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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870)

Schlaumeier am gedeckten Tische.
Originalzeichnung von Guido Hammer.

vor sein Tischlein rufen und zahlte den Jahrlohn aus. Nur Genovefa ließ er nicht rufen.

Aber der Großknecht fragte den Grübner: „Was ist’s, Bauer kriegt die Vefa nichts?“

„Das macht Dir gar nicht heiß, Bub’, Du hast Dein Sach’!“

„Aber ich will’s just wissen, kriegt sie was oder nicht?“

„Nein, sie kriegt nichts.“

„So! – Ist recht, Bauer, ist schon recht. Weißt Du, Grübner, die Leute denken sich schon lang’ was von Dir und ich denk’ mir auch dasselbe, und ich sag’ Dir’s auch, Du bist überhaupt so Einer –“

„So Einer! Was für Einer?“

„Was Du an der Vefa thust – man kann Dir bei Gericht nicht an, das weiß ich, denn Du hast sie eben überredet – aber schlecht ist es von Dir! – Bauer, Du bist ein elender Schuft!“ Mit diesen Worten spie ihm der Knecht in’s Gesicht.

„Anspeist Du mich?“ krächzte der Grübner und stürzte gegen den Tisch, wo ein Messer lag; „Teufel, ich stech’ Dich nieder!“

Aber in diesem Moment hatte ihn der Knecht am Halse gefaßt und schleuderte ihn gegen den Kachelofen, daß dieser borst und einbrach.

„Jetzt komm mit mir, Vefa!“ rief der Großknecht diese im Vorhause an, „komm, wir gehen zum Greßbacher – bin so zornig gewesen und hab’ dem Bauer den Kopf eingeschlagen. Hab’ mir nicht mehr zu helfen gewußt!“

Indeß stand der Bauer mitten in der Stube mit blutender Stirn, und die Leute, die über den Lärm zusammengeeilt waren, standen um ihn herum, und sein Weib wusch ihm das Blut mit kaltem Wasser weg und schlug dann ein Tuch um seinen Kopf.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1870). Leipzig: Ernst Keil, 1870, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1870)_309.jpg&oldid=- (Version vom 27.8.2018)