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Verschiedene: Die Gartenlaube (1872)

vollkommen befähigten Mannes, der selber ein bedeutendes Geschäft in Porto-Alegre (Prov. Rio-Grande in Brasilien) besitzt und hier dafür die Einkäufe besorgt, Herrn Richard Huch in Braunschweig, getroffen werden, also einfach und praktisch sein. Trotzdem erfordert es eine schwere und umfangreiche Arbeit; aber der Nutzen, den es unserer deutschen Industrie und damit dem ganzen Vaterlande bringen wird, liegt auch auf der Hand, und besonders ist es zu wünschen, daß sich auch Oesterreich, das wir aus vollem Herzen mit zu Deutschland rechnen, daran betheiligen möge.

Die Adresse der Verlagsbuchhandlung, an welche die verschiedenen Herren Fabrikanten und Industrielle die näheren Angaben sobald als möglich einsenden mögen, ist die schon oben angegebene: Herren C. Leuchs u. Co. in Nürnberg – Verlagsbuchhandlung. Die Art, in welcher es zu geschehen hat, wird durch ein paar Beispiele klar.

Name: Adolph Xmann.
Wohnort: Zwickau.
Fabrikat: lederne Handschuhe.
Agent in Hamburg: N. N.
 - in Paris: N. N.
 - in London: N. N.
Stand zur Messe in Leipzig: –

Name: Julius M.
Wohnort: Dresden.
Fabrikat: künstliche Blumen.
Agent in Hamburg: N. N.
 etc.
Stand zur Messe in Leipzig: –

Name: Karl Z.
Wohnort: Mühlhausen.
Fabrikat: gedruckte Baumwollenwaaren,
 als Calicots, Jacconas.
Agent in Hamburg: N. N.
 - in London: N. N.
 etc.
Stand zur Messe in Leipzig: –

Nur durch eine allgemeine und rasche Betheiligung der verschiedenen Industriellen, die ja auch in ihrem eigenen Interesse liegt, kann etwas wirklich Tüchtiges rasch geschaffen werden. Dann erreichen wir aber auch den Zweck, dem Vaterlande jene enormen Summen zum großen Theile zuzuwenden, die bis dahin in’s Ausland strömten, und nur von solchem rein nationalen Gefühle ausgehend, hat sich auch Ernst Keil freundlich erboten, dieser Aufforderung die Spalten seiner Gartenlaube zu öffnen.

Braunschweig, im Januar 1872.

Friedrich Gerstäcker.




Aber was bewegt denn uns? Sowie der Aufsatz: „Wer bewegt die Uhren?“ in Nr. 36, 1871, durch den früheren Artikel über „das Wunder in der Westentasche“ angeregt wurde, so wurde ich durch ersteren veranlaßt, obige Frage aufzuwerfen, und werde versuchen sie zu beantworten.

Was ermöglicht uns, uns zu bewegen? – Unter den Lesern der Gartenlaube wird wohl kaum Jemand sein, der nicht schon eine Dampfmaschine arbeiten sah: der Kessel wird mit Kohlen geheizt, der erzeugte Dampf in die Maschine geleitet, die dann die gewünschte Arbeit verrichtet. Kessel und Maschine dienen also nur dazu, die durch die Kohlen erzeugte Wärme in productive Arbeit zu verwandeln. Je mehr die Maschine leisten soll, desto mehr Kohlen müssen verbrannt werden, um unter dem Kessel größere Hitze und in Folge dessen mehr Dampf zu schaffen. Es besteht also ein Verhältniß zwischen der durch die Verbrennung der Kohlen hervorgebrachten Wärme und der durch die Maschine verrichteten Arbeit. – Die Wissenschaft weist nach, daß dies Verhältniß constant ist und nur variirt durch die Unvollkommenheit der Apparate, die wir anwenden, um Wärme in Arbeit zu verwandeln. Man kann oft sagen, daß so und so viel Wärme eine bestimmte Quantität Arbeit repräsentire, resp. durch geeignete Apparate in dieselbe umgesetzt werden könne. Umgekehrt kann aber auch die Arbeit in Wärme umgesetzt werden, wie heißgelaufene Radachsen, Sägeblätter etc. zur Genüge beweisen.

Was die Verrichtung von Arbeit anbetrifft, so gleicht unser Körper nun der Dampfmaschine. Er kann nur arbeiten, wenn er geheizt wird, nicht mit Spirituosen, sondern mit sogenannten combustibeln Nahrungsmitteln. Diese, in den gesunden Organismus eingeführt, machen im Blute einen vollständigen Verbrennungsproceß durch, der mehr oder weniger lebhaft ist, je nachdem der Körper mehr oder weniger angestrengt wird. Sie vermitteln dadurch den zur Erhaltung des Lebens nöthigen Stoffwechsel und erzeugen im Körper die sogenannte thierische Wärme. Die Verbrennung, der Stoffwechsel und in Folge dessen die Erwärmung des Körpers richten sich, wie bei der Maschine, nach der Arbeit, die der Körper leistet. Bei großen Anstrengungen wird auch diese Erwärmung außergewöhnlich groß. Der Körper wird erhitzt und gebraucht zum Ersatz wieder mehr Nahrungsmittel als ohne die Arbeit. Daher steht das Bedürfniß nach Nahrungsmitteln, vulgo Appetit, im Verhältniß mit der körperlichen Arbeit. Werden dem Körper keine neuen Nahrungsmittel zugeführt, so nimmt seine Arbeitsfähigkeit immer mehr ab, bis sie schließlich mit der Wärme zugleich aufhört. Also die Wärme ermöglicht uns unsere Bewegungen.

Welcher Art sind nun die Nahrungsmittel, die, wie wir eben gesehen, in uns die thierische Wärme hervorbringen? – Sie rühren von Pflanzen oder Thieren her. Da Letztere sich aber auch wieder von Pflanzen nährten, so ist das Pflanzenreich ausschließlich der eigentliche Urquell unserer Nahrungsstoffe. Die Erfahrung lehrt uns nun, daß keine Pflanze ohne Sonnenlicht und Sonnenwärme gedeihen kann. Unter dem Einfluß der Sonne vollzieht die Pflanze den Proceß der Reduction der in der Luft enthaltenen Kohlensäure, das heißt sie zersetzt einen durch Verbrennung entstandenen Körper in seine Urstoffe und macht diese dadurch fähig, nochmals zu brennen, um Wärme hervorzubringen. Wir können also jede Pflanze als ein Magazin ansehen, in dem die Sonne Theilchen von ihrer Wärme in greifbarer Form aufgespeichert hat, die durch Verbrennung jederzeit wieder entfesselt und als Wärme von unseren Sinnen wahrgenommen werden können. So läßt sich jede Wärme-Erzeugung, auch die unseres Körpers, mittelbar auf die Sonne zurückführen.

Also was bewegt uns? – Antwort: Der Sonne Alles belebender Strahl.

Fr. G. in Hamm.




„Die deutschen Vermißten jenseits des Oceans“ betreffend, müssen wir die Bitte aussprechen, uns mit neuen Anfragebriefen nicht weiter zu bedrängen. Seitdem wir durch den Ausbruch unseres Kriegs gegen Frankreich in die Nothwendigkeit versetzt wurden, unseren Kämpfern im Feld und später den Kriegs-Vermißten alle Aufmerksamkeit und Theilnahme zuzuwenden, und von den überseeischen Verschollenen nur wenige ganz besondere Fälle zu berücksichtigen, hat sich bei uns ein Stoß von nahe an sechshundert Anfragebriefen aufgethürmt. Der Abdruck aller dieser Briefe ist selbst im gedrängtesten Auszuge eine Unmöglichkeit, auch wenn der Herausgeber der Gartenlaube ein Opfer von mindestens sechstausend Thalern daran wenden wollte, um durch Halbbogenbeilagen die Veröffentlichung derselben zu beschleunigen, ohne durch Benutzung des Blätter- und Blüthenraums dazu die Abonnenten in ihren gerechten Ansprüchen an unser Blatt zu verkürzen. Bei näherer Prüfung dieser Briefmasse stellt es sich aber auch heraus, daß wohl einige Hunderte derselben die Hülfe der Gartenlaube entbehren können. Das sind vor Allem Diejenigen, welchen die Mittel zu Gebote stehen, mit Hülfe der Gesandtschaften und Consulate des deutschen Reichs der Spur ihrer Verschollenen selbst nachzuforschen, dann Diejenigen, eine nicht geringe Zahl, deren Briefe es zwischen den Zeilen verrathen, daß nur die Bequemlichkeit, welche die Gartenlaube bietet, sie bewogen hat, jetzt einmal sich nach Verwandten[WS 1] umzusehen, nach denen sie seit Jahren nicht gefragt haben.

Anfragebriefe dieser Art legen wir bei Seite. Dagegen wird die Gartenlaube ganz besonders Diejenigen berücksichtigen, die sich nicht selbst helfen können, und dann Diejenigen, für welche sie, nachdem alle Versuche mißlungen, als letzter Weg zum Ziel übrig bleibt. Mit der Fortsetzung dieser Liste wird begonnen, sobald die Todeserklärung unserer vermißten Soldaten uns von unserer Pflicht für sie befreit.




Kleiner Briefkasten.

R. Fr. in Leipzig. Wir haben von den geradezu genialen Zeichnungen des Frankfurter Malers Herrn Hendschel bereits Kenntniß genommen, noch bevor sie hier ausgestellt waren, und freuen uns, schon demnächst einige Proben derselben unseren Lesern im Holzschnitt mittheilen zu können.

K. Gl. in Wien. Ueber Grillparzer haben wir schon im Jahrgang 1860 eingehend geschrieben und müssen deshalb Ihr freundliches Anerbieten ablehnen. Ueberdies aber werden wir in einer der nächsten Nummern einen zweiten Artikel über den genialen Dichter bringen, auf welchen wir Ihre Aufmerksamkeit heute schon lenken wollen.

M. in Geldern. Dank für Ihre Freundlichkeit! Aber lassen wir den Menschen schimpfen, so viel er will. Wer bereits wegen Stempeldefraudation dem Gericht verfallen war, soll doch nicht namentlich noch als „Feind der Gartenlaube“ durch uns weltbekannt werden?

S. in Reichenberg. Ihr Couvert vom 24. Nov. v. J., welches zwei Gulden für Chicago enthalten sollte, kam hier leer an.

H. L. in Stettin. Nehmen wir sehr gern auf, wenn Sie zugleich den Beweis der Authencität liefern.

O. G. in Breslau. Das schöne Gedicht „O Gott, wie blaß sind deine Wangen!“ ist von Moritz Hartmann und in Nr. 10 des Jahrgangs 1863 abgedruckt.

C. S. in Asch. Werden sehr gern weiter befördern.




Für unsere abgebrannten Landsleute in Chicago


gingen ferner ein: Gewerbeverein in Oschatz 10 Thlr.; von vier Betheiligten durch Herm. Behncke in Goldberg 9 Thlr.; Amtsmaurermeister Jost und Papierf.-Director Rutha in Königstein 2 Thlr.; Diemer in Mainz 20 Ngr.; Sammlung des Gemeindevorstandes E. Seeliger in Ober-Cunnersdorf 2 Thlr. 9 Ngr. 1 Pf.; C. K. Ottomanische Bahnen-Inspection 20 Franken; Stadtrath in Pegau 9 Thlr. 10 Ngr.; Wittwe Metsch in Torgau 1 Thlr.; Gewerbeverein in Ilmenau 5 Thlr.; Sammlung des Brauereibesitzers M. Grünewald in Meißen 26 Thlr.; S. in Spremberg 1 Thlr.; Gemeinde Hellingen bei Coburg 2 Thlr. 10½ Ngr.; Stammtisch Mohren Untermhaus Gera 5 Thlr.; Th. in Leipzig 3 Thlr.; Gemeinde Schleffin (Pommern) 2 Thlr.; F. B. in Mölln 1 Thlr.; von der Christbescheerung des Turnvereins in Gohlis 5 Thlr.; bei Gelegenheit eines Tanzstundenballes, gesammelt von J. Straub in Hildesheim 9 Thlr. 10 Ngr.; Frau Mertens in Mallwischken 1 Thlr.; mit dem Feuerbach’schen Ausspruch: „Es giebt nur Ein Gutes – das ist die Liebe“ 5 Thlr.; aus Colberg 22 Ngr.; Turngesangverein in Collar 14 Thlr.; Leseverein in Dresden 25 Thlr.; aus der Gesellschaft „Tula“ in Steele 6 Thlr.; O. O. in Braunschweig 1 Thlr.; Ertrag eines Concerts in Jena, durch Stud. jur. v. Liliencron 67 Thlr. 4 Ngr.; gesammelt von der Redaction der Kisling‘schen „Osnabrücker Anzeigen“ 118 Thlr.; Ismr. in Erlangen 2 fl.; Reinertrag eines Concerts des Männergesangvereins in Brieg 50 Thlr.; Reinertrag eines Concerts des Cäcilienvereins und Liederkranzes in Frankenthal 57 Thlr. 4½ Ngr.; Sammlung des Turnvereins für Neu- und Antonstadt in Dresden 50 Thlr. (speciell für den Turnverein in Chicago bestimmt). – Wiederholt versichern wir, daß die Resultate unserer Sammlung nur unsern deutschen Landsleuten in Chicago zukommen.

Redaction der Gartenlaube.




Der Schluß der Auskunft über unsere vermißten Soldaten folgt in nächster Nummer.


Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Verwanden
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1872). Leipzig: Ernst Keil, 1872, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1872)_100.jpg&oldid=- (Version vom 7.11.2016)