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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein.



„Aber haben Sie denn nicht Gelegenheit, Ihren Hof durch einen Agenten in Hamburg zum Verkauf zu stellen?“

Der Hofbesitzer seufzte. „Wer die Verhältnisse hier kennt,“ sagte er, „kauft hier wahrhaftig nicht. Recht und Gesetz haben hier seit Jahren gänzlich aufgehört. Niemand ist seines Eigenthums sicher. Und dann die unaufhörlichen Plackereien. – – Sehen Sie, ich habe zwei kleine Hypotheken auf meinem Hofe. Sie stehen innerhalb des ersten Viertels des Feuercassenwerths. Vor einem Jahre ist mir, durch eine Intrigue unsers Pastors veranlaßt, die erste Hypothek gekündigt. Ich mußte mir die Summe, welche nach einem halben Jahre gezahlt werden mußte, von einem Freunde leihen, um sie zurückbezahlen zu können. Glauben Sie, daß ich die Hypothek wieder beschaffen kann? Unmöglich. Niemand will sein Geld auf Grundstücke leihen. Ich bin gezwungen gewesen, mir von Monat zu Monat die Summe von Freunden nacheinander zu leihen. Nun, zum November habe ich Aussicht, mir die Hypothek zu beschaffen. Ja, wäre ich dänisch gesinnt, in Flensburg würde mir von den Dänen das Geld zehnmal vorgeschossen; aber so – man brächte meinen Hof zu gern zum öffentlichen Verkauf. Aber ich bin zähe, zäher als diese verdammten Inseldänen, ich weiche nicht.“

„Sagen Sie, ist das wahr, daß die Einwohner hier, als die Dänen das Land wieder besetzt hatten, so brutal behandelt worden sind? Hat man wirklich in Angeln die Bauern gezwungen, vor den dänischen Soldaten den Hut abzuziehen „bis auf die Lenden“, und hat man sie geprügelt, wenn es nicht geschah?“

Der Hofbesitzer trank sein Glas aus und seufzte. „Gewiß ist das wahr,“ sagte er, „ich habe es selbst oft gesehen. Jetzt leugnet die dänische Presse das Alles und sucht uns in Deutschland als Lügner hinzustellen. Es sind hier viele Monate lang unerträgliche Erpressungen vorgenommen worden. Mein Nachbar hat lange Zeit über hundert Soldaten auf seinem großen Hofe im Quartier gehabt, und eine Menge Pferde, denen er Fourage liefern mußte. Er kann den Schaden heute noch nicht verwinden.“

Wir wurden unterbrochen. Draußen vor der Steintreppe, welche zu der Thüre des Hofes führte, fuhren rasch nacheinander zwei Wagen vor. Wir traten an’s Fenster und eilten dann hinaus vor die Thür. Es war der angekündigte Besuch, zwei Hofbesitzer aus der Umgegend mit ihren Familien. Die Frau und die Tochter meines Gastfreundes waren schon draußen, um die Gäste zu empfangen.

Zwei mit vortrefflichen Pferden anglischer Race bespannte, hochrädrige Korbwagen hielten an der Thüre. Der Knecht in den

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 812. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_812.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2019)