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Verschiedene: Die Gartenlaube (1872)

Ja, da war es, noch in unscheinbarer Hülle eingeklammert. Ein wohlmeinender Freund hatte es auf dem nächsten Bahnhofe für mich in Empfang genommen und überraschte mich damit, indem er es sofort auf eigenem Gefährt bis vor meine Thür sandte. Viel fehlte nicht, ich hätte im ersten Freudentaumel Kutscher und Pferde, die mir die freundliche Gabe zuführten, umarmt. Und meine Kinder, was sie trieben? Schweiget, Worte! Bald war das gehaltvolle Schiff in sichern Hafen bugsirt. Und da stand es, das trauliche Instrument – ein prächtiges Pianino –, und die Tasten, die langentbehrten, lachten mir entgegen und lockten zum langersehnten Schmause für Herz und Ohr, und – da rauscht es hervor aus dem goldenen Born:

„Gott grüße Dich! Wenn dieser Gruß
So recht von Herzen geht,
Gilt bei dem lieben Gott der Gruß
So viel als ein Gebet.“

Und wem galt dieser Gruß? Du räthst es, lieber Leser! Wenn das Volkswort wahr ist, so muß es in diesem Augenblick mächtig in den Ohren einer edeln Dame geklungen haben, und in den Ohren wahrlich nicht allein, sondern wie uns: im frohen Herzen! – Und als der feierliche Gruß verhallt war, da wurde der neue Hausfreund in allen möglichen Rede-Variationen erst recht herzlich willkommen geheißen, hatte er doch für uns und zu uns gesprochen mit aller Innigkeit reiner, wohliger Harmonien.

Nun galt es, Umschau und Heerschau zu halten über den ganzen musikalischen Apparat; ob ihm die lange Herreise geschadet, ob Auf- und Abladen, ob Stoßen, Schütteln und Rütteln dem kostbaren Werke Uebles gethan! Doch Alles in schönster Harmonie: jede Taste, jeder Hammer, jede Saite in voller, guter Ordnung.

Aber ein buntes Auditorium drängt mich von meiner Ocular-Inspection hinweg! Die noch nie gehörten, ja die unerhörten prachtvollen Tonwellen, die aus den kleinen Schulhausfenstern in die Gassen des Dorfes hinauswogen, sie rufen die halbe Gemeinde herbei, Alt und Jung, Reich und Arm wundert und freut sich über die Einkehr solcher Herrlichkeit bei ihrem Lehrer, und, was soll ich’s verheimlichen, der Anblick dieses Auditoriums voll staunender Neugierde und herzlicher Theilnahme bewegt mich, auf’s Neue und voll und kräftig in die Tasten zu greifen, und was ich einst geträumt, geliebt, geweint, gelacht, das stieg da vor mir auf und wurde zum musikalischen Gebilde und Gebet!

Endlich bin ich allein mit den Meinen! Der Abend neigt sich tiefer, aber die Brust, heute so reich und weit, hebt sich höher und meine Gefühle lösen sich in den Accorden des herrlichen Chorals „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren!“ Ja, ich kann wieder freudig singen: „Lasset die Musicam hören!“ Ist sie doch jene Himmelstochter, mit und durch deren Hülfe ich mit Pestalozzi sprechen kann: „Es wird heiterer!“ Wie manches Lehrerherz haucht in der Sprache der Saiten all’ seinen Schmerz, sein Wehe aus und bricht durch ihre Gewalt einer stillen, heiteren Ergebung Bahn!

Wir aber, meine lieben Collegen von nah und fern, die wir gleiches oder ähnliches Glück theilen und genießen: laßt uns nicht erröthen ob der uns gewordenen Gaben; stand doch auf allen die Devise: „Laß die Linke nicht wissen, was die Rechte thut!“ So lange der deutsche Aar noch nicht die Kraft ober den Willen hat, uns mit seinen Fittigen gegen die Drangsale des Mangels zu schützen, so lange wollen wir uns gern von der Taube der Wohlthätigkeit den Oelzweig der Freude in unser Haus bringen lassen. Es müßte schlimm um ein Herz stehen, das von einer That echter Menschen- und Bruderliebe sich in seiner Standeswürde gekränkt fühlen könnte.

E. G.




Für den Weihnachtsbaum unserer Ostsee-Deutschen.


gingen wieder ein: Kirchner in Neustadt a. H. 10 Thlr.; M. G. in Leipzig 5 Thlr.; W. O. in Gotha 1 Thlr.; Bienenzüchterverein in Oberfrohna 6 Thlr. 10 Ngr.; M. K. in Lützen 2 Thlr.; F. Thieme in Dresden 3 Thlr.; Rittmeister V. in Forchheim 4 Thlr.; A. F. in Teterow 1 Thlr.; F. B. 1 Thlr.; A. R. in Amberg 4 Thlr.; C. R. in Langenfels 1 Thlr.; Scat in Elberfeld 4 Thlr.; aus dem Spartopf von Josefa, Elsbeth und Christine in Asch 2 Thlr.; A. Mörath in Schwarzenberg 5 Thlr.; Kegelclub A. in Oederan 12 Thlr.; C. F. in Baden-Baden 1 Thlr.; Vendel in Uckrath 1 Thlr.; M. A. u. M. Heubes in Toul 2 Thlr.; aus der Sparbüchse von Hans, Clotilde, Anette und Maria 4 Thlr.; Schreck in Saalburg 1 Thlr.; Janeck in Dresden 10 Thlr.; N. N. in Altena 5 Thlr.; Wehr in Heilsberg 5 Thlr. 5 Ngr.; Privatschule in Wilsdruff 2 Thlr. 10 Ngr.; aus Schandau 5 Thlr.; Trockne Körnlein vom Lippeschen Sand, trocknen Ein Thränlein am Ostseestrand 2 Thlr.; Lehser in Schmalkalden 1 Thlr.; aus Heidelberg 20 Reichsmark = 6 Thlr. 20 Ngr.; von den Schulkindern in Pfiffelbach 6 Thlr. 15 Ngr.; Lehrer Frankenstein daselbst 1 Thlr.; Kaiserslautern 1 Thlr.; Eine Böhmakin in Asch 1 Thlr.; Deutsche Gesellschaft in Venedig 20 Thlr.; J. Hänsel in Borna 2 Thlr.; Julius Peter 2 Thlr.; R. in Freiburg 2 Thlr.; Tilly in Königsbrück 1 Thlr.; aus Leipzig 5 Thlr.; aus Therese’s Sparcasse 1 Thlr.; E. und M. in Markneukirchen 5 Thlr.; Notar Schäzler in Scheinfeld 2 Thlr.; G. M. in Ostrach 1 Thlr.; aus der vorjährigen Christbescheerung der Gartenlaube 13 Thlr.; Schreiber in Tiefenbrunn 3 Thlr.; A. B. in Buckow 1 Thlr.; Gesangverein Cäcilia in Chemnitz 3 Thlr.; Reußner in Cunnersdorf 1 Thlr.; Brutal Nachf. in Chemnitz Thlr.; Anna W. in Lengefeld 1 Thlr. 22⅓ Ngr.; A. Sch. in Lauenstein 1 Thlr.; L. M. in Marburg 1 Thlr.; Schüler der ersten Classe der Schule zu Kändler 1 Thlr.; Dankwarth in Pechanin 2 Thlr.; aus Dresden 20 Thlr.; M. K. in Tetschen 1 Thlr.; Ben Manssur 10 Ngr.; Dittrich Opelt in Rumburg 12 Thlr.; Bremser August Weise 1 Thlr.; von der Kegelgesellschaft Friendship in Leipzig 10 Thlr. 10 Ngr. mit den Worten:

Es war das Geld bestimmt zum heil’gen Christ,
Doch opfern wir es gern Euch armen Kindern,
Und wenn’s auch nur ein kleines Scherflein ist,
So hilft’s doch mit das große Elend lindern.

O. A. in Köln 1 Thlr.; Emilie 1 Thlr.; J. Köberlin in Leipzig 3 Thlr.; von der zweiten Mädchenclasse der evangelischen Stadtschule in Hirschberg 2 Thlr.; aus Oschersleben, wenig aber herzlich 1 Thlr.; Gustav Berger in Burgstädt 5 Thlr.; von den Schulkindern der Parochie zu Gautzsch 5 Thlr. 2 Ngr. 2 Pf.; Karl W. in Hanau 2 Thlr.; aus Kötschenbroda 5 Thlr.; aus Barmen, von Einem, der auch Trost und Hülfe sucht 3 Thlr.; R. S. in Raschau 10 Thlr.; von einigen Lesern der Gartenlaube 3 Thlr. 10 Ngr.; Edmund in Leipzig 10 Thlr.; aus Leipzig 1 Thlr.; bei Baarmann in Leipzig gesammelt von sieben deutschen Herzen 7 Thlr.; ein Unbekannter aus Leipzig 1 Thlr.; A. O. 1 Thlr.; Gero und Melanie 10 Thlr.; durch M. Ullrich in Hanau 3 Thlr. 2 Ngr. 5 Pf.; aus Stralsund 5 Thlr. mit den Worten:

Den ersten Kuß empfing ich heut’ von Liebchens Mund,
D’rum geben Sie dies Geld den Armen von Stralsund.

Nr. 30 A. Z. 5 Thlr.; Professor Bock 10 Thlr.; C. M. in Frankfurt a. M. 2 fl.; Ch. H. in Michelstadt 4 fl.; aus Bamberg mit dem Motto: Viel hab’ ich nicht der Güter, jedoch ein Herz für Brüder, 10 fl.; F. B. H. in Frankfurt a. M. 10 fl.; H. J. in Stollberg 18 Ngr.; von den neunundzwanzig Waisen der G. Seyler’schen Waisenanstalt zu Wüstewaltersdorf i. Schl. Thlr.; für’s arme Kind am Ostseestrand 1 Thlr. 10 Ngr.; F. S. in Genf 5 Thlr.; von dem Dichter Karl von Holtei in Breslau 33 Thlr. 10 Ngr. mit den Worten:

Es behauptet durchaus die „Gartenlaube“:
Sie schulde mir noch ein Honorar?
Eine Behauptung, an die ich nicht glaube;
Zum Mind’sten ist mir die Sache nicht klar.
Doch da Jene den guten Ausweg gefunden,
Das Sümmchen wohlthätigem Zwecke zu weih’n,

Fühl’ ich mich ihr sogleich verbunden,
Und stimme aus ganzer Seele ein:
Was ich angeblich gut noch habe,
Mit Danke nehm’ ich’s, und biet’ es dann
Als eines alten Sängers Gabe
Nothleidenden deutschen Brüdern an.

Breslau, November 1872. Holtei.

von dem Prager Hülfs-Comité der in Böhmen Ueberschwemmten empfangen wir noch die für die Letzteren von der Gartenlaube gesammelten Unterstützungsgelder, 188 Thlr. 6 Ngr. 5 Pf., mit der freudigen und dankenswerthen Mittheilung zurück, daß der Noth der böhmischen Unglücklichen hinlängliche Abhülfe geschehen und daß es dem Comité eine große Freude sei, nunmehr das Geld für die Bedrängten an der Ostsee senden zu können. Dem Prager Comité herzlichsten Dank!

Wir bitten dringend, keine Schmuckgegenstände zu senden.

Die Redaction.




Nicht zu übersehen!


Mit dieser Nummer schließt das vierte Quartal und der zwanzigste Jahrgang unserer Zeitschrift. Wir ersuchen daher die geehrten Abonnenten, ihre Bestellungen auf das erste Quartal des neuen Jahrgangs (Preis 16, nicht 15 Ngr.) schleunigst aufgeben zu wollen.




Wir sind in der angenehmen Lage, unsern Lesern mittheilen zu können, daß dieser nächste Jahrgang folgende Erzählungen veröffentlichen wird:

„Glückauf“ von E. Werner, Verfasser des mit so vielem Beifall aufgenommenen Romans „Am Altar“.
„Der Loder“ von Herman Schmid und eine größere Erzählung von E. Marlitt,

denen sich kleine Novellen von E. Wichert („Schuster Lange“), Werber („Ein Meteor“) etc. anschließen werden.

Von den demnächst erscheinenden belehrenden Artikeln heben wir vorläufig hervor: Die Württemberger Bastille. Von S. W. – Ein protestantischer Großinquisitor. Von Henne-Am Rhyn. – Goethe. Sein Leben und Dichten. In Vorträgen für die deutschen Frauen geschildert von Johannes Scherr. – Der Rothschild Amerikas und die Geschichte seines Vermögens. Von L. L. in New-York. – Das Wagner-Theater in Bayreuth. Von Otto Gumprecht in Berlin. – Am Grabe der Familie Karl’s des Großen. – Die Unfälle auf Eisenbahnen. Von M. M. v. Weber. – Bühnen-Erinnerungen etc. etc.

Die Redaction und Verlagshandlung.


Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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