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verschiedene: Die Gartenlaube (1867)

gurgelndes Geräusch entsteht und der Rauch aus dem Kopfrohre vermöge des Luftdruckes in das Gefäß hinabgedrückt wird. Auf seinem Wege wird derselbe abgekühlt, von unangenehmen Eigenschaften befreit und steigt in den luftleeren oder halbluftleeren Raum, von wo er in den Mund gelangt. Der Wasserbehälter, meist ein ovales Gefäß mit langem Halse, ist wie der Kopf oft schön gearbeitet und besteht entweder aus Glas oder Silber und anderen oft vergoldeten Metallen oder Erdarten und ist oft mit farbigen Blumen verziert, so wie auch geschmackvoll emaillirt; ja diejenigen Kaliân, welche die Fürsten bei großen Audienzen und anderen pomphaften Gelegenheiten gebrauchen, sind oft mit sehr werthvollen Juwelen bedeckt. Man hat verschiedene Arten und mancherlei Namen für sie. In Betreff des Mundrohres unterscheidet man von ihr zwei Arten, nämlich die Desta mit geradem, oft buntem Rohre aus Bambu oder Holz, von 1–1½ Fuß Länge, welche unbequem ist, da sie wegen der Kürze des Rohres in der Hand gehalten werden muß – und die Karnji, welche ein langes, biegsames Rohr wie die Huka hat. Zuweilen besteht der Wasserbehälter aus einem Flaschenkürbis (Kakab der Perser, Hukwa der Chinesen) – wie bei den Persern und Somali – oder aus einer entrindeten und ausgehöhlten Kokusnuß (Nargili hindustanisch, seltener Nardschili, Argili), wie bei den ärmeren Hindu, Arabern und Persern, weshalb diese Pfeife den Namen Nargili trägt. Diese Kokospfeife entspricht der Desta der Perser und Gose der Aegypter, welche die Kaliân oder Karnji „Schischa“ nennen.

In jenem Theile Arabiens, welchen Burton kennen lernte, ruht die Schischa gewöhnlich auf einem Dreifuße; anderwärts aber stellt man sie auf ein breites Gefäß, damit Asche und Kohlen den Teppich nicht besudeln. Selten raucht man lange aus derselben, denn das Wasser wird bald stinkend und brechenerregend, weßhalb es gewöhnlich nach dem jedesmaligen Gebrauche erneuert wird. Auch ist zu bemerken, daß man bei dem Gebrauche den Rauch tief in die Lunge einathmet und daß Raucher, welche an diese Art Pfeife nicht gewöhnt sind, Husten bekommen, wie man überhaupt dem Gebrauche derselben (zumal wenn man Hanf oder Hanftabak in ihr raucht) Lungen- und Leberleiden zuschreibt.

Fig. 2. Huka, die indische Wasserpfeife.

Der Tabak, welcher in der Wasserpfeife geraucht wird, eignet sich nicht für die Tschibuk, das heißt die gewöhnliche Pfeife, denn er schmeckt darin sehr schlecht, wie andererseits der beste Tschibuktabak seinen Werth in der Kalian verliert. Persien und Hindustan erzeugen viel Tombak oder Tombeki – wie vorzugsweise der Wasserpfeifentabak im Gegensatz zum Tüttün, das heißt Tschibuktabak, genannt wird – und ihr Erzeugniß wird in großer Menge nach Syrien, Arabien und Ostafrika versandt. Ehe man ihn raucht, wird er vorschriftsmäßig zubereitet, indem man ihn (oft mehrmals) mit einem Stücke nassen Linnens und dergleichen wäscht und in noch feuchtem Zustande in den Kopf thut, worauf man etwas trockenen Tabak darüber streut. Zuweilen bildet man eine Paste aus Tabak mit Rosenwasser und grobem braunem Zucker und formt dieselbe zu Kugeln oder einem Klumpen, auf welchen man mehrere glimmende Kohlen legt, welche wie bei dem Opiumrauchen, so lange man raucht, nicht entfernt werden. Die ärmere Classe, für welche guter Tombak zu theuer ist, bedient sich in Syrien gemeinen Tabaks, welcher die Stärke und andere Eigenschaften besitzt, die der Kaliantabak verlangt. Denselben befeuchten sie entweder mit Dips und Wasser oder mit einem Aufguß von Rosinen, wobei sie zuweilen Haschisch und Schiera (Hanfpräparate) fügen, welche den Rauch berauschend machen. Es giebt Leute, welche in den Straßen der größeren Ortschaften Arabiens, Syriens etc. herumgehen, die Kaffeehäuser mit den so gefüllten Pfeifen besuchen und die Rauchlustigen gegen eine Kleinigkeit einige Züge daraus thun lassen.

Die Kalian hat den Vorzug, daß man sie auf der Reise während des Reitens ununterbrochen rauchen kann, und zu diesem Zwecke werden Vornehme von einem Diener begleitet, welcher dieselbe, zu Fuße oder zu Pferde, trägt. Ker Porter gab 1821 die Beschreibung eines solchen Zuges, welcher an die Darstellung gewisser Reitergestalten in den Ruinen zu Nakschi Rustan erinnert; er schreibt: „In dem fürstlichen Zuge waren auch Peschkidmats (d. h. Diener, denen die Sorge für das Rauchgeräth obliegt), welche an und für sich nebst ihren Pferden und Geräthschaften eine hervortretende Figur in der bunten Cavalcade spielten. An jeder Seite des Sattels hing ein Paar cylindrischer Lederbehälter, wovon der eine die Kalian nebst Zubehör enthielt, während an der anderen Seite des Thieres an einer Kette, welche bis an den Bauch reichte, ein eiserner Topf voll glimmender Kohlen und ihm gegenüber eine große lederne Flasche mit Wasser hing, da dieses nebst Feuer bei dem Gebrauch der Kalian unentbehrlich ist.“ Die Reise-Schischa, welche in Arabien gebraucht wird, ist nach Burton ein in zwei Abtheilungen geschiedener Zinnkanister, dessen untere Hälfte für das Wasser, dessen obere für den Tabak bestimmt ist. Der Deckel ist durchlöchert, um das Feuer zu nähren, und eine kurze Hukaschlange ragt an der einen Seite hervor. Sie hängt in einem Lederbeutel am Sattel, wie man es an den Bildern der genannten Ruinen bemerkt.

Fig. 3. Chinesische Wasserpfeife.     Fig. 4. Afrikanische Basutopfeife.

Es kann kein Zweifel bleiben, daß die Wasserpfeife vor 1492 in Gebrauch war; auch ist nicht zu übersehen, daß die Wasserpfeife für eine Art Tabak bestimmt ist, welcher, in Europa und Amerika unbekannt, nur in gewissen Gegenden, zumal den genannten, erzeugt wird. Von diesen beziehen die Ostafrikaner, welche Ueberfluß an anderem Tabak haben, aber an den Genuß der Wasserpfeife gewöhnt sind, ihren Bedarf an Tombeki aus Hindustan. Wenn nun nicht bestritten werden kann, daß die Wasserpfeife sehr lange in Gebrauch ist, so könnte man doch behaupten, daß ehedem nur Hanf oder Stechapfel darin geraucht worden sei; allein auch dies ist höchst unwahrscheinlich, da heutigen Tages sämmtliche Völker Tabak in ihr rauchen, der Hanfraucher den Tabak seinem Hanfe gegenüber höchst unwirksam findet, er mithin unter keiner Bedingung den ersteren dem Hanfe vorziehen würde, endlich da der Tabak vor 1492 in Asien bekannt war, wie ich in meiner bereits erwähnten Schrift nachweise.

Die Huka oder die indische Wasserpfeife (Fig. 2.) ist ein schweres Geräth, dessen Wasserbehälter gewöhnlich aus schön verziertem oder vergoldetem Glase, oder edlen Metallen, geschmackvoll emaillirt, besteht. Der Kopf für den Tabak ist meist aus Gold oder Silber verfertigt und oft mit Edelsteinen geschmückt; das Mundrohr, aus Leder bestehend, hat 15–39 Fuß Länge und ist mit Sammet und dergleichen und mit Gold- oder Silberfäden durchwirkt. – Die chinesische Wasserpfeife, meist aus Messing fabricirt, aus welcher haarfein geschnittener Tabak geraucht wird, ist Fig. 3. dargestellt.

Fig. 5. Hügel-Damarapfeife.

Die afrikanische Wasserpfeife ist entweder eine Basutopfeife (Fig. 4), oder eine Hakuïnpfeife (Fig. 5). Erstere ist dem Werke von E. Casalis entnommen, welcher dreiundzwanzig Jahre als Missionär im südlichen











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