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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

Der Führer der zweiten Armee. Während die beiden Kronprinzen von Preußen und Sachsen sammt dem General Steinmetz mit dem sich beständig „nach rückwärts concentrirenden“ Theilen der französischen Armee so verhängnißvolle Fühlung hielten, daß es ihnen gelang, schon in diesen Tagen den letzten vernichtenden Schlag auf das Haupt des unglückseligen Mac Mahon zu führen, um sich nun wohl im Siegeszuge gegen Frankreichs Hauptstadt, gegen Paris, zu wenden, liegt die zweite Armee des deutschen Heeres unter dem Oberbefehl des Prinzen Friedrich Karl heute, da wir diese Zeilen schreiben, noch um die Mauern der Festung Metz, wie ein eherner Ring, festgeschlossen und zur erdrückenden Umarmung Bazaine’s bereit. Aber nicht wie einen Belagerer, der durch Geduld überwindet, sondern wie einen tüchtigen heißspornigen Reitergeneral hat Meister Camphausen in Düsseldorf den Sieger von Mars la Tour für unsere heutige Nummer dargestellt, und als solcher lebt Prinz Friedrich Karl auch zunächst in der Vorstellung Aller, die seine Erfolge im letzten schleswig-holstein’schen Feldzuge vor Augen haben. Als solcher ist er auch der Liebling der Soldaten, welche von jeher ihre Bewunderung vor Allem dem persönlichen Muthe schenkten und welche noch immer die persönliche Hingebung des Feldherrn an Alles, was soldatisch heißt, mit Liebe und Begeisterung erwidert haben. Einem solchen Manne gehört unter allen Umständen das Vertrauen der Armee und er vermag sie unwiderstehlich zum Siege mit fortzureißen, wie das Blücher, Ziethen, Schill u. A. gethan. Aus diesem Grunde ist es auch begreiflich, daß man gerade den Prinzen Friedrich Karl, der bei Königsgrätz zehn Stunden lang so gewaltig mit der österreichischen Armee gerungen, berufen glaubte, mit seinem tapfern Heere die ersten Lorbeeren um die siegreichen deutschen Fahnen zu winden. Aber die Verhältnisse ergaben es anders, und erst, nachdem die Schlachten bei Weißenburg, Wörth und Forbach geschlagen waren, gönnte das Geschick auch dem Führer der zweiten Armee einzugreifen und sein Feldherrntalent an den blutigen Tagen von Mars la Tour, Gravelotte und Noizeville zu beweisen.

Neben dem wohlgetroffenen Portraitbild des Prinzen, einer wahrhaft künstlerischen Leistung Camphausen’s, wird auch die weitere Illustration aus der geschickten Hand Rechlin’s den Beifall unserer Leser haben. Sie stellt den Prinzen und sein Gefolge auf einer Recognoscirung bei Rohrbach vor, einem Dorfe wenige Stunden von der Festung Bitsch.


Der Generalstabschef der dritten Armee. Vier Männer des preußischen Heeres haben als die stillen Lenker der Schlachten um die deutschen Siege in Frankreich sich das höchste Verdienst erworben. Es sind die Leiter der Generalstäbe Moltke, Sperling, Stiehle und Blumenthal. Zu dem Bildniß des Letzteren, das wir heute mittheilen, fügen wir, im Raum beengt, vor der Hand nur nachstehende biographische Skizze.

Leonhard von Blumenthal ist ein Brandenburger Kind, zu Schwedt an der Oder am 30. Juli 1810 geboren. Seine Laufbahn zweigte von der gewöhnlichen des Officiers nur dadurch ab, daß er als Secondelieutenant des Garde-Reserve-Infanterie-Regiments mit großem Erfolg drei Jahre die allgemeine Kriegsschule in Berlin besuchte und ebendeshalb 1846, bereits Premierlieutenant, zur topographischen Abtheilung des Generalstabs berufen wurde. Im Jahre 1849 wurde er Hauptmann im großen Generalstab der Armee, in welchem er nun nach seinen Verdiensten seine Beförderungen erlebte. Er nahm an den Kriegen von 1849 und 1864 in Schleswig-Holstein Theil, ward 1866 Chef des Generalstabs der zweiten Armee des Kronprinzen im österreichischen Kriege, am Ende desselben Commandeur der vierzehnten Division in Düsseldorf und steht im gegenwärtigen deutschen Kriege gegen Frankreich wiederum an des Kronprinzen Seite als Chef von dessen Generalstab. Das Verhältniß beider Feldherren kennzeichnet am Schönsten die Thatsache, daß der Kronprinz sich weigerte, das ihm von seinem königlichen Vater verliehene eiserne Kreuz zu tragen, wenn nicht der General von Blumenthal in derselben Weise ausgezeichnet werde. Dies geschah – und ehrt alle Drei.

Prolog zur Siegesfeier des zweiten September.
Am Abend des 3. September im Neuen Theater zu Leipzig gesprochen
von Fräulein Rosa Link.

Gott hat gerichtet! Unser ist der Sieg!
Voll Lorbeern blühn die Gräber unsrer Todten.
Der uns gehetzt in diesen heil’gen Krieg,
Er liegt geächtet heut’ vor uns am Boden. –
Vier Wochen sind’s – nicht Deutschlands blos, es sind
Der ganzen Weltgeschichte größte Wochen!
Der Anfang: Siegesspiel für Frankreichs Kind,
Das Ende: Frankreichs Kron’ und Thron zerbrochen!
Europas Mächtigster – er ist vernichtet –
Und unser ist der Sieg! Gott hat gerichtet!

O glaubt’s, daß an dem deutschen Himmel Gott.
Es also schrieb mit seinen Sternenlettern:
Er ließ die Ausgeburt von Sünd’ und Spott
Durch seiner Deutschen Rächerarm zerschmettern.
Daß nicht die Lüge herrsche in der Welt,
In edlem Pfuhl hinsterbe jede Tugend,
Hat er das deutsche Volk so hoch gestellt
An Manneskraft und Heldenmuth der Jugend.
Ein neues Glück zog in die Welt herein,
Das Glück: der deutschen Erde Kind zu sein!

Wohl pocht voll Stolzes heut das deutsche Herz,
Doch tausend thränenvolle Wimpern beben
Und auf den Lorbeer senkt den Flor der Schmerz
Um tausend hingemähte Blüthenleben!
Den stummen Opfern und dem Gram erschalle
Kein Laut, – o ehrt der Sitte still Gebot:
Erhebt Euch von den Sitzen Alle, Alle!
So ehren wir der Unsern Heldentod.
Das Vaterland soll nimmer ihrer Namen
Und nimmer seines Danks vergessen!0 Amen.

Euch aber, die Ihr hoch das Schwert noch schwingt,
Zu Roß und Fuß zerstampft die Feindeserde,
Weit hinter’m Rhein „die Wacht am Rhein“ noch singt
Und sehnend denkt der Lieben heim am Heerde –
Euch Allen, den in Gottes Hut Gesunden,
Euch Allen in Gefahren Tag und Nacht,
Und Allen Euch, Ihr Kranken und Ihr Wunden,
Euch sei ein dreifach donnernd Hoch gebracht:
Ein dreifach Hoch für Deutschlands Heldenehre
Den deutschen Führern und dem deutschen Heere!
 Friedrich Hofmann.


Kleiner Briefkasten.

P. in Wien. Ihre Einsendung ist leider so unzeitgemäß als möglich. Wir danken bestens und ersuchen Sie, wieder darüber zu verfügen.

Einer, der aus besonderen Gründen nicht mit in’s Feld ziehen kann etc. Wir sind beim besten Willen nicht im Stande, Ihren Wünschen zu entsprechen. Geben Sie uns doch Ihre Adresse an, damit wir das Manuscript Ihnen wieder zustellen können.

Antwort auf verschiedene Anfragen. Verfasser des in Nr. 35 unseres Blattes abgedruckten Artikels: „O Straßburg, o Straßburg etc.“ ist Herr Consul Dr. Karl Andree in Dresden, der, wie wir bereits gemeldet, uns 1859 mit diesem vortrefflichen Beitrag erfreute.

K. L. in R. Schon die nächste Nummer wird Sie überzeugen, daß die Gartenlaube nicht in „Lager- und Schlachtberichten aufgegangen ist“.


Für die Verwundeten und die Frauen und Kinder unserer unbemittelten Wehrleute.

gingen wieder ein: Zweiter Beitrag der Gartenlaube 100 Thlr.; Quitzow in Leipzig 100 Thlr.; Ertrag einer Lotterie zum Besten deutscher Krieger, von den beiden Orten Katzhütte u. Oelze aus d. Thüringer Walde 106 Thlr.; Professor Schellenberg auf Johannishof bei Dresden 100 Thlr,; aus Gunnebo bei Westerik in Schweden 80 Thlr. (u. zwar von Jude aus Weimar 6, A. Lurmann 21 u. Gust. Lurmann aus Westphalen 21, G. Eichelberg 10, Fr. Graumann 4, L. Mannstädt 10, G. Lohoff aus Westphalen 4, C. Wieder aus der Rheinpfalz 2 u. O. Essen aus Oldenburg 2 Thlr.); Ertrag eines vom Gesangverein Liederkranz in Schandau veranstalteten Concerts, unter Mitwirkung der mecklenburger Opernsängerin Frl. C. Lorch, Musikal.-Händler Challin, Pianisten Hoppe a. Berlin, Musikdir. Schildbach 39 Thlr.; ein Theil des Personals von J. V. Limburger jun. in Leipzig 50 Thlr.; Fr. B. f. Monat August 1 Thlr.; O. R. W., Monat August 1 Thlr.; Sammlung der Classe II. B. der Fortbildungsschule in Leipzig 4 Thlr. 7½ Ngr.; W. C. in Offenburg 2 Thlr.; Bernhard’sche Riege in Leipzig 4 Thlr.; monatlicher Beitrag von Str.-Exped. W. B. Ngl. Bch. 1 Thlr. 20 Ngr.; Richard Lange in Glashütte 30 Thlr.; Goethel in Borstendorf 1 Thlr.; Elise B. in Florenz 20 Thlr.; L. L. in St. 1 Thlr.; A. Büttner in St. Petersburg 10 Thlr.; Apotheker Oberth in Bukarest, durch H. in St. 6 Thlr.; vom Leibgrenadier Richard Meyer, welcher, bis jetzt durch Krankheit gehindert, an den Waffenthaten seiner Cameraden theilzunehmen, auf diese Weise zu helfen sucht 4 Thlr.; Albr. Helling in Manchester 2 Thlr.; erste Sammlung des patriotischen Jungfrauen-Kränzchens in Bleicherode 1 Thlr.; fünfte Wochensammlung des Personals von Schelter und Giesecke 27 Thlr. 22 Ngr.; vom Geschäftspersonal J. G. B. 3 Thlr. 12 Ngr.; Insp. Ernst Klein in Lindewiese 3 Thlr. 25 Ngr.; Krutwig in Antwerpen 10 Thlr.; Ressource in Zwönitz 10 Thlr.; E. Grüner, Leser d. Gartenlaube u. der Kegelclub in Zwönitz 19 Thlr.; zweiter Beitrag der Schachspieler im Café Felsche 2 Thlr.; Fritz Mayer in Leipzig 10 Thlr.; Doctor Robert Götze in Gothenburg 15 Thlr.; aus Freude über die Befreiung von einer großen Sorge 10 Thlr.; dritte Wochensammlung der Klinckhardt’schen Buchdruckerei 5 Thlr. 7 Ngr.; L. K. Golhausen 10 Thlr.; D. a. G. 2 Thlr.; Klatschrose 3 Thlr.; Luftbude St. Thomä in Leipzig 1 Thlr.; von Tante R. in L. 5 Thlr.; Kupfergeld aus d. Conditorei G–s 3 Thlr.; Ch. Herold in Genf 1 Thlr. 18½ Ngr.; O. Thienemann 1 Thlr.; vierte Wochensammlung der Drugulin’schen Druckerei 3 Thlr. 2 Ngr.; A. Quantz, Göttingen 1 Thlr., nebst einem Originalabdruck der Marseillaise, mit Stempel der französischen Republik. Wer bietet darauf und wie viel? – Von drei Deutschen aus dem südlichen Rußland 25 Rubel; zwei deutsche Familien in der Provinz Overyssel (Holland) 20 fl. holländisch; Charles und Alfred Maßmann in Soden 2 fl. rh. – Quittung über eingesandte Schmucksachen später.


Aus Oesterreich gingen abermals ein: Linz, immer und immer wieder oben an: durch Dr. Dürrnberger eine dritte Sammlung von 162 Thlr. und durch denselben wackern Landsmann eine vierte Sammlung von 14 Thlr. 60 Frcs u. 2 Ducaten; von einer Verbannten in Siebenbürgen 2 fl.; Carl Noback in Budweis 15 fl.; M. L. Winter in Prag 25 fl.; Ehrenhaus in Gmunden 30 fl.; Reißenberger in Hermannstadt 5 fl.; Josephine Grosse 3 fl.; Fritz Grosse 2 fl.; C. Appel in Olmütz 1 fl.; von einer deutschen Frau E. L. in Prag 10 fl.; eine Gesellschaft siebenbürger Sachsen in Kronstadt 45 fl. 12 kr.; Turnverein Dornbirn, Vorarlberg, 80 fl.; Lotterie der Gesellschaft Saxonia in Wien 28 fl.; Selma Gräfin Thurn in Hermannstadt 50 fl.; Jos. Götzger in Wien 10 fl.; aus Bistritz in Siebenhürgen mit den Worten: „Es giebt das Herz, es giebt das Blut sich zu erkennen!“ 164 fl. u. 2 Ducaten; aus Klagenfurt 6 Thlr. Die Redaction. 


Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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