Seite:Die Gartenlaube (1866) 437.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
verschiedene: Die Gartenlaube (1866)

Die Akademie für Forst- und Landwirthschaft in Tharand.

glühend rings auf Berg und Feld ruht und Baum und Strauch verdorren macht, daß die Blätter trübselig herabhangen, welch tiefen, kühlen Schatten bieten deine altergrauen und doch immer kräftig frischen Buchen; und zieht der fruchtreiche Herbst herauf, wie flammen deine Höhen und Waldabhänge in rothem und gelbem Feuer!

Da, wo drei waldreiche, bachdurchrieselte Thäler sich zu einem einzigen vereinigen, ziehen sich die Berge entlang eine Anzahl Häuser, welche von arbeitsamen Gewerbsleuten (meist Schuhmachern, Gerbern und Tischlern) bewohnt werden. Das ist das Städtchen „Tharand“, ehedem und zuweilen noch heut „Granaten“ genannt. Es ist Abend. Vom hochgelegenen Kirchlein tönt die Glocke friedvoll über das Thal. Sinnend schaut der Wanderer über die reiche Waldespracht hinauf nach der im Abendroth glühenden, moos- und epheuumwucherten Ruine des einstigen Schlosses von Tharand. Die Phantasie eines Matthisson könnte diesen Zeugen einer verklungenen Zeit nicht malerischer hinzaubern. Wie ein Gedicht schauen diese zusammengebrochenen und in junges Frühlingsgrün gekleideten Hallen hernieder auf das Geschlecht der Gegenwart.

Noch am Anfange des fünfzehnten Jahrhunderts war dieses Schloß bewohnt. Die Ahnfrau des dermaligen sächsischen Königsgeschlechts,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1866). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1866, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1866)_437.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)