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verschiedene: Die Gartenlaube (1868)

zu erfreuen und den Dank dafür in landesüblicher Scheidemünze hinzunehmen. Was wäre die Leipziger Messe ohne Harfenmädchen und Straßenmusik! Würde sie nicht einem ländlichen Hofe zu vergleichen sein, dem das fröhliche Schnattern der Gänse, das belebende Krähen der Hähne fehlt?

Die Prüfung im Polizeihofe.
Nach der Natur gezeichnet von E. Kirchhoff.

Die Kunst, die Seele des Menschen, den Gesetzen der Schönheit gemäß, durch Töne zu erfreuen, oder vielmehr die Erfindung der Musik als eine Nachahmung der Naturtöne und Thierstimmen, gab schon frühzeitig Veranlassung, die einfache Bitte um ein Almosen mit einer anständigen Hülle zu umkleiden und für die erlangte Gabe einen Gegendienst zu bieten. Hierin liegt wohl auch der Ursprung der fahrenden Musikanten. Dieselben wurden bald eine willkommene Erscheinung und fanden im stolzen Fürstenschlosse wie im schlichten Bürgerhause freundliche Aufnahme. Damals sprach noch das einfache, zur Laute oder Harfe gesungene Lied mächtiger zum Herzen, als dies jetzt das Trompetengeschmetter, Paukengewitter und wilde Chaos unserer modernen Opernmusik auf das musikalische Dilettantenthum zu thun vermögen. Als jedoch mit dem siebenzehnten Jahrhundert die Tonkunst in die bürgerlichen Kreise einzudringen begann, als ein Spinetlein in jeder anständigen Familie ein ebenso nöthiges Erforderniß geworden war, wie jetzt ein eleganter Flügel, da sanken die bisher als gerngesehene

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verschiedene: Die Gartenlaube (1868). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1868, Seite 261. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1868)_261.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2019)