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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

Luft rein, beschreitet der Sergeant sein Schlachtfeld, um zu sehen, was er geleistet hat. Und siehe da, zwei unverwundete Franzosen, davon einer ein Corporal, liegen, flehend um ihr Leben, im Grase, und der Eine will vor lauter Angst sogar seine Uhr verschenken. Der großmüthige Sieger nahm ihnen jedoch nur Gewehr und Munition ab und überlieferte dann seine Gefangenen der Brigade. Nach ihrer Aussage gehörten beide zum fünfundneunzigsten Regiment der Linie; an ihrem Ausfall aus Paris hätten vier Regimenter theilnehmen sollen, aber nur zwei Bataillone hätten gehorcht, die anderen den Ausmarsch verweigert. Sie müßten, bei ihren geringen Portionen von Fleisch und Gemüse, täglich vor den Forts exerciren und dabei den Vorpostendienst gleich praktisch üben. Daher also das Trommeln und Signalblasen, das die Unseren beständig von dort zu hören haben. Diese Aufklärungen erschienen uns als ein nicht unwichtiger Gewinn des Tages.

Trockner Dienst in Maison-rouge, Schlosse des Herzogs von Orleans.
Nach der Natur aufgenommen von unserem Feldmaler F. W. Heine.

Noch muß ich erwähnen, daß die erbeuteten französischen Gewehre nebst Munition jetzt stets an die besten Schützen unserer Vorposten abgegeben werden, weil man deren Vorzüglichkeit und Ueberlegenheit über unsere Schießwaffe nunmehr vollauf zu schätzen gelernt hat.

Der Abend wurde recht kalt, der Mond zog in vollem Glanz herauf; überall tiefe nächtliche Ruhe, wie in einem Lande des Friedens, nur bisweilen unterbrochen durch das Bellen einiger von der allgemeinen Flucht zurückgebliebener Hunde und von aufsteigenden Leuchtkugeln. – Gegen zehn Uhr machte Hauptmann Walde, die Runde bei sämmtlichen Posten; ich begleitete ihn. Unsere Soldaten waren alle „auf dem Zeug“, zu keinem derselben konnten wir hinankommen, ohne angerufen und nach Feldgeschrei und Losung gefragt zu werden. Das Vorwärtskommen auf den schmalen, lehmigen, nassen Feldwegen war sehr ermüdend, die Nacht verlief ruhig.

Der nächste Tag führte sich mit einem dichten Morgennebel ein. Ich benutzte ihn in Begleitung eines mir befreundeten Arztes

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 805. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_805.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2019)