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verschiedene: Die Gartenlaube (1869)

nie recht gedeihen wollen, außer Betracht. Die oben berührten Pflanzengruppen, welche allerdings meistens nur Blattpflanzen enthalten, die ihre Pflege indessen reichlich lohnen und deren Cultur gewiß Jedem das angenehmste Vergnügen bereiten wird, bieten ohnehin ein reich ausgestattetes Gebiet für die Auswahl.

Ein Hauptgesichtspunkt ist und bleibt in dieser Beziehung der, daß man nur solche Pflanzen ziehe, welche eine gleiche oder nahezu gleiche Behandlung, namentlich in Bezug auf die Feuchtigkeit der Luft, die Wärmeverhältnisse, das Bespritzen etc. verlangen, oder doch, ohne Schaden zu leiden, ertragen.[1]

Hat man sich für diejenigen Pflanzenarten entschieden, welche als Zimmergenossen aufgenommen werden sollen, so gilt es zunächst, ihnen zu passender Zeit ein geeignetes, ihrem natürlichen Standorte, so weit es eben möglich ist, nahekommendes Unterkommen zu verschaffen. Die beste Zeit zur Uebersiedelung ist der Spätsommer, weil zu dieser Zeit (August bis September) jene Gärtnereien, welche die Anzucht für Zimmercultur nebenbei oder vorzugsweise berücksichtigen, die Pflanzen abgehärtet, d. h. der geschlossenen feuchten Luft des Warmhauses möglichst entwöhnt haben. Aeltere Gewächse kann man auch Anfang Sommers in’s Zimmer bringen, weil sie dann durch die höher stehende Sonne Wärme genug erhalten und man die nöthige Feuchtigkeit der Luft durch die weiter unten näher zu beschreibenden Veranstaltungen leicht herstellen kann.

Die Aufstellung bringe man, da Licht und Wärme zu den hauptsächlichsten Bedingungen des Pflanzenlebens gehören, so nahe als möglich vor einem Fenster, oder noch besser zwischen zwei nach verschiedenen Himmelsgegenden gerichteten Fenstern eines sonnigen, im Winter von den frühen Morgen- bis zu den späten Abendstunden geheizten und, wenn es sein kann, über geheizten Räumlichkeiten gelegenen Zimmers an. Hierbei trage man aber Sorge dafür, daß in der kälteren Jahreszeit die Pflanzen etwas weiter in’s Zimmer zurück gerückt werden können, um den nachtheiligen Einflüssen der von außen eindringenden Kälte, welcher man indessen auf jede Weise – durch Moospolster vor den Fensterfugen, durch Vorfenster etc. – den Zugang abzuschneiden suchen muß, möglichst vorzubeugen. Für eine geringere Anzahl noch kleinerer Pflanzen genügt zur Unterbringung wohl ein entsprechend großer Blumentisch, der etwa um die mittlere Platte einen etwas tiefer gelegenen Rand für eine weitere Reihe von Töpfen haben kann. Bei einer einigermaßen arten- und formenreichen Sammlung, die außerdem schon größere Exemplare enthält, wie sie sich ja im Laufe der Jahre immer heranbilden, genügt natürlich der Blumentisch nicht. Hier hilft man sich am besten durch eine halbkreisförmige, zweietagige Blumentreppe, welche in Verbindung mit dem Tische benutzt und so gestellt werden kann, daß sie denselben an der nach dem Fenster gewendeten Seite umfaßt. Die niedrigeren Pflanzen können dann ihren Platz auf dem Tische erhalten, während die größeren, je nach ihrer Höhe, auf die Stufen der Treppe vertheilt werden, so weit dies eben die Natur derselben gestattet. Denn für den Winter muß in dieser Beziehung das Wärmebedürfniß der verschiedenen Gewächse zur Richtschnur für die Aufstellung genommen werden. Die zarteren Dracänenarten, Areca und Oreodoxa, die Musen und Aroiden werden zu dieser Zeit die höheren Plätze einnehmen müssen, während die härteren Dracänen, Phoenix und Corypha australis, Rhapis, Plectogyne, die Abutilonarten, Yucca, sogar Ficus elastica, tiefer stehen können.

Ist die Stellage mit Rollen versehen, um leicht von dem Tische abgerückt werden zu können, so erleichtert dies die kleinen, bei der Pflege nothwendigen Arbeiten sehr, weil man dann ohne Umstände zu jeder Pflanze zu gelangen vermag. Raum und Geschmack bedingen hier indessen und lassen mancherlei Abänderungen zu. Namentlich können die mehr schattenliebenden oder doch weniger lichtbedürftigen Gewächse zu mannigfaltigster Ausschmückung verwendet und in Zimmerecken, vor Fensterpfeilern, auf Möbelstücken etc. ihren Platz finden. In solchem Falle hat man dann aber im Winter die zu große Nähe des Ofens zu vermeiden und darf die Töpfe nicht unmittelbar auf den Boden stellen, sondern muß denselben niedrige, schemelartige Stellagen geben.

Nächst dem nöthigen Lichtzutritt verdient die Beschaffenheit der Luft, in welcher die Pflanzen vegetiren sollen, unsere besondere Beachtung. Trockene Luft, wie sie in der Regel unsern Zimmern eigen, ist deren Tod. Demgemäß muß die nächste Sorge der Beschaffung und Erhaltung einer gewissen Luftfeuchtigkeit zugewendet werden. Man kann dieses Ziel auf verschiedene Weise erreichen. Am besten ist es, wenn man in den Blumentisch und die Treppe deren Form angepaßte niedrige, ein bis zwei Zoll hohe Zinkwannen einsetzen läßt, in welchen, während sie etwa bis zur halben Höhe mit Wasser gefüllt werden, die Töpfe auf umgekehrte Untersätze zu stehen kommen. Billiger kommt man zum Ziele, wenn man die Töpfe in recht weite, theilweise mit Wasser gefüllte Untersätze auf Thon- oder Holzwürfel oder noch besser auf übergelegte Leistchen stellt. Außerdem kann im Winter ein Gefäß mit Wasser auf den Ofen gesetzt und so ein noch etwas höherer Feuchtigkeitsgehalt erzielt werden.

Ein weiteres Mittel zur Gesunderhaltung und Beförderung eines freudigen Gedeihens der Blattpflanzen, welches alle die oben genannten recht gut vertragen, besteht in dem Bespritzen von allen Seiten, nicht etwa blos von oben. Daß eine Brause zu dieser Manipulation – schon mit Rücksicht auf die Umgebung des Blumentisches etc. – ein zu plumpes Werkzeug sein dürfte, leuchtet ein. Man erreicht seinen Zweck indessen durch andere überall und

Jedem zu Gebote stehende Mittel eben so gut und insofern noch

  1. Von den Palmen wähle man theils solche mit Fieder-, theils solche mit Fächerblättern. Von den ersteren eignen sich vortrefflich für die Zimmercultur: Phoenix dactylifera, mit steifen, aufstrebenden, graugrünen, Areca rubra, Oreodoxa sancona (in Katalogen oft sanchona geschrieben), Chamaedorea gracilis und mit zarter gebauten, theils heller, theils dunkler grünen, überhängenden Blättern und etwa noch Cocos flexuosa, Seafarthia elegans von gleichfalls prächtigem Habitus; von letzteren die verschiedenen Chamaerops-Arten, Sabal Adansonii und Calmetto mit graugrünen, Corypha australis (Livistonia australis), Latania borbonica (Livistonia chinensis), Livistonia rotundifolia und Rhapsis flabelliformis mit bald dunkler, bald heller grünen Blättern. Unter den Bananen und den ihnen an Tracht gleichenden Gewächsen empfehlen sich Musa chinensis, paradisiaca mit bläulichgrünen, discolor mit unterseits rothbraunen, zebrina mit unterseits braunen, oberseits rothbraun und grün gestreiften Blättern, dann Alpinia und die verschiedenen Hedychium-, Maranta-, und Canna-Arten, welche sich theils durch schönen Wuchs auszeichnen, theils, wie Maranta zebrina, discolor, eximia Warscewieczii, durch die Färbung der Blätter hervorstechen. Die Drachenbäume (Dracänen) enthalten eine große Anzahl von seit Jahren bekannten und beliebten Blattpflanzen. Wer weniger auf besondere Pracht der Färbung und des Habitus sieht, der wird die billigeren und doch so zierlichen Formen wählen, wie: Dracaena congesta, rubra, fruticosa (in den Gärtner-Katalogen auch als arborea verzeichnet), reflexa, brasiliensis (Escholtzia). Wer neben diesen noch besonders ausgezeichnet schöne Formen wünscht, dem bieten sich solche in den allerdings theuereren Dracaena australis, indivisa, Cooperi, marginata (besonders latifolia), ferrea, terminalis, rosea, und umbraculifera. An diese reihen sich dann die Pandanus- und unter den aloeartigen Gewächsen die Yucca-Arten. Recht dankbar wird man auch die, überdies durch ihre prächtigen und oft ziemlich lange dauernden (Aechma) Blüthen sich noch besonders empfehlenden verschiedenen Ananasgewächse finden, und sind namentlich die, im Ankaufe allerdings etwas theuere, Guzmannia tricolor, Bilbergia, farinosa, discolor und zebrina prachtvoll, recht schön aber auch Puya Altensteinii und maidifolia, Pitcairnia, latifolia, angustifolia, pruinosa und zeaefolia, Aechmea discolor und fulgens. Zwischen Palmen, Dracänen, Pandanen und Bromeliaceen versäume man nicht, noch einige Aroideen mit ihren großen und wunderschönen Blattformen zu gruppiren. Colocasis macrorhiza und cucullata, Dieffenbachia seguine (picta), Anthurium lucidum (Pathos lucida), crassinervum u. a., Philodemdron pinnatifidum und pertusum, im Sommer eine oder die andere Caladium-Art und neben diesen etwa noch die schönen (allerdings anderen Familien angehörigen) Plectogyne variegata und Curculigo recurvata werden mit den schmalen, mehr in die Länge gezogenen Blattgestalten jener eine dem Auge wohlthuende Abwechslung hervorbringen. Diese kann aber noch gehoben werden durch das Hinzutreten von einigen großblättrigen Dicotyledonen, wie Ficus elastica und Cooperi mit ihren herrlichen lederartigen, dunkelgrünen, bei letzterem rothgenervten glänzenden, fußlangen, Boehmera argentea mit sattgrünen, silberglänzend angehauchten, Abutilon brasiliense mit lichtgrünen, zartwolligen, großen, fast ganzrandigen und venosum mit dunkler grünen gefingerten Blättern. Einige Schlinggewächse werden dann schließlich den Tropencharakter vollenden helfen. Cissus discolor (oder marmorea) läßt man zu dem Ende ihre Ranken frei über die übrigen Gewächse ausbreiten, während großblättriger Ephen, Mittania scandeus, sowie die Passiflora- und Tacsonia-Arten an Drahtgittern und Fäden beliebig hingeleitet und wohl gar zu Lauben benutzt werden können. Tropische, sowie – im Sommer – eine oder die andere Art unserer einheimischen Farrenkräuter lassen sich nur dann mit Erfolg ziehen, wenn man dieselben, weil sie eben große Feuchtigkeit der Luft lieben, etwa in der unmittelbaren Nähe eines Aquariums aufstellen kann, das reichlich Wasser verdunstet. Dann sind sie aber auch eine große Zierde der Planzensammlung. Von den tropischen Arten empfehlen sich namentlich Adiantum Capillus Veneris, Blechnum brasiliense (baumartig), sowie die Gymnogramma- und Pteris-Arten. Von unseren einheimischen gewähren Osmunda regalis (Königsfarrn) und Pteris aquilina mit den übrigen Pflanzenformen prächtig harmonirende Gestalten.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1869). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1869, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1869)_247.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)