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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)


  3.
Doch ob das Haupt vom Blut umflossen
Obgleich er wußt’: Nun ist’s genug –
Die Rechte hält noch fest umschlossen
Ein Blatt aus seinem Taschenbuch.
D’rauf schrieb bei seinem wehen Scheiden
Die Liebste ihm ein altes Lied …
Das nun versüßt des Sterbens Leiden,
Mit dem die Seele ihm entflieht.

  4.
„Wenn Zauberbande Dich umstricken,
Denk’ an Mariens Thränenblick;
Wenn Schönere Dir Blumen pflücken,
Denk’ an die Dulderin zurück!
Nicht theilen sollst Du ihre Leiden,
Nicht fühlen, was das Herz ihr bricht –
Sei Du umringt von tausend Freuden
Nur, Glücklicher: Vergiß mein nicht!“

Ein Blatt aus seinem Taschenbuch.“
Nach einer Skizze von Fritz Schulz.

Er hat Dich wahrlich nicht vergessen.
Maria, mit dem Thränenblick.
Wie er mit Deinem Lied gesessen
Vergaß er Tod und Mißgeschick.
Ich nahm im leisen Abendwehen
Das Liebesblatt aus seiner Hand,
Und dachte still im Weitergehen
An’s eigne Lieb im Vaterland.

Hauptquartier Doncourt, 26. August 1870. Wilhelm Petsch, Unterofficier.




Unter dem rothen Kreuze.

Ich habe Ihnen schon mitgetheilt, daß ich, nachdem es mir nicht vergönnt war, die Waffen in dem gegenwärtigen heiligen Kriege zu tragen, mich entschloß, dem Sanitätscorps der Mainzer Schützengesellschaft beizutreten, um so wenigstens als Nothhelfer mein Scherflein zum Gelingen der großen Sache beizutragen. Ich schreibe Ihnen diese Zeilen von Courcelles sur Nied zwei Tage nach der großen Schlacht, die bei Pange fast unmittelbar unter den Mauern von Metz geschlagen worden ist. Ich habe

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 633. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_633.jpg&oldid=- (Version vom 5.1.2019)