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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869)

Nach Beider übereinstürmender Erfahrung bestätigt es sich, daß der Biber, dieser für Culturländer leider so verderbliche Holzverwüster, Bäume, namentlich Aspen, Pappeln, Weiden und Birken, vom kleinsten Stämmchen an bis über einen Fuß Durchmesser mit seinen scharfen Zahnmeißeln „abhaue“; theils um dadurch zu der saftigen Rinde der Aeste und Zweige genannter Baumarten zu gelangen, die ihm die vorzüglichste Aeßung bietet, theils aber auch – dies freilich nur, wo diese Thiere noch genossenschaftlich zusammenleben und mit gemeinsamen Kräften arbeiten – zur Ausführung ihrer mächtigen Wohn- und Dammbauten.

Biber bei der Arbeit.
Originalzeichnung von Guido Hammer.

In Gegenden jedoch, wo der geschickte Werk- und Schwimmmeister seiner Ausrottung entgegengeht und nur noch einzeln oder höchstens paarweise auftritt, fällt letztere Benutzung der von ihm gefällten Hölzer weg, da die durch unablässige Verfolgung Verschüchterten blos noch flüchtige Erdbaue in die Flußufer ihrer Aufenthaltsstätten auszuführen pflegen und diese nur nächtlicher Weile verlassen. Die Art und Weise ihrer Plänterarbeit aber – jedenfalls eine der auffallendsten Situationen, welche diese geschickten Waldarbeiter einnehmen können – glaube ich, weil nach besonderer Angabe meines Freund Trappers und dem mir von ihm in Natur vorgelegten kreiselartig abgenagten Stumpfe eines von einem amerikanischen Biber „abgehauenen“ Baumes entworfen, anschaulich auf meiner Zeichnung dargestellt zu haben.

Darum sei es mir gestattet, jetzt über das vorgeführte Thier selbst abzubrechen; zumal wissenschaftlich Ermitteltes und Festgestelltes über das Leben und Treiben dieses interessantesten aller Nager in unübertroffener Weise durch das prächtige Werk „Brehm’s Illustrirtes Thierleben“ geschildert und sich davon zu unterrichten einem Jeden leicht zugänglich gemacht worden ist. Aber die Geschichte eines letzten deutschen, speciell sächsischen Biberjägers will ich noch anfügen, wie ich sie aus dem Munde eines hochbetagten, aber noch heute rüstig in voller Thätigkeit stehenden

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869). Leipzig: Ernst Keil, 1869, Seite 631. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1869)_631.jpg&oldid=- (Version vom 19.10.2022)