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Verschiedene: Die Gartenlaube (1872)

Empfang des Grafen Andrassy im blauen Damastzimmer.
Nach einer Skizze des Professor D.

Wilhelm der Zweite den ersten Gesandten der amerikanischen Freistaaten empfangen. Diese Gemächer erinnern auch an die Erniedrigung Preußens: hier hatte Napoleon der Erste nach seinem Einzuge in Berlin seine Wohnung aufgeschlagen, später sein Bruder Jerôme. Man scheint diese Erinnerungen absichtlich nicht gemieden zu haben, denn noch heute stehen die kleineren Büsten derselben auf den Tischen. Und nun ein anderes, erhebenderes Bild – Deutschland in seiner Machtglorie – die drei Kaiser an einem Tische!

Um den Hauptfiguren des diplomatischen Drama’s etwas näher zu rücken, folgen wir der guten Gelegenheit in einen großen Hofkreis. In dem runden weißen Marmorsaale des Palais unter den Linden, auf dem spiegelglatten Parquett, sind sie Alle versammelt, die drei mächtigsten Herrscher, die auf den Thronen Europas sitzen, dazu Deutschlands Fürsten und Fürstinnen, und um sie herum wie eine Wolke die Minister und Generale, die Herren und Damen der nächsten Umgebung der Fürstlichkeiten. In der Mitte des Saales steht der Kaiser von Oesterreich in eifrigem Gespräche mit dem Fürsten Bismarck. Hoch aufgerichtet, wenn immer in allerrespectvollster Haltung, steht dieser vor ihm; der Reichskanzler trägt heute nicht den berühmten weißen Waffenrock, heute ist Gala, heute hat er die große gestickte Generalsuniform angelegt, und dazu ein grün-rothes breites Band, den Cordon des höchsten Ordens, den

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1872). Leipzig: Ernst Keil, 1872, Seite 697. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1872)_697.jpg&oldid=- (Version vom 3.8.2020)