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Verschiedene: Die Gartenlaube (1872)

In den Katakomben zu St. Stephan in Wien.
Nach einer Skizze von H. Fritzmann.

zu geben. Auch ohne dichterische Färbung und Reflexion wird sie in Gemüthern, welche sich einer gewissen Pietät für Todte nicht entschlagen können, einige Theilnahme erwecken. Denn wie stumpfsinnig wir auch heute für Alles geworden sind, was einer edleren Gefühlsregung entspringt, so giebt es doch selbst für die gemüthlosesten Verstandesmenschen eine Grenze, die sie nicht gern überschreiten: den Weg zur Rohheit und Verwilderung.

Die Entstehung der Katakomben Wiens hängt mit der alten, noch heute in manchen Dörfern bewahrten Sitte zusammen, die Leichen der Verstorbenen in und neben den Kirchen zu beerdigen. Die Vornehmen und Reichen erwarben gemauerte Grabstätten im Innern der Gotteshäuser und schmückten Wände und Fußböden mit reich gemeißelten Steinplatten, um ihren Angehörigen ein dauerndes Andenken zu sichern. Die Armen mußten sich begnügen,

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1872). Leipzig: Ernst Keil, 1872, Seite 451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1872)_451.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)