Seite:Die Gartenlaube (1869) 397.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Verschiedene: Die Gartenlaube (1869)

vollendet, und, obschon bereits im December jenes Jahres bezogen, am 30. März 1867 mit einer Feier eingeweiht, zu welcher Wilhelm Camphausen ein Festspiel gedichtet hatte. So hatten sich durch Eintracht und Ausdauer frühe gefaßte, traumhafte, oft belächelte Pläne endlich doch verwirklicht. Das jetzige Gesellschaftsgebäude des „Malkastens“, an der Nordseite des Parkes gelegen und auf der Stelle früherer Remisen und Ställe errichtet, stößt im rechten Winkel an das alte Jakobi’sche Haus. Es ist in zwar nicht ganz tadellosem, modern-antikem Stile ausgeführt und enthält einen großen Saal, welcher sich nach dem Garten hin gegen eine Terrasse öffnet. An eine Seite dieses Saales stößt die vollständig eingerichtete Bühne zu theatralischen Aufführungen, an die andere ein kleinerer Saal zu täglichem Gebrauch, der mit dem größeren in Verbindung gesetzt werden kann; außerdem Billardzimmer, Garderoberäume, Schänke und Vestibül. Im oberen Halbstock ein Berathungszimmer für den Vorstand, der Bühne gegenüber eine Loge, dann Räume für die Requisiten und den Schnurboden der Bühne. Im alten Jakobi’schen Hause, welches im Inneren mit dem neuen Hause in Verbindung steht, befinden sich die Oekonomieräume, Lesezimmer, Bibliothek, Zeichensaal und Wohnung und Atelier des Hausvaters, welchen Posten immer ein Mitglied des Vereins versieht.

Die beiden Gesellschaftssäle sind ernst und schön decorirt, aber im Geschmack vom Anfang des siebenzehnten Jahrhunderts, dem auch die Möbel entsprechen. Den Hauptsaal schmückt ein Marmorkamin mit plastischem Aufbau, der ein Bildniß Albrecht Dürer’s umschließt. Im kleineren Saale sind die zwei nichtdurchbrochenen Wände in ihrem oberen Theile mit zwei in der Ausführung das Fresco nachahmenden Wandgemälden von E. Leutze und Adolf Schmitz geschmückt. Die ganze Decke nimmt, in Nachahmung einer Zimmerdecke auf der Burg zu Nürnberg, das Wappen des Vereins ein, der Reichsadler mit Bierglas und Hausschlüssel auf goldenem Gründe, umschlungen von einem Spruchbande mit der Devise: „Ich komm’ doch Durch komm’ ich doch!“ An den Wänden des Billardzimmers hängen etwa hundert Porträts von Mitgliedern des Vereins. Der von der Düssel durchflossene Park, welcher früher ziemlich verwildert war und leider mehrere seiner ältesten Bäume, darunter wahre Prachtulmen, in den heißen Sommern von 1857 und später verloren hat, ist sehr geschmackvoll hergerichtet. Er enthält

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Die Gartenlaube (1869). Leipzig: Ernst Keil, 1869, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1869)_397.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)