dresden 3 Thlr.; aus Berlin 2 Thlr.; Gemeinde Schaas bei Schäßburg durch Pfarrer Haltrich 5 fl. ö.; L. T. in Marseille 20 Franken (Wunsch wird erfüllt werden).

Die Redaction.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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