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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

dänischen Linienschiffs „Christian der Achte“ zu überbringen. Der Tag der Unglücksschlacht bei Fridericia war sein zwanzigster Geburtstag. Ein Freund stattete ihm gerade die ersten Glückwünsche ab, als die Dänen plötzlich aus den Thoren der Festung hervorbrachen. Bald darauf war er mitten im Kugelregen, eine Kugel wurde nur durch seine Säbelscheide verhindert, ihn schwer am Knie zu verwunden.

Auch der Feldzug von 1850 sah den jugendlichen Fürsten unter den Streitern für Schleswig-Holsteins Recht und Ehre. Derselbe wohnte im Generalstab Willisen’s der Schlacht bei Idstedt und einige Wochen später dem großen Recognoscirungsgefecht bei Missunde bei und nahm überhaupt nicht eher seinen Abschied, als bis die Oesterreicher und Preußen in das Land einrückten, um, wie der euphemistische Ausdruck der Diplomaten lautete, die Herzogthümer zu „pacificiren“, in Wahrheit aber, um sie mit gebundenen Händen der dänischen Willkür zu überliefern.

Es gab jetzt für den Patrioten nichts mehr zu thun, und so verließen die beiden Brüder das Land ihrer Geburt und gingen zunächst nach Bonn, um die durch den Krieg unterbrochenen Studien auf der dortigen Universität zu vollenden. Zwei Jahre darauf trat Herzog Friedrich in die preußische Armee ein. 1856 nahm er als Major seinen Abschied, erwarb das Gut Dolzig in der preußischen Lausitz und vermählte sich mit der Prinzessin Adelaide von Hohenlohe-Langenburg, einer durch Schönheit wie durch Herzensgüte gleich ausgezeichneten Dame. Er ist gegenwärtig Vater eines Sohnes und zweier Töchter.

Die letzten sieben Jahre verbrachte er in der Stille auf seinem Landgute, in keiner Weise in die Öffentlichkeit tretend, aber der Sache seines Landes treu auf den Wechsel der Zeit wartend, der ihm gestatten sollte, vor der Welt auf’s Neue das Wort und das Schwert für das Recht seines Volkes und seines Hauses zu ergreifen. Sein Vater hatte auf die Geltendmachung dieses Rechtes vor den Dänen für seine Person Verzicht geleistet. Herzog Friedrich, sein nächster Erbe, hatte dies so wenig gethan wie die übrigen Glieder des Hauses Augustenburg. Der Tod des Königs Friedrich des Siebenten berief den bisherigen Erbprinzen auf den Thron von Schleswig-Holstein, und derselbe zögerte nicht, von seinem Rechte entschlossen Gebrauch zu machen. Das Londoner Protokoll war für ihn nicht vorhanden, wie es für keinen Fürsten vorhanden sein sollte, der sein und seines Volkes Recht achtet und geachtet wissen will gegenüber dem Belieben Mächtigerer. Es war für ihn um so weniger vorhanden, als es vom deutschen Bunde nicht anerkannt war, und als es die deutsche Nation, die hier das letzte Wort zu sprechen hat, niemals anerkennen wird, gleichviel, was ihre Diplomaten jetzt sagen mögen oder künftig noch sagen werden.

Herzog Friedrich ist in seinem innern wie in seinem äußern Wesen ein echter Typus des tüchtigen Stammes, an dessen Spitze er sich durch seine Proclamation vom 16. November dieses Jahres gestellt hat, ein echter Schleswig-Holsteiner. Ein ernster männlicher Sinn, Festigkeit und Nüchternheit in seinen Entschlüssen, kaltes Blut, scharfer Verstand, Genauigkeit und Unermüdlichkeit in Geschäften, stramme Beharrlichkeit, dazu eine hohe stattliche Gestalt, wohlgebildete Züge machen ihn durchaus zu dem Manne, den die schwierige Lage erheischt. Die Volksrechte ausdrücklich anerkennend und neben seinem Erbrechte gleich hochhaltend, verdient er und besitzt er auch das Vertrauen der Schleswig-Holsteiner, und wir sind keinen Augenblick in Zweifel, daß, wenn in den Herzogthümern eine Volksabstimmung über ihn und seinen Gegner in Kopenhagen beliebt würde und Sonne und Wind den Parteien gleich vertheilt wären, außer seinem durch die frühere schleswig-holsteinische Landesversammlung ausdrücklich bestätigten Erbrechte auch die ungeheure Mehrheit der Stimmenden ihm die Krone der Herzogthümer zusprechen würde.

Daß Herzog Friedrich der feudalen Richtung geneigt sei, ist einfache Verleumdung. Er hat in seiner Proclamation von Schloß Dolzig dem Staatsgrundgesetz von 1849 gemäß gelobt und geschworen, „die Verfassung und die Gesetze der Herzogthümer Schleswig und Holstein zu beobachten und die Rechte des Volkes aufrecht zu halten,“ und diese Verfassung, diese Rechte und Gesetze wissen nichts von einer Bevorzugung der Feudalen vor andern Gliedern des Volkes. Er ist gewohnt, gutem Rath sein Ohr zu leihen, und er hat unter den Männern, mit denen er sich seit seiner Uebersiedelung nach Gotha umgeben hat, treuen, altbewährten Freunden der Sache Schleswig-Holsteins und des Hauses Augustenburg, reichlich Gelegenheit, guten Rath zu hören. Er hat endlich die Schule des Unglücks durchgemacht und das Leben gesehen, wie selten ein Fürst dieser Zeit. Er wird, getragen von der Begeisterung des deutschen Volkes und – wenn die Fürsten es nicht gegen ihr eignes Interesse vereiteln – von ihr auf den ererbten Thron gehoben, unzweifelhaft im nationalen und ebenso sicher im freisinnigen Geiste regieren.

Sehr wahrscheinlich ist’s ein schwerer, blutiger Kampf, dem wir, die blau-roth-weiße Fahne voran, entgegengehen. Aber die Ehre ruft, und die Ehre verloren, Alles verloren, sagt ein Sprüchwort der Deutschen. Kein Deutscher würde künftig ohne Schamröthe auf den Wangen einem Fremden in die Augen blicken können, wenn jetzt die Gelegenheit, die 1851 verletzte Ehre zu heilen, träg und gleichgültig versäumt würde. Wie die Augurn der spätern römischen Zeit sich anlächelten, wenn sie einander begegneten, so würden dann die Deutschen nur das Lächeln des Spottes und der Verachtung noch übrig haben, wenn ihnen ein Landsmann von der Größe und Tüchtigkeit ihrer Nation reden wollte.

Als 1856 der Streit über Neuenburg entbrannte, hatte die kleine schmächtige Schweiz dem großen breitschulterigen Preußen gegenüber keineswegs das beste Recht für sich, und wahrscheinlich würde sie, wenn es wirklich zum Schlagen gekommen wäre, unterlegen sein. Aber sie wagte den Kampf, wie ein Mann erhob sich das Volk zum Widerstand gegen die Uebermacht, und wenn es unterlegen wäre, so würde es mit Ehren unterlegen sein und erst nach Erschöpfung aller irgend verwendbaren Kräfte.

Jetzt tritt an Deutschland die Frage heran, ob es aus Scheu vor dem Uebelwollen einiger Großmächte ein Recht und ein Interesse so klar wie das Licht der Sonne aufgeben, ob es sich ein Glied abhauen lassen will, das zu seinen edelsten gehört, ob es sich von diesem Rechte zurückzuziehen gedenkt, ohne auch nur einmal zu versuchen, ob nicht schon die bloße Kundgebung festen, bewaffneten Willens, das Seine zu wahren, das Uebelwollen jener Mächte verstummen heißt.

Wir glauben nicht, daß ein deutsches Herz diese Frage bejahen wird. Wir glauben nicht, daß Herzog Friedrich’s und seines Volkes Sache verloren sein kann, so wenig heiter auch der Himmel noch über ihr ist. Denn was die Regierungszeitungen meinten, als Deutschland mit der österreichischen Reformacte renovirt werden sollte, das gilt in gleichem Grade von der allen Parteien theuren, alle für diesen Zweck in eine große Partei verschmelzenden schleswig-holsteinischen Angelegenheit: Wenn die Regierungen jetzt nicht zum Ziele gelangen, jetzt nicht Ordnung und Recht herstellen, so wird es über kurz oder lang das Volk thun. Nie war die Sache eines Prätendenten – wie die Dänen unsern Herzog Friedrich nennen werden – so sehr eines ganzen Volkes Sache, nie eines so großen und, wenn es Eins ist, so unwiderstehlich gewaltigen Volkes.





Die beiden Concurrenz-Entwürfe zu einem Standbilde Schiller’s für Berlin.

Der hundertjährige Geburtstag Schiller’s wurde in Berlin besonders festlich begangen und dabei zugleich der Grundstein zu einem Denkmal für den unsterblichen Dichter vor dem königlichen Schauspielhause auf dem Gensd’armenmarkte, einem der schönsten Plätze der Residenz, unter dem Jubel und Jauchzen des Volkes gelegt. Bald darauf erließ die zu diesem Zweck gebildete Commission einen Aufruf an die Bildhauer Deutschlands, ihre Entwürfe zu einem Standbild Schiller’s einzuschicken. Von fünfundzwanzig vorgelegten Arbeiten fanden nur die Skizzen von Begas und Siemering den Beifall des Publicums und der Sachverständigen, so daß, wenn auch keine von beiden bestimmt angenommen wurde, doch sie allein auf die engere Wahl kamen. Was die Persönlichkeit der Bewerber

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 795. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_795.jpg&oldid=- (Version vom 6.1.2019)