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verschiedene: Die Gartenlaube (1867)


I.

Draußen in luftiger Kühle der zwei breitlaubigen Linden,
Die, von gelblicher Blüthe verschönt, voll Bienengesurres,
Schattend der Mittagsstub’, hinsäuselten über das Moosdach,
Hielt der redliche Pfarrer von Grünau heiter ein Gastmahl,
Seiner Luise zur Lust, hausväterlich prangend im Schlafrock.


II.

Dort an der leitenden Hand des Jünglings hüpfte die Jungfrau
Furchtsam über die Steine, gelegt für die Schritte des Wandrers,
Und wer in trockenen Monden den Richtweg nahm nach dem Kirchhof;
Furchtsam, daß dem Gewande den Saum nicht tränke der Moorsumpf,
Wankte sie hin, vor dem Frosch, der emporsprang, jüngferlich kreischend.


III.

Kaum gesagt, da entflog zu dem binsigen Sumpfe der Knabe,
Fröhliches Laufs, weil jen’, in wallendem Herzen verschüchtert,
Unter das Schattengewölbe sich lagerten dicht aneinander,
Durch gleichgültige Rede beschönigend inneren Aufruhr.


IV.

Hans nun reichte den Schlüssel dem fleißigen Knecht des Verwalters,
Der an des Hofs Eingange die klingende Sens’ auf dem Amboß
Hämmerte, morgen noch mehr des gesegneten Grases zu mähen.


V.

Wer den redlichen Pfarrer von Grünau neulich besucht hat,
Kennt die geräumige Stube, die gastliche, wo man umherschaut
Ueber den Garten zur See. Unlängst ein verrufener Saal noch.


„Luise“ von J. H. Voß.
Illustrations-Proben der „Hausbibliothek deutscher Classiker“.
1. Band.




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verschiedene: Die Gartenlaube (1867). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1867, Seite 573. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1867)_573.jpg&oldid=- (Version vom 19.2.2017)