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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

Die Franzosen drei Tage auf deutscher Erde.[1]
Von Conrad Herrmann in Saarbrücken.

Am 16. Juli kam von Paris die Nachricht, daß Frankreich an Preußen den Krieg erklärt habe. Sie können sich denken, daß diese obgleich lange befürchtete, dennoch ganz unerwartete Kunde große Bestürzung in dem gewerbe- und industriereichen Saarbrücken hervorrief. Man wußte hier, daß schon vor der Kriegserklärung alle der Grenze naheliegenden Städte und Ortschaften voll von Franzosen waren, und daß es denselben eine Kleinigkeit sein würde, eine offene Stadt zu überrumpeln, in welcher sich nur eine kleine Friedensgarnison befand.


In der Weißenburger Gartenlaube.
Nach einer Originalzeichnung von Prof. Paul Thumann.


Mit Befremden sah man, daß auch diese, bestehend aus einem Bataillon des neunundsechszigsten Infanterieregiments und zwei Escadronen des siebenten Ulanenregiments, in aller Eile packen ließ und alsdann selbst ohne Sang und Klang abzog. „Sollen wir dem Feinde ohne Schwertstreich preisgegeben werden?“ fragten sich die patriotischen Bürger Saarbrückens, – „soll sich die schmachvolle Zeit der ersten französischen Revolution, die hier so grausame Spuren und Erinnerungen zurückgelassen hat, wiederholen? Nein, nein! das dulden sie in Berlin sicherlich nicht!“ So und ähnlich sprachen sich die beklommenen Herzen aus, und erst als unsere Ulanen wieder einzogen und mit ihnen drei Compagnieen des vierzigsten Füsilierregiments,

  1. Soeben, vierundzwanzig Stunden nach Schluß unseres Blattes, treffen Briefe vom Kriegsschauplatze ein. In aller Eile arrangiren wir noch eine Beilage, um wenigstens einen der eingetroffenen Berichte zu veröffentlichen. Auch Herr [[von Corvin hat geschrieben, nur wenige Zeilen und ohne Ortsangabe. Die nächste Nummer bringt ausführliche Schilderungen. Durch eine Bekanntmachung des preußischen Generalpostamts erfahren wir übrigens nachträglich, daß „auf militärischen Befehl die Absendung aller Correspondenzen aus dem Bereiche der operirenden Armeen mit Absicht bisweilen um einige Tage verzögert werde“. – Diese Maßregel kann sich aber doch unmöglich auf Wochenblätter erstrecken, die acht oder vierzehn Tage nach Eintreffen der Briefe erscheinen?
    D. Red.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 585. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_585.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2019)