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verschiedene: Die Gartenlaube (1864)

zum Geschenke gemacht worden, als er während der französischen Occupation Gouverneur der Stadt war.

In Deutschland.

In Irland.

In Wien hat sich das Pfeifenrauchen noch etwas mehr erhalten. Es giebt auch nirgends schöner geschnittene und kostbarer verzierte Pfeifenköpfe, als hier. Der Wiener „Meerschaum“ ist ein Wort, das in die Sprachen aller rauchenden Völker übergegangen ist. Die kostbarsten Pfeifen aber sind diejenigen des Ostens, welche unter dem Namen von „Narghilé“ und „Tschibuk“ gehen. Kostbare Steine, Gold und Silber werden als Einlage derselben verschwendet. Ein eigener Diener ist nothwendig, um sie in Brand zu halten, und Stunden sind erforderlich, bis solch ein Ding ausgeraucht ist. – Er bedarf der Ruhe, der äußern sowohl wie der innern, um eine Pfeife zu rauchen, und darum wird mit dem Fortschritte der Zeit, der Eisenbahn und der Dampfmaschine die Cigarre immer mehr Terrain erobern. Ueberall, wo rasch gelebt und viel gearbeitet wird, in den großen Städten, den Metropolen des Handels und Verkehrs, hat die Cigarre ihren Triumph gefeiert, und nur noch auf dem Lande, bei den Leuten von „Ehedem“ und den Völkern, die hinter der Zeit zurückgeblieben, vermag die Pfeife in Geltung zu bleiben, d. h. die lange Pfeife. Mit der kurzen Pfeife ist es etwas Anderes. Diese, nicht größer, als daß man sie bequem in die Westentasche stecken könnte, hat sich in England erhalten.

Im Orient.

Im Süden.

Dort raucht der Arbeiter, der Handwerker, der Soldat, der Citymann, der Künstler und Gelehrte seine kleine schwarze „clay pipe“ und stopft sie mit dem stärksten schwarzen Tennessee-Tabak, entweder „Shag“ oder „bird’s eye“ Daß es nur ja Keinem von uns einfalle, dieses Kraut zu versuchen, welches mich an den miserabelsten Tag meines Lebens erinnert. Das war im schottischen Hochland, an der wilden Meeresküste von Ben Cruachan, in einem elenden Fischerdorfe, wo es Westwinde, Seegeruch, Tang und Möven genug gab, aber keine Cigarren. Mein Vorrath davon war erschöpft. Ich war „abgebrannt“, wie man zu sagen pflegt. Zu welchem Entschlusse treibt uns die Noth nicht! Einen schlimmeren aber habe ich nie gefaßt, als in jener Stunde, wo ich mir ein Thonpfeifchen kaufte, dasselbe mit „Shag“ füllte und mich damit auf ein umgestürztes Boot setzte. Heran donnerte die Brandung des Meeres, das um Jona und die Fingalshöhle rollt; vor mir standen in ossianischem Nebel die Berge von Mull und Kerera, und rings versammelten sich die Kinder, die Schweine, die Schafe, die Gänse und Enten des kleinen Dorfes, – eine barmherzige Gesellschaft, mit kummervollen Mienen und aufrichtigem Jammer in den Blicken. Denn ach! – was ich empfand, was ich litt bei dieser unvergeßlichen Pfeife: „das, o Muse, verbeut dem Dichter zu singen.“

Eine weitere Eigenthümlichkeit dieses Tabaks, welcher – nach unsern Begriffen – weder aussieht wie Tabak, noch schmeckt wie Tabak, besteht darin, daß er, um selbst den Engländern genießbar zu sein, angefeuchtet werden muß, während die Tugend unseres

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verschiedene: Die Gartenlaube (1864). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1864, Seite 524. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1864)_524.jpg&oldid=- (Version vom 20.8.2021)