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Verschiedene: Die Gartenlaube (1872)

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Schule, der Errettung der Bildung des Volks aus der Pfaffengewalt.

Auch dieser deutsche Kampf war längst in der Nation vorbereitet durch Schrift und lebendes Wort und Lied. Da, im rechten Augenblicke, trat auch die bildende Kunst bewaffnet auf den Kampfplatz, und so weltgeschichtlich wie Concil und Krieg und Volksvertretung griff ein Bild in den Kampf der Zeit ein, blitzartig grell das Furchtbarste beleuchtend, das ein Papst des neunzehnten Jahrhunderts der gesammten Christenheit, der Bildung und dem Gewissen desselben geboten hatte.

Das ist die Bedeutung von Kaulbach’s Ketzerrichterbild, seinem Peter Arbues von Epila in der Verrichtung des „heiligen Amts“, für das er selbst nun mit dem Heiligenschein begnadet worden ist.

Ein solches Bild ist werth in jedes deutsche Haus getragen zu werden. Und weil die „Gartenlaube“ es heute den Hunderttausenden ihrer Leser vorlegt, so fügen wir für diese auch eine einfache Erklärung desselben bei.

Auf der Freitreppe vor dem Palast des Inquisitionstribunals zu Saragossa steht der Inquisitor Peter Arbues, als blinder Greis, geleitet von zwei Mönchen, einem häßlichen alten, und einem schönen jungen, letzterer durch die Geißel, die er unterm Arme trägt, ebenfalls als Fanatiker bezeichnet, wenn man auch noch einen Zug von Mitleidsfähigkeit aus dem Gesichte herausfinden kann. Arbues ist, wie er hier vor uns steht, keine Porträtfigur, er war ein sehender und kräftiger Mann, als ihn sein Verhängniß ereilte; hier steht der Inbegriff des blinden Fanatismus vor uns, der den von ihm ganz Umstrickten mit unbarmherziger Verfolgungswuth jedes Andersgläubigen erfüllt und bis zur Mordgier hetzt, mit welcher seine Umgebung die gemeinste Raubgier verbindet, genau wie die Geschichte der Inquisition dies nachweist. Den Stift, der dieses Antlitz zeichnete, hat der tiefste Ingrimm geführt: es ist die lauernde Hyäne, die mit den krallenden Fingern der Linken ihrem Opfer droht, während die Rechte, vom tückischen Mönch geleitet, mit dem Krückstock in die Richtung hintastet, wo die von ihm zum Feuertod verdammte Familie kniet.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1872). Leipzig: Ernst Keil, 1872, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1872)_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)