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verschiedene: Die Gartenlaube (1866)

weiße, zarte und weiche Haut, schöne Nägel. Eine richtige Pflege der Hand verlangt: daß auf sie weder eine große Kälte, noch große Hitze und die Sonnenstrahlen einwirken; daß sie weder mit zu kaltem, noch zu warmem und hartem Wasser und mit zu reizender Seife (wohl aber mit Mandel- oder Haselnußkleie in Regen-, Fluß- oder Schneewasser) gewaschen werde; daß sie nach dem Waschen tüchtig abgetrocknet und nicht unmittelbar nach dem Waschen dem Einfluß der frischen Luft ausgesetzt werde; daß man sie öfters mit Fett (Mandelöl, frischem ausgelassenem Rindstalg, Glycerin, Coldcream, Spermaceti) oder rohem Eidotter einreibt und dann (des Nachts) in Handschuhe von weichem Leder steckt. Kastanienmehl (durch das Trocknen, Zerstoßen und Durchsieben geschälter wilder Kastanien erhalten), in Wasser durch Schütteln aufgelöst, soll der Haut der Hände einen bewundernswerthen Lustre verschaffen. (?) Erbällte Hände wasche man schon vor Eintritt der Kälte öfters mit spirituösen Wässern oder mit Ammoniak, reibe sie gleich danach tüchtig mit Fettem ein und stecke sie in weichlederne Handschuhe. Schuppige, rauhe, unebene, schwielige Stellen sind erst mit Spiritus zu waschen, dann mit Bimsstein behutsam abzureiben und schließlich tüchtig einzufetten und zu behandschuhen; auch öfteres Baden in Regenwasser, in dem man Weizenkleie hat aufwallen lassen, ist sehr dienlich. – Beim starken Schwitzen der Hand muß diese oft mit lauwarmem Wasser gewaschen, gehörig abgetrocknet und mit trockenem, feingepulvertem Kastanien-, Mandel- oder Veilchenwurzelmehl abgerieben werden. – Die Nägel, die durchaus nicht übermäßig lang, nicht die Fingerspitzen überragend, zu tragen sind, weil’s ganz unästhetisch ist und an eine Klaue erinnert, müssen stets mit einer recht scharfen Scheere schön rund, also besonders in den Seitenecken, abgeschnitten und unter den Rändern sorgfältig gereinigt werden. Die Nagelfeile ist nicht zu empfehlen. Um dem Nagel eine gefällige, mandelförmige und gewölbte Gestalt zu geben, drücke man die Fingerspitze von beiden Seiten her täglich mehrmals zusammen. Das Häutchen über der Nagelwurzel muß nach dem jedesmaligen Waschen mit dem Handtuche und Daumennagel zurückgeschoben oder, sitzt es zu fest auf, mit einem Messerchen abgehoben und abgeschnitten werden. Blinde, geriefte und höckerige Nägel schabe man mittels eines Stückchen Glases an den dickern Stellen täglich zweimal ab, bedecke sie dann mit einer Wachsplatte und frottire sie öfters mit Fettigem. Ueberhaupt läßt sich den Nägeln ein schöner Glanz geben, wenn sie täglich mit der Nagelbürste und etwas Seife gebürstet und Abends mit reinem Fette tüchtig eingerieben werden. Die sogen. Nietnägel (Abtrennungen kleiner Hautpartikelchen neben dem Nagel) sind ja nicht loszureißen, sondern so dicht als möglich an der Haut mit einer scharfen Scheere abzuschneiden.

Ein schöner Fuß gehört zu den Reizen, welche nur äußerst selten beim weiblichen Geschlechte zu finden sind und zwar deshalb, weil den Füßen in der ersten Jugend zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird. Zu enges und kurzes Schuhwerk kann aber niemals die Form des Fußes verschönern, sondern wird dieselbe im Gegentheil durch Bildung von Hühneraugen, Schwielen und Frostballen verschlechtern und zugleich auch auf den Gang, die Statur und Haltung des ganzen Körpers schlechten Einfluß ausüben. Die Schuhe müssen durchaus einbällig sein und genau passen, ohne den Fuß in irgend einer Weise zu geniren. Stiefelchen, die um die Knöchel herum gut sitzen, geben dem mit weißem Strumpfe bekleideten, hübsch auswärts und gerade aufgesetzten Fuße das netteste Ansehen. – Uebrigens sind die Füße durch öfteres warmes Baden und tägliches Abreiben mit einem feuchten Tuche vor dem Schlafengehen rein zu halten; allzu große Trockenheit und Sprödigkeit ist aber durch Fetteinreibungen zu mildern. Die Zehennägel sind auf ähnliche Weise, wenn auch nicht gar so sorgfältig, wie die Nägel der Finger, zu pflegen.

Strumpfbänder müssen stets über dem Knie befestigt werden, denn wenn sie tief unten und fest angelegt werden, schaden sie nicht nur der schönen Form der Wade, sondern stören auch den Blut- und Lymphlauf im Beine.

Von den geehrten Leserinnen meiner Aufsätze über weibliche Schönheit erbitte ich mir nun schließlich noch die Verzeihung wegen einiger kleinen Anzüglichkeiten und hoffe dieselbe in Betracht der vielen brauchbaren Winke, die ich im Interesse ihrer Schönheit gab, auch zu erhalten.

Bock.




Am Grabe eines braven Mannes.


Es ist Pfingstmorgen. Mild strahlt die schönste Maiensonne vom blauen Himmel hernieder und gießt ihr flüssiges Gold über das sprossende, schwellende Grün, in welchem Millionen Thautropfen funkeln. Ich habe alle Fenster weit geöffnet und herein dringt der Duft von tausend und abertausend Blüthen und Blumen, den ein lindes Lüftchen aus den Parks und Gärten jenseit der Genfer Vorstadt Eaux-Vives herüberträgt. Vor mir liegt die herrlichste Landschaft der Welt: links der blaue Spiegel des Leman, darüber sich erhebend die Rebenhügel von Cologny, weiter die waldigen Höhen des Voirons, rechts die schroffen Felsenwände des Salève, wie eine von Riesenhänden aufgeführte Mauer zum Himmel emporsteigend. Dort in gerader Richtung breitet sich die erhabene Alpenwelt Savoyens aus bis zu den Eisfeldern und Zacken der Montblanckette hin. Auch manche der näheren Berge, der Môle und die Höhen am Eingang des Sixterthals, sind noch in die winterliche Schneedecke gehüllt; aber es muß auch dort Frühling werden, und bald werden duftende Kräuter und Blumen jene Berghalden in üppige Weideplätze verwandeln, von denen das melodische Glockengeläute grasender Heerden dem Wanderer entgegentönt. Tiefer Frieden liegt über der erhabenen Landschaft, nur wie das Murmeln ferner Meereswellen dringt bis in diese großartige Natur das wilde Waffengeräusch, welches in diesem Augenblick die Welt drohend durchtobt. Von St. Peter und allen Kirchen der Stadt tönen die Festglocken, die fromme Menge eilt zu den Gotteshäusern – wer kann sich der feierlichen Stimmung entziehen?

Auch wir folgen ihr und wollen sie der Gedächtnißfeier eines Mannes weihen, den sie vor wenigen Tagen zu Grabe trugen an den blühenden Ufern des Genfer Sees, fern von feiner Heimath, aber im geheiligten Boden der Freiheit, eines Mannes, in dessen Herzen die Gottesidee der Freiheit und Humanität ihren geweihten Altar aufgeschlagen hatte. Eines Mannes wollen wir gedenken, dessen Bild von dem wirren, wüsten Treiben der Gegenwart sich abhebt wie eine erhabene Heldengestalt des Alterthums, eines Mannes, an dessen Namen sich einst die Flüchtlingshoffnungen einer Nation knüpften und dessen sich eine bessere Zukunft erinnern wird, erinnern muß, wenn sie gerecht sein will gegen ihre uneigennützigsten, lautersten, edelsten Verkündiger. Zu einer solchen Gedächtnißfeier aber ist des Domes „ehrwürdige Nacht“ zu eng: diese weite, blühende, verheißende Natur ist der rechte Tempel.

Es ist Ferdinand Flocon, von dem ich spreche, einer der edelsten Söhne Frankreichs, welchen das Vaterland in der Verbannung hinsterben ließ.

Als ich am 5. Mai Jules Barni, den berühmten Uebersetzer und Erläuterer unsers großen Gedankenrevolutionärs Kant, in seiner Wohnung am Quai du Montblanc zu Genf besuchte, um ihn um einige biographische Notizen und Mittheilungen über seinen persönlichen Verkehr mit seinem verstorbenen Freunde Charras zu bitten, fand ich den gemüthvollen Philosophen in schmerzlichster Bewegung und mit Thränen in den Augen. „Sie kommen, um mit mir über den Obersten Charras zu sprechen,“ sagte er, „und in diesem Augenblicke haben wir noch einen zweiten edeln Todten zu beweinen; da lesen Sie!“ Und damit reichte er mir ein eben angelangtes Telegramm, welches das an diesem Morgen in Lausanne erfolgte Hinscheiden seines Freundes Flocon meldete.

Zwei Tage später sammelte sich vor einem bescheidenen Landhaus dicht bei der waadtländischen Hauptstadt, welches den bezeichnenden Namen Persévérance führt, eine stille Schaar ernster Männer; mehr als fünfzehnhundert waren hier, welche die sterbliche Hülle des berühmten Verbannten, der dort gewohnt hatte, zu ihrer letzten, ewigen Ruhestätte auf dem Friedhofe de la Pontaise

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