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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869)

Amerikanischer Eisenbahn-Comfort. Wie man der Gartenlaube aus San Francisco schreibt, wurde auf der jetzt bis Alameda, am andern Ufer der San Francisco-Bay, fertigen Pacific-Eisenbahn in den letzten Wochen die Einrichtung getroffen, daß zum Behufe eines schleunigen Verkehrs wöchentlich einmal ein Zug von San Francisco nach Omaha, und umgekehrt, fährt, welcher die ganze Strecke binnen achtundsiebenzig Stunden zurücklegt und während dieser Zeit nur anhält, um Feuerung und Wasser einzunehmen. Diese Züge, deren Fahrpreis um etwa dreißig Dollars höher ist, als der gewöhnliche, sind mit Wohn-, Schlaf- und Speisesalons versehen, von welchen letztern einer für neunzehn Personen Platz bietet, indem vier Tische für je vier, ein Tisch für je zwei und einer für eine Person aufgestellt sind. Hier werden die Mahlzeiten servirt, und zwar: das erste Frühstück von sieben bis neun Uhr zu einem Dollar, das zweite Frühstück à la carte und endlich das Mittagessen von fünf bis sieben Uhr für einen Dollar fünfzig Cents. Der übrige Theil des Speisewaggons ist für die Aufbewahrung der Eßwaaren und des Wasserreservoirs und für die Küche bestimmt. In einem andern Salon findet man zwei Melodions, Instrumente, welche die Mitte halten zwischen Clavier und Orgel, und hier bringt man den meisten Theil des Tages zu, indem man plaudert und musicirt. Die Schlafwagen sind von der Gartenlaube bereits geschildert worden. Das Innere aller dieser Waggons ist mit großer Pracht ausgestattet. Möbel aus schwarzem Wallnußholz und mit Sammt gepolstert, reiche Vergoldungen an den Wänden, flimmernde Spiegel. „Man wird,“ heißt es in dem Briefe an die Gartenlaube, „zwischen diesen Waggons und den elegantesten Hotels in Newyork, bezüglich der Ausstattung, kaum einen Unterschied finden; man reist mit dem bewunderungswürdigsten Comfort durch diese Wildniß, und es ist mir nur noch wie ein Traum, daß ich vor noch nicht einem Jahre zu der Tour von Omaha nach San Francisco mehr als elf Tage brauchte und dabei allen denkbaren Beschwerden, wie Hunger und Hitze, Kälte und Schnee, ausgesetzt war. Die ganze Tour von San Francisco bis Newyork nimmt mit diesem Zuge die Zeit von Montag Morgen bis Samstag Abend in Anspruch, und auf dieser ganzen Strecke von sechshundertfünfzig deutschen Meilen braucht der Reisende nur zweimal den Wagen zu wechseln, in Omaha und in Chicago! Mögen sich die deutschen Eisenbahnen ein Beispiel daran nehmen!“




Oberammergau. Aus officieller Quelle geht uns von Oberammergau die nachfolgende Mitteilung zur Veröffentlichung zu:

Ferne und abgeschlossen von dem Getümmel der Welt wird hier in aller Stille ein Werk vorbereitet, mit Recht geeignet, die Aufmerksamkeit des christlichen Volkes auf sich zu lenken.

Das Jahr 1870 legt nämlich der Gemeinde Oberammergau die fromme Verpflichtung auf, dem im Jahre 1633 von ihren Voreltern zur Abwendung der Pest abgelegten Gelöbnisse, die Leidensgeschichte Jesu alle zehn Jahre in dankbarer Verehrung und zur erbaulichen Betrachtung öffentlich vorzustellen, neuerdings nachzukommen. In diesem Sinne hat die Gemeinde schon Anfangs des heurigen Jahres um die Allerhöchste Genehmigung zur Aufführurg „des Passions“ nachgesucht und haben Se. Maj. der König unterm 14. April d. J., inhaltlich Allerhöchster Entschließung des Königl. Staatsministeriums des Innern, selbe allergnädigst zu ertheilen geruht.

Mit einem Eifer, der der Heiligkeit des Gegenstandes vollkommen angemessen, wurden die Vorbereitungen sofort in Angriff genommen und sind selbe zur Zeit bereits so weit vorgeschritten, daß der Zuschauerraum von circa 15,000 Quadratfuß, von welchem die Hälfte mit guter Bedachung versehen ist, nahezu vollendet ist – Ebenso ist man zur Zeit vollauf mit Herstellung, beziehungsweise Renovation der Decorationen etc. beschäftigt, und dürften die Oberammergauer hierdurch den Beweis liefern, wie sehr ihnen daran liegt, das Vermächtniß ihrer Väter zur Ehre Gottes und zu Nutz und Frommen ihrer Mitmenschen in würdiger Weise zur Darstellung zu bringen, und daß dieselben weder Zeit noch Opfer scheuen, diesen schönen Zweck zu erreichen.

Gott gebe seinen Segen dazu!




Ein ebenbürtiger Rival. Ein solcher ist den beliebten und mit Recht weitverbreiteten „Münchener Bilderbogen“ von Braun und Schneider erstanden in den „Deutschen Bilderbogen“, die im Verlag von Gustav Weise in Stuttgart erscheinen. Es ist offenbar der Verlagshandlung Ernst, nur Tüchtiges in gutem Holzschnitt mit diesen wohlfeilen Bildern auf den literarisch-artistischen Markt zu bringen, denn von den besten und renommirtesten Zeichnern Deutschlands ist in der Reihe der Mitarbeiter dieser Deutschen Bilderbogen kaum ein Name zu vermissen. Wir dürfen nur rasch einen Stoß dieser Bilder durchblättern, so fallen uns Namen wie W. Camphausen, Deiker, C. E. Böttcher, Ad. Menzel, Lor. Ritter, Schmitz, Offterdinger, C. Beckmann, Rob. Kretschmar, Aug. Beck, A. Schrödter, Hiddemann, Th. Hosemann, F. Specht, O. Pletsch, R. Jordan, Simmler, Rothbart, H. Scherenberg, C. Reinhardt etc. in die Augen. Ein mit so redlichem Willen, in die Volkskreise Bilder nur von wirklichem Kunstwerth zu bringen, geleitetes Unternehmen verdient um so mehr Empfehlung, als auch für die Wahl der Gegenstände das Feld dadurch in’s Unermeßliche erweitert ist, daß diese Blätter sich nicht auf komische, humoristische und dem Kinder- und Volksleben entnommene Stoffe beschränken, sondern ebenso frei in Geschichte, Sage, Literatur greifen und selbst architektonische und naturgeschichtliche Bilder ihrem Zweck, der Bildung und Erheiterung des Volks, entsprechend darstellen. Ausstattung und Preis treten ebenfalls der Verbreitung dieser Bilderbogen nicht störend entgegen.




Auerbach’s „Barfüßele“ liegt nun complet vor und ist damit ein Werk vollendet, welches der deutschen Poesie und der deutschen Kunst immer zur Zierde gereichen wird. Wir erfüllen einen vielfach laut gewordenen Wunsch, indem wir in der heutigen Nummer der Gartenlaube abermals eine der vortrefflichen Illustrationen Vautier’s zum Abdruck bringen, gewiß, daß dieses heute schon in Tausenden von Exemplaren verbreitete Prachtbuch Jedem, der es als Gabe auf den Weihnachtstisch der Familie zu legen gedenkt, Dank und Ehre einbringen wird.




Für die Hinterbliebenen der im Plauenschen Grunde Verunglückten ist wieder an Beiträgen die Summe von 1303 Thlr. 27 Ngr. eingegangen, und namentlich sind es unsere Landsleute im Auslande, denen wir den größern Theil dieser reichen Spende zu verdanken haben. Specielle Quittung erfolgt in einer der nächsten Nummern. Indem wir hiermit nun unsere Sammlung als geschlossen betrachten, bemerken wir, daß dieselbe im Ganzen die Summe von 6395 Thlr. 12 Ngr. 7 Pf. ergeben hat.


Als Weihnachtsgeschenke empfohlen!

Auerbach, Barfüßele. Mit 75 Illustrationen von Vautier. ungeb. 2 Thlr., geb. 2 Thlr. 25 Ngr.

Bock, Buch vom gesunden und kranken Menschen. 8. Aufl. broch. 1 Thlr. 27½ Ngr., geb. 2 Thlr. 5 Ngr.

Gartenlaube, 1859. 1860. 1862 bis 1868. broch. à 2 Thlr., eleg. geb. in gepr. Decke à 22/3 Thlr.

Glaßbrenner, Adolf, Neuer Reineke Fuchs. Vierte, verbesserte Ausgabe. broch. 1 Thlr.

Marlitt, Gold-Else. 5. Aufl. ungeb. 1 Thlr., geb. 1 Thlr. 8 Ngr.

Marlitt, Das Geheimniß der alten Mamsell. 4. Aufl. ungeb. 2 Thlr., geb. 2 Thlr. 10 Ngr.

Marlitt, Thüringer Erzählungen. 1 Thlr. 15 Ngr.

Prutz, Rob., Buch der Liebe. eleg. geb. 1 Thlr. 15 Ngr.

Schefer, Leopold, Für Haus und Herz. Hinterlassene Gedichte. Herausgegeben von Rud. Gottschall. Eleg. geb. 1 Thlr. 27 Ngr.

Stolle, ausgewählte Schriften. Volks- und Familienausgabe. 30 Bände. Zweite Auflage. broch. à Band 7½ Ngr.

Storch, Gedichte. eleg. cart. 1 Thlr. 6 Ngr., prachtvoll geb. mit Goldschnitt 1 Thlr. 15 Ngr.

Storch, ausgewählte Romane und Erzählungen. Volks- und Familienausgabe. 31 Bde. broch à Bd. 7½ Ngr.

Traeger, Gedichte. Siebente, sehr vermehrte Auflage. Prachtvoll geb. mit Goldschnitt 1½ Thlr.

Wislicenus, Gustav Adolph, die Bibel. Für denkende Leser betrachtet. broch. 23/4 Thlr.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869). Leipzig: Ernst Keil, 1869, Seite 802. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1869)_802.jpg&oldid=- (Version vom 16.12.2022)