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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

deren Einzelaufstellung uns zu weit führen würde, gelang dies in der uns allbekannten Weise. Bewundernswerth ist es aber, daß diese Idee bereits als ein Bedürfniß der Zeit in der Luft geschwebt zu haben scheint, denn schon 1867 stellte der Bevollmächtigte Preußens auf der Karlsruher Postconferenz, der gegenwärtige General-Postdirector des norddeutschen Bundes, Stefan, eine ähnliche Idee auf. Sein Wunsch ging dahin, daß offene Karten oder Zettel mit dem ermäßigten Porto von einem Silbergroschen durch die Post in ganz Deutschland beförderbar sein sollten. In den Berichten über jene Postconferenz ist jedoch über Stefan’s Antrag nichts zu finden, derselbe scheint eben nur ganz privatim gemacht worden zu sein.

Die Correspondenzkarten wurden in Oesterreich-Ungarn am 1. October 1869 eingeführt. Sie fanden seither aber auch schon im Gebiete des norddeutschen Bundes, in Baiern und Würtemberg, in Belgien, England und Nordamerika Eingang. Auch die Schweiz soll deren Einführung beabsichtigen.

Seltsamer und ganz unbegreiflicher Weise aber wurde gerade im Ressortgebiete des General-Postdirectors Stefan das Porto für die Correspondenzkarten nicht, wie es doch in Oesterreich, England und Amerika geschah, auf einen halben Silbergroschen herabgesetzt, sondern dem Porto der gewöhnlichen Briefe von einem Silbergroschen gleichgehalten. Man entschuldigte diesen offenbaren Verstoß gegen die Idee der Correspondenzkarten damit, daß die Postverwaltung des norddeutschen Bundes, sowie überhaupt die Finanzen desselben gegenwärtig allzugroße Auslagen zu tragen hätten. Entspricht aber eine solche Motivirung den Principien eines Rowland Hill, die doch im Postwesen allgemeingültig geworden sein sollten?

Sei dem, wie ihm wolle, die Correspondenzkarten werden die Runde um die Welt machen, und es würde uns gar nicht Wunder nehmen, wenn wir in einigen Jahren hören würden, daß auch die Japanesen und Chinesen dieselben bei sich eingeführt haben.


„Seht, wir Wilden sind doch bessere Menschen!“ Wie groß die Betheiligung aller deutschen Landsleute in fernen Welttheilen an der Sorge für die Hinterbliebenen unserer wackeren deutschen Krieger ist, davon gehen jetzt die Beweise in Deutschland wohl mit jedem Tage ein.

Auch auf Java haben sich die Deutschen zusamnmengethan, und vor der Hand schon zwölftausend Gulden an das Central-Comité nach Berlin abgesandt.

In Batavia lebt auch ein Afrikaner, der Sohn eines eingeborenen Fürsten aus Ashanty. Von der holländischen Regierung in Europa ausgebildet, versprach er in Java als Ingenieur eine brillante Carrière zu machen. Seiner schwarzen Farbe wegen durfte man ihn aber schließlich nicht zu hoch steigen lassen – das „weiße Blut“ hätte sich dadurch gekränkt gefühlt, und so verschaffte man ihm endlich in der Provinz Madioen eine Kaffeeplantage, wo er sich sehr wohl befindet.

Er sandte dieser Tage einen Beitrag von tausend Gulden mit dem nachstehenden Briefe nach Batavia:

 „Socka Radja (Residenz Madioen), 7. September 1870.

An das Hülfs-Comité für die verwundeten deutschen Krieger und die
Hinterbliebenen der im Kampfe Gefallenen.

 Batavia.

Obgleich Afrikaner von Geburt und durch keine Bande des Blutes mit Deutschland verbunden, habe ich dies Land und seine Bewohner durch einen dreijährigen Aufenthalt lieb gewonnen. Sohn des fernen Ashanty betrat ich als Fremder Deutschland, genoß dort eine gastliche Aufnahme, fand warme Herzen, die sich an das meine schlossen, und knüpfte manches Band der Freundschaft. Darum fühlte ich denn auch die lebhafteste Theilnahme, als ich von den ebenso wichtigen als traurigen Ereignissen hörte, welche in der jüngsten Zeit dort stattgefunden. Viele meiner zahlreichen Freunde zogen zur Vertheidigung der Rechte und der Freiheit ihres theuren Vaterlandes in den Streit. Mancher ist gewiß schon in dem heiligen Krieg gefallen, seine Familie im tiefsten Schmerz vielleicht in größter Noth hinterlassend!

Es sei mir vergönnt, etwas zur Linderung der Schmerzen und des Elendes beizutragen, und bitte ich das Comité beifolgende tausend Gulden als ein wehmüthiges Opfer auf dem Altar der Freundschaft und der Liebe anzunehmen und an das Central-Comité in Berlin zu befördern.

Mit dem innigsten Wunsch, daß Deutschland siegreich aus diesem Streit hervorgehen möge, um ungestört seine Einheit zu vollenden,

zeichne ich etc. etc. 
Aquasi Boachi.“ 

Aquasi Boachi ist wieder ein schlagender Beweis gegen jene ungesunden Doctrinaire, welche der afrikanischen Race jede Möglichkeit einer Culturfähigkeit absprechen wollen.



Bismarck’s Wohnung in Versailles, Rue de Provence Nr. 12.
Nach der Natur aufgenommen von Alippi.


Waisen des Kriegsbieten sich Pflegeeltern an! Wer als Vormund oder Waisenhausvorsteher oder in sonst einer Beziehung zu solchen unglücklichen Opfern unseres großen Kampfes für die Zukunft derselben mit zu sorgen hat, lasse den von der Gartenlaube gegebenen Wink nicht unbeachtet. Der an bemittelte kinderlose Eheleute ergangene hat bereits Nachachtung gefunden: vier deutsche Waisen des Kriegs sollen von wohlwollenden Eheleuten wie leibliche Kinder gehalten und an Kindesstatt angenommen werden. Möge die Anmeldung solcher Kinder durch die dazu Verpflichteten ebenfalls nicht lange auf sich warten lassen.


Notiz für Museen und Kunstsammler. Wir erhalten aus Batavia die Nachricht, daß dort eine schöne und vollständige Sammlung von Buddah- und Hindugötzen aus Speckstein geschnitten für den geringen Preis von dreihundert Gulden (holländ.) zum Verkauf ausstehe. Auf Anfragen theilen wir gern die Adresse unseres Herrn Correspondenten in Batavia mit.


Ein Wink für Weihnachten. Die Kinder blicken am liebsten immer wieder in ihre eigene Welt, und wer diese am besten zeichnen und malen kann, ist ihr Liebling. Ein solcher Liebling ist den Kindern – und, wollen wir hier gleich beifügen, auch den Erwachsenen – Oscar Pletsch schon lange; deshalb aber ist es um so erfreulicher, daß er sich auch diesmal für Weihnachten mit einem Bilderbuch eingestellt hat, das so recht herzinniglich das Leben und Treiben unserer Kleinen schildert, denen Oscar Pletsch bis in’s Herz sieht, wie nicht leicht Einer. „Auf dem Lande“ heißt das Buch mit seinen prächtigen achtzehn Originalzeichnungen, von denen wir heute zwei als Proben geben, die gewiß viele unserer Leser veranlassen werden, nach dem Ganzen zu greifen. Die Ausstattung ist – Dank der Sorge der Verlagshandlung Alphons Dürr in Leipzig – eine echt künstlerische, der Preis von zwei Thaler ein verhältnißmäßig geringer.


Kleiner Briefkasten.

W. R. zu S. im Elsaß. Wie sehr uns auch Ihr Vertrauen auf den Einfluß der Gartenlaube erfreuen kann, so geht derselbe doch nicht so weit, wie Ihr ausgesprochener Wunsch andeutet: auf die Besetzung der Staatsdienststellen in den zurückeroberten Ländern jenseits des Rheins. Uebrigens sind wir überzeugt, daß die deutsche Regierung, welche jetzt über Elsaß-Lothringen zur Herrschaft kommt, alle Staatsdiener, die in ihrem Amt als tüchtig erprobt und redlich gewillt sind, dem deutschen Wesen sich treu anzuschließen, schon im eigenen Interesse gern auf ihren Posten belassen wird.

J. E. in Hamburg. Promotio in absentia, zu Deutsch: die Erwerbung des Titels eines Doctors der Philosophie durch Kauf ohne öffentliche Disputation – das können Sie, soviel wir wissen, bei allen unseren Universitäten genießen. Sie befragen sich eben bei der betreffenden Facultät um die Bedingungen und erfüllen dieselben. Verhehlen können wir Ihnen nicht, daß wir Ihnen das Doctordiplom nicht ausstellen würden, und zwar einfach darum, weil Sie eine solche Anfrage erst nöthig haben.

K. in Schg. Wir können Ihnen für Ihre Wünsche nur die bei J. J. Weber erscheinende „Kriegschronik“ empfehlen, wenn Ihnen die „Illustrirte Zeitung“ zu theuer ist. Außer der Gartenlaube ist sie eine der wenigen Kriegszeitungen, deren Illustrationen nach authentischen, nach der Natur gezeichneten Vorlagen gefertigt sind und deshalb auf die Bezeichnung „wahrer Bilder“ Anspruch machen können.

W. M. Die Quittungen der für die Benedix- und Wilhelm’s-Fonds eingegangenen Beiträge, sowie der Zahlungen für das Krankenhaus in Constantinopel werden in einer der nächsten Nummern veröffentlicht.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 811. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_811.jpg&oldid=- (Version vom 7.9.2019)