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Verschiedene: Die Gartenlaube (1872)

Sieben verlorene Männer. Ein schwerer Schicksalsschlag hat in unserem Kriege gegen Frankreich vier Familien zu Annweiler in der Rheinpfalz betroffen. Dem Landmann Johannes Schulz kam bei den unaufhörlichen Truppen- und Proviantdurchzügen der Gedanke, für die Seinen auch einen Vortheil aus dem Kriege zu ziehen. Er verband sich zum Zweck einer gemeinsamen Proviantfuhr mit noch sechs anderen Annweilerer Männern, Namens Knöll, Vater und zwei Söhne, Liset und Sohn und Joseph Groß. Diese beluden zwei einspännige Wagen mit Lebensmitteln und Wein und fuhren damit am 10. Januar 1871 wohlgemuth ab. Sie wollten über Zweibrücken nach Metz hin. In Zweibrücken wurden alle Sieben noch gesehen, – und dann nie wieder! Männer und Geschirre sind spurlos verschwunden. Vom Amt Bergzabern aus stellte man Nachforschung nach den Vermißten an, aber vergeblich. Der eine Schlag hat vier Familien so gut wie vernichtet, neun Wittwen und Waisen sind übrig geblieben, die unglücklichste von Allen, Frau Knöll, die den Gatten und zwei blühende Söhne verloren, ist der Geistesnacht verfallen. – Unser Sieg war groß, aber wie theuer er in Tausenden von Familien erkauft wurde, darüber geht die Geschichte mit ihren weiten Schritten hinweg.




Marlitt’sHaideprinzeßchen“ ist bereits durch verschiedene Uebersetzungen ausgezeichnet worden. Die erste Uebertragung, eine französische, erschien in Paris und zwar gleichzeitig in einer Zeitschrift und als Buch, die zweite, eine englische, ohne Genehmigung der Verfasserin und des Verlegers in Philadelphia, die dritte in London und die vierte, ebenfalls eine englische, wird soeben in der Tauchnitz’schen „Collection of german authors“ vorbereitet. Eine Buchausgabe der deutschen Originalausgabe wird im Herbst dieses Jahres in der Verlagshandlung der Gartenlaube erscheinen.




Sammlungen der Gartenlaube. Nachdem wir bereits früher an unsere abgebrannten Landsleute in Chicago zweitausend Thaler Unterstützungsgelder abgesandt, waren wir letzte Woche wieder in der glücklichen Lage, noch tausend Thaler folgen lassen zu können, und schon sind abermals Beiträge eingegangen. Auch für den Nationaldank an Feuerbach werden wir in diesen Tagen nahezu zweitausend Thaler nach Nürnberg abschicken.




Kleiner Briefkasten.

B. Sch. in W–r. Wir wollten Ihnen erst schriftlich antworten. Leider aber kommt der Fall, daß bei Anerbietungen von Manuscripten – namentlich solchen, die aus Frauenhänden kommen – statt an unser Urtheil, an unser Mitleidsgefühl appellirt wird, so häufig vor, daß wir endlich gern einmal die Gelegenheit ergreifen, uns hierüber öffentlich und deutlich auszusprechen. Wir glauben Ihrer Versicherung, daß die Rücksendung Ihrer Arbeit Sie „namenlos unglücklich“ gemacht hat; wir beklagen es, wenn Sie darin eine „Grausamkeit“ sehen, „die fast derjenigen gleichkommt, die einem Verhungernden das letzte Stück Brod verweigert.“ Können wir uns aber bei der Entscheidung über die Annahme oder Nichtannahme von Manuscripten von den Regungen des Gefühls und der Barmherzigkeit leiten lassen? Nein! die einzige Rücksicht, die wir hier nehmen dürfen, geht darauf, daß wir unseren Lesern, unseren Abonnenten tüchtige und würdige Lectüre bieten. Diese versprechen wir ihnen, diese erwarten sie. Und glauben Sie nur nicht, daß diese einzige „Ausnahme“, die wir zu Ihren Gunsten machen sollen, wirklich die einzige wäre und bleiben würde. Klagen und Bitten, wie sie Ihr letzter Brief enthielt, kommen – aber fast nur von Frauen und Mädchen – uns dutzendweise zu, und ihnen gegenüber kann, wenn wir unser Journal nicht aus lauter Mitgefühl absichtlich zu Grunde richten wollen, unsere einzige Rettung nur die sein, um so fester an unserem Princip zu halten, um so treuer das Interesse unserer Leser im Auge zu haben und um so bestimmter auch für die Zukunft lediglich unser eigenes bestes Urtheil über die Brauchbarkeit oder Unbrauchbarkeit einer Arbeit entscheiden zu lassen.

K. in Mgdbg. Für Ihre Bedürfnisse können wir Ihnen nur eine Zeitschrift, „Die Gegenwart“ von Paul Lindau empfehlen, das erste kritische Wochenblatt in Berlin, welches gleichzeitig über politische, literarische, künstlerische und gesellschaftliche Tagesfragen längere und eingehendere Besprechungen bietet. Da es dem Redacteur bei Gründung seines Blattes gelang, tüchtige und anerkannte Federn zu gewinnen, die es verstanden, die schwer zugängliche Kritik in anmuthige Formen zu kleiden, so war es bei dem reichen Material, welches Berlin bietet, selbstverständlich, daß man der neuen Wochenschrift ein günstiges Prognostikon stellen konnte, was sich denn auch nach Ablauf des ersten Vierteljahrs vollständig erfüllt hat. „Die Gegenwart“ findet, wie wir hören, vielfache Verbreitung und Anerkennung und Lindau hat genug redactionelle Gewandtheit und Verbindungen, um sich diese raschgewonnene Gunst zu erhalten. Mit verständnißvoller Umsicht weiß er sein Terrain auszubeuten Während andere Revuen, u. A. die ganz vortreffliche Freytag-Dove’sche[WS 1] Wochenschrift „Im Neuen Reich“, meist einen allgemeinen Charakter documentiren, legt Lindau, der selbst eine spitze und pikante Feder führt, den Accent seiner Kritik mehr auf Berliner Verhältnisse und Zustände, ohne gerade die übrigen ganz zu vernachlässigen. Eine stattliche Reihe bewährter und durch ihre bisherigen Leistungen anerkannter Mitarbeiter giebt dem Blatte eine scharf ausgeprägte Autorität und läßt – wenn die Kritik weiter in so frischer freisinniger Weise gehandhabt wird – noch viel Fesselndes und Ansprechendes erwarten. Von allen Revuen ist somit die Lindau’sche die einzige, welche neben den politischen und socialen Tagesfragen die Hauptströmungen in den Gebieten der Malerei, plastischen Kunst, Theater und Musik mit aufmerksamem Auge und eingehenden Artikeln verfolgt, und schon deshalb dürfte „Die Gegenwart“ alle Ihre Ansprüche erfüllen.

Karl J–i–ke. in Berlin. Sie thun ja ungeheuer gebildet, und das Alles, weil Sie auf Janke’s deutsche Nationalbibliothek abonnirt sind! Leider haben Sie sich durch dieselbe irre führen lassen; die Novelle „Der Todte von St. Anna’s Capelle“ ist bekannter Weise nicht vom Verfasser der berühmten Erzählung „Zwischen Himmel und Erde“, sondern von einem seiner Zeit zu Reichenbach in Schlesien lebenden Assessor, welcher unter dem Namen Otto Ludwig diese und noch eine zweite Novelle schrieb. Dieser Umstand hatte denn auch die – wie sich nach der Hand herausstellte – ungerechtfertigte Aufnahme der Erzählung „Der Todte von St. Anna’s Capelle“ in die oben erwähnte deutsche Nationalbibliothek zur Folge. Uebrigens hat der Reichenbacher Erzähler vermuthlich aus derselben Quelle geschöpft, welche auch Dr. R. Haas, der Verfasser unserer Skizze, für sich benutzte, nämlich aus Visini’s Beiträgen zur Criminalwissenschaft.

P. J. in Valencia. Wir haben Ihre Zusendung mit Dank erhalten, müssen sie aber, so hübsch sie geschrieben ist, doch ablehnen, da das Motiv nicht bedeutend genug erscheint. Vielleicht schicken Sie uns gelegentlich etwas Anderes.

O. B. in W., Missouri. General v. Stiehle ist am 14. August 1823 zu Erfurt geboren, hat auch dort das Gymnasium besucht, und soll – nach Aussage eines seiner Schulcameraden – vom Erfurter Gymnasium aus in das Cadetten-Corps getreten sein. – Seine Vorname ist Gustav.

L. Mf. in Nürnberg. Ihr Wunsch ist schon längst erfüllt. In Nr. 41 vom Jahrgang 1869 der Gartenlaube finden Sie eine eingehende Charakteristik des eben verstorbenen Patrioten Mazzini aus der Feder Ludmilla Assing’s.

Fr. H. in L. Wir danken Ihnen für Ihre Mittheilung, die uns in der That überrascht hat; denn wir selbst hatten nicht die geringste Ahnung, daß wir neulich mit Nr. 12 der Gartenlaube die eintausendste Nummer unseres Blattes ausgegeben haben. Außer der „Illustrirten Zeitung“ in Leipzig hat unseres Wissens bis jetzt kein illustrirtes Journal in Deutschland diese Nummernhöhe erreicht.




Zum Nationaldank für Ludwig Feuerbach.


gingen wieder ein: Sammlung des Akadem. philosoph. Vereins in Berlin 25 Thlr. 20 Ngr.; J. u. R. W. in Wildenbruck 2 Thlr.; Bruck in Saar-Union (Elsaß) 1 Thlr.; F. 1 Thlr.; A. Waldheim 1 Thlr.; eine Gesellschaft im Casino zu Mühlheim 15 Thlr.; aus Bobenstein 2 Thlr.; Schultzky in Berlin 15 Ngr.; aus Klein-Krähwinkel 1 Thlr.; Ludwig Steinhagen in Hamburg 7 Thlr.; Dr. E. Franck in Berlin 5 Thlr.; D. in Bürgel 2 Thlr.; A. V. in Diez und A. Z. in Bleialf[WS 2] 10 Thlr.; Dr. C. Waitz in Meran 5 Thlr.; Karl Frantz in Berlin 10 Thlr.; „Krach-Club“ in Bürgel 1 Thlr. 15 Ngr.; C. B. in Ach 8 Thlr.; „Gewerbe-Verein“ in Reichenau 1 Thlr. 20 Ngr.; aus Biedenkopf 1 Thlr.; Dr. Zimmermann in Mühlhausen 10 Thlr.; durch die Buchhandlung von Ricker in Petersburg 10 Thlr.; Richter in Davos 5 Thlr. 10 Ngr.; Expedition der „Volkszeitung“ in Berlin 7 Thlr.; D. H. in Detmold 1 Thlr.; „Bürger-Resource“ in Hirschberg 3 Thlr.; „Humanist“ in Görlitz 3 Thlr.; C. B. in Westpreußen 3 Thlr.; R. B. und G. W. in Hannover 5 Thlr.; G. in Potsdam 1 Thlr.; Buckauer „Mittwochs-Club“ 3 Thlr.; Dr. Ernst Hagen, der 93jährige Pastor, 10 Thlr.; Georg Knedick in Karlsbad 3 Thlr.; v. Diezolski in Goldberg 5 Thlr.; S. M. in Berlin 5 Thlr.; Theod. Schultz in Hamburg 1 Thlr.; Sammlung in Windsheim 10 Thlr.; C. Ms. in Remscheid 1 Thlr.; Rud. Kowarck in Berlin 1 Thlr.; Grischow in Grivitz 5 Thlr.; deutsch-katholische Gemeinde in Rüdesheim 3 Thlr.; Karl Hebbinghaus in Berlin 5 Thlr.; Sieverts in Homburg 2 Thlr.; Prof. J. L. in München 10 Thlr.; M. K. in Berlin 1 Thlr.; A. Jäger in Jonsdorf 2 Thlr.; J. W. 1 Thlr.; Bühl in Langenbielau 1 Thlr.; George in Dresden 1 Thlr.; Gräfin v. Z. in Unter-Neuberg 3 Thlr.; eine Gesellschaft Soester Primaner 3 Thlr.; G. B. in Posen 25 Thlr.; Präsident v. E. in Oldbg. 10 Thlr.; G. A. G. in Düsseldorf 3 Thlr.; Busse in Berlin 2 Thlr.; H. v. Jaroczinsky in Danzig 1 Thlr.; gesammelt durch Dr. F. in Markoldenburg 10 Thlr.; Otto Blumberg in Berlin 10 Thlr.; Alfred und L. Schücking in Washington 10 Thlr.; aus Mainz 20 fl. rh.; aus Ludwigshafen 5 fl. rh.; W. in Dippoldiswalde 1 Thlr.; Frz. Schröder in Berlin 1 Thlr.; Schwabe in Bl. 1 Thlr. mit den Worten:

Edler Lichtspender! ich glaube,
Selbst in der Gartenlaube
Säh’s nicht so hell und gemüthlich aus,
Wenn nicht Deines Geistes Quellen,
Die Feuerbäche, die hellen,
Geströmt wären rings in’s Land hinaus.
Für Deine himmlischen Spenden
Verehrt Dich Dein Volk und wir senden
Dir unsern Dank und Segen in’s Haus.


Redaction der Gartenlaube.


Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Freytag-Dowe'sche
  2. Vorlage: Blüalf
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1872). Leipzig: Ernst Keil, 1872, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1872)_236.jpg&oldid=- (Version vom 11.12.2020)