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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869)


kein Schlaf die „Strahler“ erquickte. Ein mit zentnerschwerer Last bebürdeter Mann stürzte in einen fünfzig Fuß tiefen Schlund, konnte sich aber unter Hinterlassung seines Schatzes wieder herausarbeiten.

Dem Urner Landjäger, welcher zur Beschlagnahme der auf Urner Gebiet liegenden Stücke heranrückte, gelang es daher nur, drei größere Krystalle im Gesammtgewicht von sechs Centnern mit Beschlag zu belegen, worunter allerdings einer der größten von zweihundertsechszig Pfund.

Nachdem der Fund durch Herrn Lindt constatirt war, begaben sich die Herren Altgroßrath Bürki und der Geologe Edmund von Fellenberg an Ort und Stelle, um die Krystalle zu prüfen, zu classificiren und die Verwerthung, beziehentlich Vertheilung der Cabinetsstücke an die verschiedenen Museen Europas zu unterstützen. Genf, welches den genannten Herren zuvorgekommen, ist es gleichwohl nur gelungen, Stücke dritten Ranges zu acquiriren. Ein vorzüglicher Krystall von hundertdreißig Pfund wurde von den Herren R. Piggott und E. v. Fellenberg, ehemaligen Zöglingen der Bergakademie zu Freiberg, der dortigen Sammlung geschenkt. Die Museen von Zürich, St. Gallen und Basel besitzen jedes ein ausgezeichnetes Exemplar, welche zu sechs bis sieben Franken das Pfund angekauft wurden. Eines der schönsten Stücke war an das Museum in Paris gesandt, ist aber dort zurückgewiesen worden, weil die Regierung den erforderlichen Credit von fünfzehnhundert Franken nicht bewilligen wollte.

Die große Krystallgruppe im Museum zu Bern.
1. Der König, Höhe 87 Centimeter, Umfang 100 Centimeter, Gewicht 255 Pfund. – 2. Der Dicke, Höhe 68 Centimeter, Umfang 110 Centimeter, Gewicht 210 Pfund. – 3. Der Arm, 39 Pfund. – 4. Der Jüngling, 56 Pfund. – 5. Der Spiegel, 33 Pfund. – 6. Zwilling I., Höhe 72 Centimeter, Umfang 84 Centimeter, Gewicht 130 Pfund. – 7. Zwilling II., Höhe 71 Centimeter, Umfang 77 Centimeter, Gewicht 125 Pfund.

Die sieben schönsten Stücke des ganzen Fundes bilden die große Gruppe im Museum von Bern, welche von Herrn Bürki zum Preise von achttausend Franken acquirirt und in liberaler Weise dem genannten Museum zum Geschenk gemacht worden sind. Die Perle dieser Gruppe ist der „König“, welcher siebenundachtzig Centimeter Höhe, einen Meter Umfang hat und zweihundertfünfundfünfzig Pfund wiegt. Nach ihm kommt der „Großvater“ von zweihundertsiebenundsechszig Pfund Schwere, neunundsechszig Centimeter Höhe und hundertdreiundsechszig Centimeter Umfang. Die Berner Krystallgruppe mag nach Farbe und Größe als die bedeutendste betrachtet werden, welche irgend ein Museum aufzuweisen hat.




Jedem das Seine.

Von Ad. von Auer.
(Schluß.)

Als der Gesang zu Ende, war Rosinens ganzes Aussehen wie verwandelt, ihre gebeugte Haltung wieder stramm, ihre schlaffen Züge belebt. „Hol’ mir die beiden Herren herein, ich muß sie nochmals sprechen, aber Rose soll jetzt nicht singen, erst nachher, wenn ich fertig bin,“ gebot sie Doren. Abermals verging eine geraume Zeit in geheimer Conferenz.

„Sie tappte im Finstern, die gute gnädige Frau, ich habe ihr ein Licht aufgesteckt, ich,“ sagte Dore zu den Geschwistern, mit triumphirendem Seitenblick auf Clemens. „Es ist wahrhaftig wahr, daß wir Menschen manchmal vom Teufel besessen sind. Ich hatte ihn schon tüchtig in seinem Versteck aufgestöbert, und als Fräulein Rose sang, war Alles wieder in Ordnung.“

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869). Leipzig: Ernst Keil, 1869, Seite 735. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1869)_735.jpg&oldid=- (Version vom 20.11.2022)