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verschiedene: Die Gartenlaube (1866)

an und gar zu Grunde! Ich wette, daß der Kaiser selbst ein Huhn aus dem Mans nicht von einem Huhn aus der Bresse unterscheiden kann!“ (Zwei feine Hühnerarten, die den Gourmands wohl bekannt sind.) Nach aufgehobener Tafel bleibt der Kaiser in der Regel noch eine Zeit lang mit seiner Familie und mit seiner Umgebung zusammen. Der Kaffee wird servirt und es werden häufig Gesellschaftsspiele gespielt; alle Kartenspiele aber sind in den Tuilerien streng verpönt. Oft beschäftigen sich Ihre Majestäten auch mit sehr ernsten und wichtigen Tagesfragen. Da ist z. B. eine Idee, die jetzt dem Kaiser viel Kopfzerbrechens macht, er möchte gern in Paris zweckmäßige, gesunde und billige Arbeiterwohnungen schaffen. Bei der jetzt hier herrschenden ganz unglaublichen Höhe der Miethzinsen wäre dies ein sehr großer Vortheil für die arbeitenden Classen; es sind auch bereits in diesem Sinne schon alle möglichen Versuche angestellt worden, die aber noch immer kein günstiges Resultat herbeigeführt haben. Der Kaiser hat nun kleine Holzblöcke, Pappstücke etc. anfertigen lassen und construirt daraus mit eigenen Händen Modelle zu Arbeiterwohnungen, wie er sich dieselben am zweckmäßigsten und angemessensten vorstellt; die Kaiserin hilft ihm bei diesen Bauten im Kleinen, die Umgebungen geben auch ihr Wort dazu; die Pläne werden discutirt, es werden Aenderungen, praktisch erscheinende Verbesserungen angedeutet etc. und bei der großen Weltausstellung, die bekanntlich im nächsten Jahre hier in Paris stattfinden soll, wird der Kaiser selbst unter der Zahl der Aussteller figuriren, da er sehr ernstlich entschlossen ist, die von ihm entworfenen Modelle für Arbeiterwohnungen der öffentlichen Begutachtung vorzulegen. Mit derartigen anerkennenswerthen und segensreichen Beschäftigungen beschließt der Kaiser in gewöhnlichen Zeiten sein Tagwerk; gegen zehn Uhr zieht er sich wieder in sein Cabinet zurück, verbringt daselbst noch eine kurze Zeit lesend oder schreibend, bis zum Augenblick, wo er sich zur Ruhe begiebt, was in der Regel pünktlich um elf Uhr geschieht, da er dem guten alten Grundsatze huldigt, daß der Schlaf vor Mitternacht der beste sei.




Die Pflege der Verwundeten. Von der großartigen Organisation, der kolossalen Ausdehnung des Sanitätswesens im letzten amerikanischen Kriege kann man sich in der Entfernung erst eine deutliche Vorstellung machen, wenn man das soeben (bei Gustav Weise in Stuttgart) über diesen Gegenstand erschienene in jeder Beziehung ausgezeichnete Werk eines hochgestellten russischen Arztes, des Generalinspectors des Sanitätswesens der russischen Marine Dr. H. v. Haurowitz gelesen hat, der vom Kaiser im Jahre 1865 nach Amerika gesandt wurde, um dort sechs Monate hindurch die betreffenden Einrichtungen und Anstalten einem gründlichen Studium zu unterwerfen. Nöthigen uns die überreiche Fülle und treffliche Zweckmäßigkeit derselben schon ein Gefühl der Verwunderung ab, so steigt unser Erstaunen, wenn wir hören, daß von allen diesen so imponirenden Schöpfungen der Humanität und des wissenschaftlichen und technischen Erfindungsgeistes vor dem Kriege so viel wie gar nichts vorhanden war, daß sie also erst mitten in den gewaltigen Stürmen und Erschütterungen eines Staates geschaffen wurden, dessen Volk sich selber seine Schritte dictirt und die mit denselben verbundenen Opfer auferlegt. Während die reguläre Armee der Union vor dem Ausbruche des Krieges kein einziges großes Militärhospital besaß, sind in einem amtlichen Berichte vom Jahre 1864, die große Menge der Feldlazarethe, Kranken-Depots und Ambulanz-Stationen abgerechnet, allein 207 solcher Hospitäler mit 125,533 Betten aufgeführt, von denen 91,525 belegt und 34,008 vacant waren. Dr. v. Haurowitz hat verschiedene dieser bewunderungswürdigen Musteranstalten besucht und denselben eine ebenso ausführliche wie gründliche Schilderung gewidmet. Wie großartig, ja luxuriös diese Einrichtungen zur Krankenpflege sind, ersieht man schon aus einzelnen nebensächlichen Einzelnheiten. So hat z. B. das Lincoln-Hospital in Washington seine eigene Druckerei, in der alle Befehle, Reglements und Anzeigen gedruckt werden, so wie alle Blanquets für die vielen Rapporte und Rechnungsberichte, die alsdann nur ausgefüllt zu werden brauchen. Ein bei dem Hospitale eigens angestellter Photograph beschäftigt sich mit der Aufnahme besonders interessanter chirurgischer Fälle. Ein eigenes Postbureau besorgt den Briefwechsel der Kranken, der sich oft auf viele Tausend Briefe monatlich beläuft. Das Hospital hat seine eigene sechszehn Mann starke Musikbande, die bei schönem Wetter zur Unterhaltung der Kranken täglich von vier bis sechs Uhr Nachmittags heitere Musikstücke ausführt.

In einem anderen Hospital in Washington, in welchem 1400 Betten und von diesen 1120 belegt waren, war im bedeckten Corridor, der von der Küche um das Ganze läuft, eine Eisenbahn angebracht, auf der kleine Wagen die Speisen zu den Krankenpavillons führten. Jeder von diesen kleinen Wagen hatte einen doppelten Boden, in dem eine Spirituslampe brannte, um die Speisen warm zu erhalten. Mit der Ausnahme, daß bei einigen heißes Wasser statt der Spirituslampe gebraucht wird, findet sich diese Einrichtung bei allen Generalhospitälern; sie trägt wesentlich zur Ordnung und Reinlichkeit bei und bringt zugleich eine große Ersparniß an Leuten mit sich, indem nur ein Mann zum Fortschieben mehrerer Wagen erforderlich ist. Das Abfahren von der Küche, sowie das Zurückbringen des leeren Geschirres geschieht auf ein bestimmtes Signal, wodurch die Speisezeit streng eingehalten und Unordnung und Unreinlichkeit vermieden wird. – Noch interessanter ist, daß in der Druckerei des Mowet-Hospitals bei Philadelphia, dessen Aufbau und innere Einrichtung 223,000 Dollars gekostet hat, bei dem 1695 Beamte und Diener angestellt sind und das durch den Verkauf der Küchenabfälle monatlich 900 Dollars einnimmt, ein eigenes Wochenjournal gedruckt wird, welches der Geistliche redigirt und den Kranken unentgeltlich zustellen läßt. Einzelne Kranke betheiligen sich an der Ausgabe durch kleine Aufsätze über ihre Erlebnisse im Kriege, oft auch durch kleine poetische Erzeugnisse.




Die Mecklenburger in Leipzig. Leipzig, die Wahlstatt so mancher großen Kämpfe, hat diesmal abseits gelegen vom großen Kriegstheater; außer einer verhältnißmäßig geringen preußischen Besatzung und den Durchmärschen einzelner Abtheilungen des preußischen Heeres hat es vom hochbewegten militärischen Leben der letzten Monate wenig gesehen, wenn ihm auch in seinen Lazarethen die Kehrseite des Schlachtenruhmes schmerzlichst genug nahe gebracht worden ist. Unter jenen Truppendurchzügen aber haben vor allen die Durchmärsche des zu dem jetzt in Baiern operirenden zweiten preußischen Reservecorps gehörenden mecklenburgischen Contingents die Aufmerksamkeit des Publicums auf sich gelenkt. Meist hochgewachsene, kräftige Männer, nahmen sich diese Truppen überaus stattlich aus. Ganz besonders erregten die Cavalerie und Artillerie mit ihren vortrefflichen Pferden und ihrer ausgezeichneten Bespannung und Ausrüstung die allgemeine Bewunderung. Bekanntlich hat der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin in Person den Befehl des erwähnten Corps übernommen, trotzdem ein Theil der Mecklenburger Ritterschaft, die, österreichisch gesinnt, durch eine Verbindung mit Preußen ihre junkerlichen Prärogative bedroht sieht, sich nicht scheute, ihn um Niederlegung des Commandos anzugehen, das mit der Stellung eines souveränen Fürsten unvereinbar sei.




Kleiner Briefkasten.


J. D. in L. Friedrich Gerstäcker wohnt nicht mehr in Gotha; er ist in diesen Tagen nach Dresden übergesiedelt.

G. B…r in B…n. Ein Feuilleton von politischen und literarischen Neuigkeiten, wie Sie es wünschen, kann die Gartenlaube, welche, wie schon öfters erwähnt, für jede ihrer einzelnen Nummern immer die Zeit von drei Wochen zur Herstellung in Anspruch nimmt, nicht geben; alle dergleichen Neuigkeiten würden ja immer total veralten. Dagegen finden Sie ein sehr mannigfaltiges und reichhaltiges politisch-literarisches Feuilleton in den ursprünglich als Beiblatt zur Gartenlaube gegründeten „Deutschen Blättern“, die jetzt von dem bewährten Journalisten Dr. Albert Fränkel redigirt werden.




Für die Verwundeten und Hinterlassenen der Gefallenen


gingen wieder ein: Gemeinde Lichte bei Wallendorf, durch den Ortsvorstand J. Schmidt 50 Thlr., nebst einem Packet Charpie und Verbandzeug. – Eine Frau aus Asch in Böhmen durch Otto Strauß in Chemnitz 5 Thlr. – Cäcilie und Marie 3 Thlr. 10 Ngr. – W. Streubel in Wolkenburg 1 Thlr. – Frau Oberpost-Räthin Paulsen in Schleswig 5 Thlr. – Familie D. in A. 3 Thlr. – Ertrag eines Concerts zum Besten verwundeter Krieger vom Gesangverein Lichte durch Lehrer Lapp 17 Thlr. 10 Ngr. – A. F. in Saalfeld 2 Thlr. – Sparcasse meines kleinen verstorbenen Lieblings Helene 7 Thlr. 10 Ngr. – Von den Arbeitern der Cigarrenfabrik von Päßler u. Sohn in Freiberg 2 Thlr. 18 Ngr. – C. R. und C. M. in Zschopau 2 Thlr. – Eine Gesellschaft aus Meura durch O. R. R. Jahn 8 Thlr. – Von einem Holsteiner 2 Thlr. – Schneider in Pomßen 3 Thlr. – Aus der Sparbüchse der dreijährigen A. aus R. 2 Thlr. – H. S. in Gotha 3 Thlr. – Ort und Turnverein Hauscha mit dem Wunsche, daß aus der jetzigen blutigen Saat ein einiges starkes Deutschland entstehen möge, 30 Thlr. 2 Ngr. – Kegel-Verein Dampfer in Freiberg 5 Thlr. – L. S. 4 Thlr. – Ertrag einer Sammlung unter deutschen Schweizern in Chur durch L. J. Mandel 40 Thlr. – W. G. in Meißen 2 Thlr. – Mathilde V. in Leipzig 4 Thlr. und zwei Packete Verbandszeug. – Aus Frankfurt am Main mit dem Motto: „Im Glück ist Mäßigung, im Unglück Geistesstärke die größte Tugend,“ 4 Thlr., nebst Verbandzeug. – Frauenverein in Rbg. 10 Thlr., nebst Verbandzeug. – Chemnitz: Aus einer Mädchenhand, die sich die Gabe erst verdienen mußte, 2 Thlr. – R. A., L. A. und E. A. in Pirna 10 Thlr. – Ungenannter aus Rudolstadt 1 Thlr. – Aus Wunstorf: Dr. G. 1 Thlr. – F. L. 1 Thlr. – L. L. 4 Thlr. – Aus Sayda: Gz. 5 Thlr., P. G. 1 Thlr., B. G. 1 Thlr, O. G. 15 Sgr. – Aus der Sparcasse eines jungen Mädchens in Coburg 3 Thlr. – L. und A. in Neustadt. 1 Thlr. – W. S. in Hildburghausen 12 Thlr. – E. S. in Chemnitz 3 Thlr. – Eine ursprünglich zu einer Vergnügungsreise bestimmt gewesene Scat-Casse von 6 Thlr. 6½ Ngr. und die Strafcasse der „Eisenhütte“ in Erla 1 Thlr. 8 Ngr. 1 Pfg. – Wilhelmine B. in St. Petersburg „für brave Preußen“ 75 Thlr. – E. Marlitt in A. 3 Thlr. – Emilie in Eibenstock 1 Thlr. – Dr. R. in Rdbg. 8 Thlr. – Eine Abonnentin in Plauen 2 Thlr. und Charpie. – Alb. Traeger 5 Thlr. – Agnes in Pirna 2 Thlr. – F. L. T. in Plauen 10 Thlr. – Eine fröhliche Abendgesellschaft in Eisenach 4 Thlr. – Aus Gotha 1 Thlr. – J. W. R. in Runkel 3 Thlr. – B. Günther 2 Thlr. – Glückliches Wiedersehen 1 Thlr. – Rauch-Club Concordia in Neustadt a. O. 5 Thlr. – Zweite Mädchenclasse der zweiten Bürgerschule in Plauen 2 Thlr. – Lesekränzchen in K. und L. 2 Thlr. – E. Wt. nebst Schwiegermutter in Donaueschingen 20 Gulden – E. Götze nebst Kindern in Neustadt a. O. 8 Thlr. Herzlichen Dank für die liebenswürdige Theilnahme und Fräulein A. zugleich die Mittheilung, daß schon in den nächsten Nummern eine neue Erzählung von L. Schücking beginnen wird. – Personal der Schriftgießerei von Rühl in Reudnitz 2 Thlr. 15 Ngr. – Ausland, ohne weitere Bezeichnung: eine goldene Halskette. – Winckler u. Comp. in Buchholz: Sendung Charpie und Verbandzeug. – G. und M. in Zwickau: Sendung Verbandzeug. – Bertha Klauflügel: Charpie – Postzeichen Buttstedt: Ein Paar goldene Ohrringe. – Charl. Lämmerhirt-Rückoltt in Weimar: Sendung Verbandzeug. – Aus Bautzen: Goldene Brosche und Ohrglocken. – Hilde M. in N.: Ein Paar Ohrglocken und ein Ring. – C. B. in Freiberg 1 Thlr. – Emma T. in Dresden 1 Thlr., die Hälfte meines monatlichen Lohnes. Ja, Gott segne diese Gabe, aber Gott erhalte uns auch Mädchenherzen mit dieser seltenen Opferfreudigkeit!

Außerdem sind für den „Strauß des armen Blumenmädchens“ Gebote eingegangen: Aus Stavenhagen 1 Thlr. – von E. S. aus Bremen 1½ Thlr. – von Frau E. S. in Dresden 3 Thlr. – von W. H. in Leipzig 5 Thlr. – von H. in Meuselwitz 5 Thlr. – von Sch. in Braunschweig 5 Thlr. – Der Versteigerungstermin bleibt noch bis Ende nächster Woche offen.

Die Redaction.



Verantwortlicher Redacteur Ernst Keil in Leipzig. – Verlag von Ernst Keil in Leipzig. – Druck von Alexander Wiede in Leipzig.
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verschiedene: Die Gartenlaube (1866). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1866, Seite 520. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1866)_520.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)