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verschiedene: Die Gartenlaube (1868)

nach und nach hartgelegen, – Gott lob! Jahre lang ohne Krankheit. Nun wurde der Sattler gerufen, die Matratzen zu lockern. Er fand sie so schwer und haarreich, daß er meinte, mit Zuthat von etwas Werrig etc. könne man recht gut zwei Sprungfedermatratzen aus einer dichten Matratze machen. Das ließ sich hören und wurde ausgeführt, denn die Matratzen waren nicht in dem Verhältniß wie die Familie gewachsen und eine Vermehrung erwünscht. Das war um die Zeit, wo die Frösche quaken und der Hollunder blüht, und das neue Lager wurde herrlich befunden. Als der Winter kam, noch ehe es kalt wurde, machte ich als Belieger einer Federmatratze die unangenehme Erfahrung, daß ich – sonst so zu sagen im Hinlegen einschlafend, nicht einschlafen konnte und im Bett nicht warm wurde. So ging es lange fort, und ich machte mich schon mit dem traurigen Gedanken vertraut, daß plötzlich ein vorzeitiges Alter mit Wärmeabnahme bei mir eingetreten sei, als ich die Bemerkung machte, daß nur die untere, d. h. die beim Schlafen aufliegende Hälfte des Körpers kalt war. Jetzt wurde die Matratze untersucht und gefunden, daß auf den Federn nur eine dünne, lockere Schicht Haare liege, die ganze dicke Matratze, wie man ganz offen sehen konnte und wie es bei allen derartigen Polstern der Fall ist, ein hohler Raum sei. Jetzt wurde das Lager durch eine aufgelegte dichte Matratze warm gemacht, und sogleich stellte sich die Körperwärme, welche zum Einschlafen nöthig ist, wieder her. Aber eine Erkältung hatte ich weg, die ich Monate lang nicht los wurde. Sie hätte auch zu schwerer Krankheit führen können.

Wie vielen Personen mag es ähnlich gegangen sein, ohne daß sie den Grund entdeckten! Wie Mancher mag sich in Gasthäusern auf der Reise in solchen Betten erkältet haben! Manch’ junges Ehepaar hat nur solche Matratzen zur Ausstattung, und leidet unbewußt Schaden an der Gesundheit. Manches „Besuchsbett“ ist eine solche luftige Matratze, und der Gastfreund denkt nicht daran, daß er den lieben Besuch damit Zeitlebens krank machen kann. Ich wiederhole daher nochmals: Sprungfedermatratzen sind zweckmäßig und angenehm im Sommer ohne andere Auflage, im Winter aber nur bei Auflegung von dichten Matratzen oder Federbetten zu gebrauchen. Wer beides nicht haben kann, lege sich lieber auf Stroh, als auf eine solche verführerische Gesundheitsräuberin. Ja, wo der Fußboden kalt ist, da ist nicht einmal ein dünnes Federbett oder eine schwache Matratze warm genug, um die für den Körper nöthige Wärme zu erhalten, denn die hohle Matratze läßt alle Bettwärme nach unten entweichen. Man fühle nur einmal beim Aufstehen in das Stroh des Bettes, wie durchwärmt es ist. Alle diese Wärme geht bei der Federmatratze verloren. Eine feste Unterlage oder gar Stroh kann man bei diesen Matratzen nicht anbringen, denn sonst verrosten die Federn und vermodern die Bindfaden, mit denen sie befestigt sind.

Also nochmals: lieber schlafe man auf einer harten Strohmatratze, Jahr aus, Jahr ein, als blos auf einer Stahlfedermatratze. J.     




Ein literarischer Doppelgänger. Wie mir von Freunden in Nordamerika, besonders in Newyork und Umgegend, mitgetheilt wird, werden seit einiger Zeit von einem angeblichen deutschen Schriftsteller, der sich Dr. Damm nennt, in verschiedenen dortigen deutschen Zeitungen Gedichte veröffentlicht, und zwar als sein Eigenthum und mit seiner Namensunterschrift, welche, abgesehen von dem durch ihn veränderten Titel, sich buchstäblich gleichlautend in den seit Jahren von mir unter meinem Namen herausgegebenen Sammlungen meiner Gedichte befinden. Um Aufklärung dieser seltsamen Uebereinstimmung ersucht, ist Herr Dr. Damm, nach verschiedenen anderen unwesentlichen Ausflüchten, schließlich mit der Behauptung hervorgetreten, die fraglichen Gedichte seien allerdings sein Eigenthum und von ihm bereits im Jahre 1860 in dem damals und später von mir herausgegebenen „Deutschen Museum“ unter dem Pseudonym „Paul Erhard“ veröffentlicht worden; darüber, wie eben dieselben Gedichte in die mit meinem Namen versehenen Sammlungen gekommen und ob dies mit oder ohne mein Wissen geschehen, behauptet der angebliche Herr Dr. Damm keine Auskunft geben zu können. – Dieser Aussage gegenüber beschränke ich mich auf die einfache Erklärung, daß die verschiedenen Sammlungen meiner Gedichte selbstverständlich keine anderen enthalten, als die ich selbst geschrieben, und daß namentlich diejenigen Gedichte, welche im Jahre 1860 sowie überhaupt zu irgend einer Zeit im „Deutschen Museum“ unter dem Namen „Paul Erhard“ erschienen, ebenfalls mein ausschließliches und selbstständiges Eigenthum sind; – womit dann der Beurtheilung der Leser überlassen bleibt, was sie von dem Verfahren des Herrn Dr. Damm halten wollen. Robert Prutz.     




Kleiner Briefkasten.

Herrn Götz in Lublin. Die von Ihnen eingesendete filz- oder papierähnliche Substanz, welche auf den Wiesen von Horodlo bei Lublin, in einem Raum von 250 Morgen, nach einer Ueberschwemmung des Bug-Flusses zurückgeblieben war, ist eine Süßwasseralge, Cladophora viadrina, welche (wie der Beiname zeigt) den Weichselländern eigenthümlich ist. Man nennt die eingetrocknete Masse Meteorpapier. Ein solches findet sich auch anderwärts häufig in Gräben und an Flußufern, besonders in Polen (aber auch in Arabien, im Kafferlande u. s. w.) und besteht allemal aus eingetrockneten Süßwasseralgen (Conferven). – Auf Ihre Anfrage, ob diese Substanz nicht industriell zu verwerthen sei, ist zu erwidern, daß sie recht wohl zum Wattiren von Steppdecken, Röcken und dergleichen verwendet werden könnte. Um sie aber zum Handelsartikel zu machen, müßte Ihr Lieferant, der Strom, sich verpflichten, jährlich bestimmte Mengen davon zu liefern. Dr. Richter, Dresden.     

E. Fr. Wir bitten über Ihre Erzählung zu verfügen. Sie ist nicht ohne eine gewisse Poesie, überhaupt warm empfunden, in der Form aber noch zu sehr den Neuling in der literarischen Composition verrathend.

An E. H. Will sich uns E. H., der Verfasser der sehr warm geschriebenen Schattenbilder, nicht nennen?

L. D. in Berlin. Das ist ein Irthum. In dieser Vollständigkeit ist die Schulze-Delitzsch’sche Stiftungs-Erklärung nur in der Gartenlaube veröffentlicht.

„Dem Unbekannten“ ist „das Eingesandte“ zur Verfügung gestellt.



Inhalt: Lorenz und Lore. Novelle von Paul Heyse. (Schluß.) – Die liebe lustige Zeit in Stützerbach. Mit Abbildung. – Der Eislauf. Von Max Wirth in Bern. (Schluß.) Mit Abbildungen. – Karoline von Günderode. Eine Erinnerung. Von Max Ring. – Die Wildschützen im bairischen Gebirge. Von Carl Stieler. Mit Abbildung. – Blätter und Blüthen: Deutsche Christbäume im Ausland. Von Fr. Gerstäcker. – Die Sprungfeder-Matratze. – Ein literarischer Doppelgänger. Von Robert Prutz. – Kleiner Briefkasten.



Nicht zu übersehen!

Mit dieser Nummer schließt das vierte Quartal und der sechszehnte Jahrgang unserer Zeitschrift. Wir ersuchen die geehrten Abonnenten ihre Bestellungen auf das erste Quartal des neuen (siebenzehnten) Jahrgangs schleunigst aufgeben zu wollen.




Wir beginnen den nächsten Jahrgang mit dem längsterwarteten Roman der Verfasserin von „Gold-Else“ und „Das Geheimniß der alten Mamsell“

Reichsgräfin Gisela
von
E. Marlitt

und lassen darauf eine zweite Erzählung von Karl Gutzkow „Durch Nacht zum Licht“ und sodann eine historische Novelle aus der Spessart’schen Bauernerhebung von L. Schücking: „Verlassen und Verloren“ folgen.

Außerdem liegen Beiträge vor von: R. Benedix, Beta, K. Blind, Bock, H. Bodenstedt, Brehm, Albert Fränkel, E. Geibel, Fr. Gerstäcker, G. Hammer, Paul Heyse, G. Hiltl, Fr. Hofmann, L. Kalisch, S. Kolisch, Laube, H. Lingg, J. C. Lobe, R. Löwenstein, A. Meißner, Melchior Meyr, Adolf und Karl Müller, Robert Prutz, Prof. Richter, Max Ring, Riotte, Arnold Ruge, Joh. Scherr, Herman Schmid, Schulze-Delitzsch, Ludwig Steub, Ludwig Storch, Albert Traeger, Temme, Otto Ule, Carl Vogt, Franz Wallner, M. M. von Weber, A. Wilbandt, Max Wirth, den Damen M. von Humbracht, E. Polko etc.


Um unsere Leser und Leserinnen durch eine kundige Hand einzuführen in die hervorragendsten Schöpfungen unserer Dichter und Schriftsteller werden wir von jetzt ab monatlich wiederkehrende Beleuchtungen der neuesten Literaturerscheinungen geben. Es ist uns gelungen, für diese ebenso schwere, als wichtige Aufgabe eine unserer bewährtesten Literaturgrößen zu gewinnen, und schon in einer der nächsten Nummern hoffen wir dem großen Kreis unserer Leser mit Nr. 1 der

Literaturbriefe an eine deutsche Frau
von
Karl Gutzkow

eine vielfach belehrende, anregende und interessante Lectüre zu bieten.

Leipzig, im December 1868. Redaction und Verlagshandlung.     


Geschmackvolle Decken zum Einbinden der Gartenlaube sind durch alle Buchhandlungen auch zum Jahrgang 1868 zu dem billigen Preise von 13 Sgr. zu beziehen. Die Verlagshandlung.     


Mit dieser Nummer zugleich werden Titel und Register des Jahrgangs 1868 ausgegeben.


Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. — Verlag von Ernst Keil in Leipzig. — Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1868). Ernst Keil's Nachfolger, Leipzig 1868, Seite 832. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1868)_832.jpg&oldid=- (Version vom 29.12.2021)