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Verschiedene: Die Gartenlaube (1871)

ihn erging, während die Verlustliste ihn als vermißt aufführt. Um Nachricht bittet seine trostlose Mutter, eine Wittwe.

35) Friedrich Max Aust, Sachse, aus Leipzig, beim k. sächsischen Inf-Reg. Nr. 107, 1. Bat., 5. Comp.; seit dem Ausfallsgefecht von Brie sur Marne am 2. Decbr. verschollen.

36) Ferdinand Krause, Preuße, Stellmachermeister aus Deutsch-Crone in Westpreußen, als Reservist beim pommerschen Linien-Inf.-Reg. Nr. 21, 9. Comp.; machte sämmtliche Gefechte bei Belfort mit und wurde bei Dijon verwundet. Seitdem warten Eltern, Frau und Kindchen vergeblich auf eine Kunde von ihm.

37) H. W. Gerold, Preuße, aus Wernburg, Kr. Ziegenrück, als Maschinenmeister in Iserlohn ansässig, beim westphäl. Inf.-Reg. Nr. 56, 4. Comp.; am 16. Aug. 1870 bei Mars la Tour verwundet und seitdem vermisst.

38) Gustav Bernbach, Badenser, Sohn des Bürgermeisters zu Minseln[WS 1] im Amt Schopfheim, beim 5. badischen Inf.-Reg., 10. Comp.; am 17. Jan. in den Gefechten von Chênebier und Hericourt verwundet und seitdem trotz aller Nachforschungen nicht zu ermitteln gewesen.

39a) Gustav Adolph Meyer, Badenser, aus Freiburg im Breisgau, Camerad des Vorigen, ebenfalls beim 5. bad. Inf.-Reg., 12. Comp.; in denselben Gefechten, bei Chênebier und Hericourt verwundet und seitdem vermisst.

39b) Hermann Pleus, Oldenburger, aus Bergedorf im Amte Delmenhorst, beim oldenburg. Inf.-Reg. Nr. 91, 1. Comp.; er machte alle Märsche seiner Truppe mit, ohne daß etwas Auffälliges an ihm bemerkt worden wäre, aber nach den Gefechten bei Ladon, am 24., und Beaune la Rolande, am 28. Novbr. 1870, stellte es sich heraus, daß er von Irrsinn befallen war. Dennoch musste man ihn bei der Compagnie behalten, da sich nirgends eine Gelegenheit, ihn unterzubringen, zeigte. Am 6. Decbr. endlich wurde er in dem Dorfe Chevilly beim Appell vermisst und das Bataillon marschirte nun ohne ihn nach Orleans weiter. Um so überraschender mußte seinen Eltern ein Brief desselben aus Orleans sein, den Pleus am 18. Decbr. 1870 geschrieben, aber erst am 5. März 1871 zur Post gegeben und in welchem er meldet, daß er munter und gesund sei und ein gutes Quartier in Orleans habe. Das aber war und blieb auch bis jetzt, trotz amtlicher Nachforschungen, das letzte Lebenszeichen, das den Eltern von ihrem unglücklichen Sohne zugekommen ist.

40) Karl Friedrich Eduard Guber, Altenburger, aus Eisenberg, beim thüringer Inf.-Reg. Nr. 96, 7. Comp.; bei Beaumont verwundet und seitdem verschollen.

41) Jens Nikolai Jensen, Schleswig-Holsteiner, aus Timmerick, Kreis Flensburg, bei der 1. Artillerie-Mumtious-Colonne, schlesw.-holstein. Feldartillerie-Reg. Nr. 9, 9. Armeecorps, 18. Division; seit dem 19. Aug. 1870, wo er den Seinen schrieb, daß sein Regiment mit zur Belagerung von Metz beordert sei, ist keine Nachricht von ihm weder an seine alten Eltern noch an seine junge Frau gekommen, die seitdem Mutter geworden ist.

42) Ferdinand Adolf Steiniger, Sachse, aus Klein-Zschocher bei Leipzig, Unterofficier im 7. k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 106, 12. Comp.; in Folge des großen Ausfalls aus Paris am 30. Nov. 1870 in der Verlustliste Nr. 3 als „schwer verwundet“ aufgeführt; eine andre Nachricht war über sein Loos nicht zu erlangen.

43) Wilhelm Gutzschebauch, Sachse, aus Pegau, 22 Jahre alt, Soldat des k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 7. Comp.; seit der Schlacht bei Villiers am 2. Dec. 1870 vermisst; der letzte Brief an seine Mutter, eine Wittwe, deren Stütze er als der älteste Sohn gewesen, war von Champs d. 25. Nov. datirt.

44) Louis Schoppe, Braunschweiger, aus Wolfenbüttel, bei dem Braunschweiger Hus.-Reg. Nr. 17; seit dem 16. Aug. 1870, nach dem Kampf bei Tronville, unweit Metz, vermisst und nirgends gesunden.

45) Friedrich Wilhelm Ludwig Limperg, Waldecker, aus Corbach, beim 3. hessischen Inf.-Reg. Nr. 83, 12. Comp.; am 2. Dec. v. J. in der Schlacht bei Orleans schwer verwundet und seitdem verschollen.

46) Ferdinand Hermann Heinrich Friedrich Everling, aus Hamburg, Musketier im 2. Hanseatischen Inf.-Reg. Nr. 76, 7. Comp.; am 11. Dec. v. J. als erster Ersatz von Hamburg freiwillig mit ausmarschirt, musste am 5. Jan. d. J. krank in Chartres zurückbleiben und soll einige Tage später in ein Lazareth aufgenommen worden sein. Seitdem haben die alten Eltern, deren Stütze und Hoffnung dieser Sohn war, nichts mehr über sein Schicksal erfahren.

47) Karl Lange, Sachse, aus Stötteritz bei Leipzig, 26 Jahre alt, beim k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 106, 12. Comp.; kam im August 1870 krank zurück, kehrte aber schon am 23. Nov. zu seiner Truppe zurück und soll am 30. Nov. bei Villiers vor Paris verwundet worden sein. Alle Nachforschungen vergeblich.

48) Friedrich Franz Lamm, Preuße, aus Priarun bei Dessau, beim k. sächs. Inf.-Reg. Nr. 105, 5. Comp.; bei Sedan verwundet und verschollen.

49) Martin Löffert, Hesse, aus Hachborn, Musketier im 3. hessischen Inf.-Reg. Nr. 83, 1. Comp.; seit der Schlacht bei Wörth beweint ihn seine unglückliche Braut.

50) Johann Georg Geiger, Badenser, aus Ridetsweiler bei Meersburg am Bodensee, Soldat beim 1. badischen Gren.-Reg., 2. Comp.; bei Nuits in die Brust verwundet und in ein Lazareth in Dijon gebracht; seit der Räumung von Dijon durch die badischen Truppen jedoch keine Nachricht mehr über ihn.

51) Christoph Mohr, Baier, aus Nürnberg, Vicecorporal im 7. k. bair. Inf.-Reg. Hohnhausen, 3. Bat., 11. Comp.; bei Sedan am 1. Sept. 1870, laut ärztlicher Feldkarte, schwer verwundet und in guter Pflege zu Gravelotte; nach elf Tage späterer Nachricht befand er sich im Schlosse Montvillers bei Sedan, einem Hülfslazareth englischer Aerzte, und zwar mit durchschossener linker Schulter und zerschmettertem rechten Oberarm. Die Briefe des zweiundsiebenzigjährigen Vaters und anderer Verwandten kamen zurück; nach den Aufschriften sollte der Verwundete bald in ein deutsches Lazareth, bald nach Belgien geschafft worden sein, aber sichere Nachricht ist bis heute noch nicht über diesen Vermißten zu erlangen gewesen.

52) W. Knipping, Preuße, aus Breckerseld, Kr. Hagen, ansässig in Lüdenscheid, Kr. Altena, 28 Jahre alt, beim 6. Thür. Inf.-Reg. Nr. 95, 9. Comp.; am 2. Oct. 1870 bei Chartres durch einen Schuß in das Gesäß und einen in die Hand verwundet und in ein Lazareth nach Versailles geschafft. Von da schrieb er zum letzten Mal an die Seinen, deren einziger Ernährer er war. Ist keine tröstliche Kunde für seine armen Lieben über ihn zu erlangen?

53) Gustav Adolf Heeg, Sachse, aus Ehrenfriedersdorf, 21 Jahre alt, Soldat beim k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 1. Comp.; seit der Erstürmung von St. Privat am 18. Aug. 1870 vermißt und nirgends zu finden. Die Hoffnung des alten Vaters klammert sich an die wiederholt aufgetauchten Nachrichten, daß noch jetzt außer anderen deutschen auch sächsische Gefangene in Algier seien, und daß gar wohl auch sein Sohn sich darunter befinden könne. Diese Hinweisung auf Algier kommt übrigens nicht selten vor, und es wäre deshalb gut, wenn obrigkeitlich darüber Aufklärung gegeben würde.

54) Karl Eduard Reinhold Mayser, Preuße, aus Lissa in Posen, einjährig-freiwilliger Reservist bei dem westfälischen Füsilier-Reg. Nr. 37, 8. Comp.; seit der Schlacht bei Wörth vermißt.

55) Georg Mathias Hoerauf, Baier, aus Gräfensteinberg, Bezirksamt Gunzenhausen in Mittelfranken, Soldat im k. bair. 13. Inf.-Reg., 12. Comp.; am 2. Dec. 1870 in der Schlacht bei Orleans verwundet – oder gefallen, darüber ist keine Nachricht vorhanden.

56) Robert Böttcher, Sachse, aus Meißen, Soldat im Schützen-Regiment Nr. 108, 8. Comp.; seit der Schlacht bei Brie vermißt.

57) Ferdinand Wieghold, Preuße, aus Wengern bei Witten an der Ruhr, beim 2. Garde-Regiment zu Fuß, 9. Comp.; am 18. Aug. 1870 bei St. Privat durch einen Granatsplitter am Unterleib verwundet, am 19. in einem Lazareth zu St. Marie aux Chênes gesehen, aber seitdem verschollen.

58) Bertram Florentin Polack, Sachse, aus Leipzig, Unterofficier im Schützen-Regiment Nr. 108, 5. Comp.; beim großen Ausfall am 2. Dec. vor Paris angeblich von Cameraden verwundet gesehen, aber seitdem verschwunden. Es ist sehr hart für die arme Mutter, zwischen Hoffnung und Trauer so hinzuleben.

59) Franz Unruh, Preuße, aus Biesenthal im Kreis Ober-Barnim, Gefreiter beim 2. Brandenburgischen Inf.-Reg. Nr. 12, 9. Comp.; soll am 6. Aug. 1870 beim Sturm auf die Spicherer Höhen verwundet worden sein; eine andere Kunde ist den trauernden Eltern nicht zugekommen.

60) Gotthardt Heuser, Hesse, aus Kassel, preuß. Provinz Hessen-Nassau, Einjährig-Freiwilliger beim preuß. Inf.-Reg. Nr. 83, 12. Comp.; am 2. Dec. 1870 bei Artenay, nach einer Nachricht von Seiten der Compagnieführung, leicht verwundet, nach der Verlustliste jedoch als „verwundet unbekannt“ aufgeführt und leider bis heute nach Schicksal oder Ende unbekannt geblieben.

61) Ferdinand Zinkel, Weimaraner, aus Neustadt a. d. Orla, Musketier beim Thür. Inf.-Reg. Nr. 94 Großherzog von Sachsen, 8. Comp.; einer der vielen Vermissten von Wörth!

62) Otto Kuhn, Preuße, aus Berlin, Kammergerichts-Referendar, als Einjährig-Freiwilliger beim Garde-Grenadier-Regimet Nr. 1, Kaiser-Alexander, 12. Comp.; seit dem Sturm auf St. Privat vermißt. Nach Aussage seiner Nebenmänner ist er noch Abends 8½ Uhr, als der Kampf schon beendet war, gesehen worden. Beim Absuchen des Schlachtfeldes, bei welchem seine Freunde besonders nach ihm suchten, sind alle Leute der Compagnie bis auf ihn allein gefunden worden. Es liegt demnach die Vermuthung nahe, daß er in französische Gefangenschaft gerathen sei.

63) August Foerster, Preuße, aus Konradswalde bei Landeck, Grafschaft Glatz, bei dem Königin-Elisabeth-Regiment, 11. Comp.; nach amtlicher Mittheilung am 18. Aug. 1870 leicht verwundet, in ein unbekanntes Lazareth gebracht und seitdem verschollen.

64) Paul Wilhelm Stahl, Sachse, aus Schneeberg, 19 Jahre alt, Einjährig-Freiwilliger beim k. sächs. 5. Inf.-Reg. Nr. 104, 9. Comp.; in der Schlacht von Gravelotte bei St. Marie aux Chênes schwer im Halse verwundet, und nach der protocollarischen Aussage des Feldwebels und eines Unterofficiers von Beiden noch am Abend nach der Schlacht in der einzigen Verbandstation zu St. Marie aux Chênes gesehen und gesprochen und noch kräftig befunden. Am nächsten Morgen wollte der Feldwebel seinen Besuch bei den Verwundeten wiederholen, fand ihn aber nicht mehr, auch nicht bei den Todten, die sämmtlich erst am dritten Tage nach der Schlacht beerdigt worden sind. Noch vom 18. Aug. datirt eine Feldpostkarte Stahl’s an seine Eltern, in welcher er sich bitter darüber beklagt, noch kein einziges Liebeszeichen von ihnen erhalten zu haben; alle Briefe derselben an ihn waren zurückgekommen mit der Bemerkung: „Aufenthalt unbekannt.“

65) Ernst Weinert, Sachse, beim k. sächs. 8. Inf.-Reg. Nr. 107, 3. Comp.; dringend gesucht von dem eben selbst erst vom Feldzug zurückgekehrten Emil v. Henning.

66) August Andreas Müller, genannt Müller der Zweite, Preuße, aus Bollstedt bei Mühlhausen in Thüringen, bei dem preuß. Inf.-Reg. Nr. 31, 11. Comp.; seit der Schlacht bei Beaumout, 30. Aug., vermißt.

67) Friedrich Wilhelm Rößler, Preuße, beim Magdeburgischen Kürassier-Regiment Nr. 7, 5. Escadron; vermißt seit dem großen Reitergefecht bei Vionville am 16. Aug. 1870.

68) Gottlob Najork, Preuße, aus Bohrau bei Forst, Kreis Soran, Musketier beim 6. Brandenburgischen Inf.-Reg. Nr. 52, 4. Comp.; in der Verlustliste Nr. 20 als bei Vionville am 16. Aug. verwundet und im Lazareth zu Gorze befindlich aufgeführt, aber seitdem für seine junge Frau, seine zwei Kindchen und die alten Eltern spurlos verschwunden.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Mieseln
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1871). Leipzig: Ernst Keil, 1871, Seite 657. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1871)_657.jpg&oldid=- (Version vom 12.12.2020)