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Verschiedene: Die Gartenlaube (1869)

stand mit beiden Füßen in einem aufgescheuchten Wespennest, und der gereizte Schwarm tobte und brauste um sein Haupt, allein dieses Haupt mit dem Ausdruck tödtlicher Verachtung in den Zügen saß majestätischer als je auf den Schultern; mit leise durchklingendem Spott erzählte er dem ängstlichen Landesherrn von den herrlichen Schmetterlingen und den berühmten, kostbaren Holzarten Brasiliens, von den Topasen und Amethysten, die auf seinem eigenen Grund und Boden in bedeutender Menge gefunden wurden – und damit war man wieder im alten Fahrgeleise der harmlosen Conversation, wie sie die einzig schickliche war auf diesem heiklen Boden, der das Kräutlein ,Rühr’ mich nicht an‘ so üppig wuchern und gedeihen ließ.

(Fortsetzung folgt.)




Briefkasten.

K. in L. Wenn es gilt, das Andenken eines treuen, redlichen Volksmannes, eines rastlosen Förderers der Volkswohlfahrt und eines unerschrockenen Rechtsverfechters – und als solchen haben die Leser der Gartenlaube aus Nr. 50 des vorigen Jahrgangs „Unsern Präsidenten“ kennen gelernt – auf die würdigste Weise der nachkommenden Generation zu erhalten, so haben die Vorsteher jener drei Berliner Vereine, in welchen Lette als Mitglied und Vorsitzender die segensreichste Thätigkeit entfaltete, sicherlich das Rechte gewählt. Der Centralverein für das Wohl der arbeitenden Classen, der Handwerkerverein und der Verein für Erwerbthätigkeit des weiblichen Geschlechts haben durch ihre Vertreter, unter welchen wir Namen wie Gneist, Franz Duncker und v. Holtzendorff finden, öffentlich zu Ehrengaben auffordern lassen, deren Betrag zu einem Lette-Stipendium für die Zwecke der genannten Vereine und der deutschen Pestalozzi-Stiftung verwendet werden soll. Insbesondere hat der Vereinsausschuß beschlossen, daß das Drittel der Lette-Stiftung, welches demselben zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts zufällt, dem Zwecke gewidmet sein soll: „durch darlehnsweise Unterstützung befähigte und bedürftige Mädchen oder Wittwen in den Stand zu setzen zur Begründung einer selbstständigen wirthschaftlichen Existenz.“ Wir bitten bei dieser Gelegenheit unsere Leser, „Unsern Präsidenten“ sich noch einmal vor Augen zu stellen, und wenn der Anblick ihre Herzen neu erwärmt hat, dann mögen sie zum Portemonnaie greifen und zu Lette’s und ihrer eigenen Ehre die rechte Hand nicht wissen lassen, was die linke thut.

H. in B. Wir haben das Preis-Lustspiel „Schach dem König“ von Schauffert nicht gesehen und können deshalb auch kein selbstständiges Urtheil darüber abgeben. Thatsache aber ist es, daß bei den vielen und wiederholten Aufführungen des Stückes das Publicum den gelungensten Scenen mit dem größten Interesse folgte, und – was sehr mitspricht – viel und herzlich gelacht hat. Dagegen ist das mit dem dritten Preise prämiirte Stück „Der Narr des Glückes“ von Ernst Wichert nach dem Urtheile aller Wiener Blätter überaus langweilig und deshalb auch gründlich durchgefallen. Die „Neue freie Presse“ hält dem Autor und dem Stücke eine vernichtende Leichenrede. – Auch Hans Hopfen’s „Aschenbrödel in Böhmen“ hat in Leipzig nicht angesprochen.

G. in B–n. Wie kommen Sie zu der sonderbaren Frage? Der Name des Redacteurs, der die Gartenlaube seit der am Weihnachtsfest 1852 erschienenen ersten Nummer bis heute stets geleitet und selbst redigirt hat, steht deutlich genug am Kopfe und Schlusse des Blattes! Was soll’s also mit den mysteriösen Andeutungen und Fragen, die uns ganz unverständlich sind?

M. in New-York. Der Abdruck des Marlitt’schen Romans: „Gisela“ in der New-Yorker Staatszeitung ist kein Nachdruck, da der Eigenthümer der genannten Zeitung die Erlaubniß zur Aufnahme in sein weit verbreitetes Blatt auf durchaus legalem Wege erlangt hat.

E. O. in D. (Rußland). Bedauern, von dem längern Roman „Die Auburn“ keinen Gebrauch machen zu können. Für unsere deutschen Leser hat der gewählte Stoff kein Interesse.

H. D. in J.U. in Ch.O. Gpke. in L. Die Frage ist schwer zu entscheiden. Die Verfasserin der Erzählung sowohl wie das Publicum legen die Betonung auf die zweite Silbe des Namens Gisela, wie das auch Petri in seinem Wörterbuch thut, Uhland, Wackernagel und Heyse dagegen streiten für Gisela, betonen also die erste Sylbe und lassen das e kurz erscheinen.

J. M. in S. Verfügen Sie über Ihre Kreidezeichnung, die Gartenlaube hat keine Verwendung dafür. Der Stoff, den Sie gewählt, besitzt nichts weniger als den Reiz der Neuheit, und textliche und illustrative Behandlung haben ihm auch keine fesselnde Seite abgewonnen.

F. L. in M. Was Sie uns brieflich klagen, hat einer unserer Mitarbeiter sehr poetisch in dem nachfolgenden Gedicht ausgedrückt:

Längst sank herab die Sommernacht,
Gelöscht sind alle Lichter;
Im monderhellten Zimmer wacht
Von Qual erfüllt der Dichter.
Sein Genius hat ihn geweiht:
Aus Schmerz und Nacht und Einsamkeit
Entströmen ewige Lieder!

Sie gehen in die Welt hinaus –
Sie wandern schon seit Jahren
In manche Hand, in manches Haus!
Er hat es oft erfahren,
Daß ihm ein Herz entgegenschlug,
Sein Bild im tiefsten Innern trug,
Und seine ewigen Lieder.

Das eine Herz, das er begehrt
Mit seinem Dichterherzen,
Das Bild, um das er sich verzehrt
In nie geträumten Schmerzen,
Um das ihm Muth und Leben bricht,
Das eine Herz gewann er nicht
Mit all’ seinen ewigen Liedern!

K. K. in O. Pater Roman, der Banzer Mönch und Jenaische Professor, dessen denkwürdiges Schicksal wir in Nr. 1 dieses Jahrgangs der Gartenlaube erzählten, ist noch nicht ganz von der Erde verschwunden: er lebt noch in einer Enkelin fort, welche selbst uns diese Nachricht schrieb. Schad’s Tochter Tullia war vermählt mit H. Iversen; sie folgte ihrem Vater schon 1838, zwei Jahre später der Gatte im Tode ihr nach. Beide hinterließen eine Waise, Anna, die, von der Hand der Wohlthätigkeit freundlich geschützt, seit Jahren als die glückliche Gattin Friedrichs von Postels, Inspectors am vierten Gymnasium in St. Petersburg, lebt.

Ihr wie zugleich Fr. K. K. in O. beantworten wir hiermit die Anfrage über Schad’s Selbstbiographie. Sie erschien zuerst 1803 in der Hennings’schen Buchhandlung in Erfurt unter dem Titel: „J. B. Schad’s, Doctors der Philosophie, ehemaligen Benedictiners zu Banz, Lebens- und Klostergeschichte, von ihm selbst beschrieben.“ – Ein zweiter Band dazu, 1804 erschienen, führt den besondern Titel: „Die Mönche am Ende des achtzehnten Jahrhunderts, oder Gefahren des Staats und der Religion von Seiten des Mönchthums etc., von J. B. Schad.“ – Dasselbe Werk wurde dann noch einmal, 1828, zu Altenburg in drei Bänden gedruckt.



Im Verlage von Ernst Keil in Leipzig sind erschienen:

Herman Schmid’s
Gesammelte Schriften.
Volks- und Familienausgabe.
Novellen und Erzählungen.
In 18–20 Bänden. Subscriptionspreis jedes Bandes 7½ Sgr. = 27 kr. rhein.

Erschienen sind: Band 1. Tannengrün. Inhalt: Die Huberbäuelin. Unverhofft. Der Schütz von der Pertisau. – Band 2. Am Kamin. Inhalt: Der Jägerwirth von München. Das Todten-Gesicht. – Band 3. Erzstufen. Inhalt: Mohrenfranzel. Die Goldsucher. – Band 4 und 5. Das Schwalberl. Ein Bauernroman aus dem oberbairischen Gebirg. – Band 6 und 7. Mein Eden. Eine Münchner Geschichte aus den Zeiten Karl Theodor’s. – Band 8. Alte und neue Geschichten aus Baiern. Erster Theil. Inhalt: Der Greis. Eigner Heerd. Ein treuer Mann. – Band 9. Der bairische Hiesel. Volkserzählung aus Baiern. – Band 10–13. Der Kanzler von Tirol. Geschichtlicher Roman.

Herman Schmid ist durch seine vortrefflichen Novellen namentlich den Lesern der Gartenlaube schon lieb und vertraut geworden. Wer einmal die eine oder die andere seiner Geschichten gelesen, wird sie nicht leicht wieder vergessen haben. Es weht aus ihnen nicht blos erfrischend der kräftige Hauch jener sonnigen Berge und grünen Thäler, in denen sie meistens sich ereignen, sie sind auch rein und keusch wie dieser Hauch, dabei voll spannender Vorgänge und warmen dramatischen Lebens. Erzähler wie dieser, die nicht wie Handwerker fabriciren, sondern aus der Tiefe des Gemüths heraus poetisch gestalten und das innerste Sein des Volks in so mannigfaltig anheimelnder, und ergreifender Weise und in so markigen Gestalten zu schildern wissen, werden auch im Herzen des Volkes stets einen sicheren Platz behaupten. Wir glauben daher, daß unser deutsches Publicum die gesammelten Schriften von Herman Schmid freudig willkommen heißen wird. Um auch den Unbemittelten die Anschaffung dieser geschmackvoll ausgestatteten in 18–20 Bänden erscheinenden Familienbibliothek zu ermöglichen, setzt die Verlagshandlung den 10–17 Bogen starken Band, der in früheren Ausgaben 1½ Thlr. gekostet, auf den enorm billigen Preis von nur 7½ Sgr. oder 27 kr. rhein. Einzelne Bände werden nur zu dem vierfachen Subscriptionspreis abgegeben.


Inhalt: Das Mädchen von Liebenstein. Der Wirklichkeit nacherzählt von Friedrich Bodenstedt. – Der Wassereinbruch in Wieliczka. Von Dr. W. Hamm. Mit Abbildung. – Pariser Bilder und Geschichten. Die Fremden in Paris. Von L. Kalisch. – Der Welfenschatz. Mit Abbildungen. – Reichsgräfin Gisela. Von E. Marlitt. (Fortsetzung.) – Briefkasten.


Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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