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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

zu Fuß verstärkt; sie bildet eine Ellipse von 11 zu 12, mit Ausnahme des Kopfes, welcher keilförmig endet und in dessen nach rückwärts schiefer Abdachung die Luke sich befindet. Um die größte Tragkraft dem Mitteltheile zu überlassen, ist der Kopf um 6 Zoll niedriger gestellt, als die höchsten Punkte des Körpers. In demselben sind nach vorne 2, nach den Seiten 2, in der Luke ein Fenster von je 2 Zoll Dicke und 9–11 Zoll Durchmesser, in Metallrahmen eingesetzt. Die Fortbewegung des Bootes geschieht mittelst der Propellerschraube, die durch vier eiserne Arme vor Beschädigungen durch etwa anrennende Gegenstände geschützt ist, und die Steuerung durch die Steuerschraube. Das Triebwerk besteht aus 4 Rädern von 7 Fuß Durchmesser, eine durchlaufende Achse von 3½ Zoll Stärke trägt die Treträder und giebt die Transmission der Kraft durch 2 unlösbare Stirnräder auf eine zweite Achse, an welcher sich ein konisches Rad befindet, um durch die verticale Uebersetzung die 6 Zoll über dem eisernen Boden horizontalliegende Schraubenkuppelwelle zu drehen.

In diesem Zustand schwimmt das Schiff an der Oberfläche des Wassers. Um es in die Tiefe zu zwingen, ist Zweierlei nöthig: Ballast und 3 große und ein kleiner Cylinder zur Einnahme von einem beliebigen Quantum Wasser. Es versteht sich von selbst, daß jede Thätigkeit von innen nach außen durch Stopfbüchsen vermittelt wird. Die Handhabung des Ballastes übergehend wenden wir uns sogleich zu den Cylindern. Die großen Cylinder zur Aufnahme des Belastungswassers haben 10 Fuß Länge, 4½ Fuß Durchmesser, 1 Zoll Wandstärke, sind aus 2 Hülsen zusammengesetzt und enthalten eine Schraube von 3½ Zoll Durchmesser. Diese 3 Cylinder können 45,000 Pfund Wasser aufnehmen, worauf die Hähne geschlossen werden, um in den Pistons der Cylinder das Wasser festzuhalten. Der kleine Cylinder (Directionscylinder) ist 5 Fuß lang, hat 14 Zoll Durchmesser und 1 Zoll Wand; er setzt den Bootführer in den Stand, die Friction des Apparats im Wasser in dem gewünschten Tempo zu überwinden. Er darf nur bis 10 Kubikfuß (620 Pfund) Wasser einnehmen, weil schon 10 Pfund genügen, um den Körper von 4000 Kubikfuß Volumen in 5 Minuten einen Fuß sinken zu machen und in diesem Fallen gleichmäßig zu erhalten. Dagegen bringen ihn 2 Pfund erst in 37 Minuten 1 Fuß tiefer, 40 Pfund dagegen in 1 Minute 2½ Fuß. Zum beliebig schnellen Steigen des Boots dienen die Forcepumpen, welche das in die Cylinder aufgenommene Wasser wieder in die See hinauspressen; umgekehrt wie beim Sinken entspricht beim Steigen die Schnelligkeit desselben dem Gewichte der ausgepreßten Wassermasse. Um den Apparat in beliebiger Tiefe verharren zu lassen, führt ihn zuerst Ueberschwere an Wasser bis zu der Tiefe, in welche man gelangen will, dann wird diese Ueberschwere ausgepreßt, und der Apparat gelangt nach kurzem Spiele in die genaue specifische Schwere.

Die vielen technischen Einzelnheiten, als hier zu weitführend, übergehend, haben wir noch Zweierlei, das unsere Abbildung zeigt, zu erklären. Am Kopf des Apparats sehen wir die Pulvermine. Sie kann 500–1000 Pfund Pulver, Bomben etc. enthalten und wird durch einen im Kopf des Apparates angebrachten Guttapertschaärmel gehandhabt und vermittelst Fuchseisens oder pneumatischer Sauger am Kiel des feindlichen Schiffs befestigt. Ihre Zerstörungskraft ist leicht erweisbar.

An der Wand des Raumes sehen wir eine Thür. Sie führt in die sogenannte Taucherkammer, oder vielmehr das Tauchercabinet, um mit jener Bezeichnung unsere Leser nicht irre zu führen, da Bauer seiner zweiten, aus dem Brandtaucher hervorgegangen industriellen Gestaltung seines unterseeischen Schiffs den besonderen Namen der Taucherkammer (vgl. Gartenlaube 1862, Nr. 21) gegeben hat. Dieses Tauchercabinet ist ein Raum am Schiff, durch welchen ein Taucher aus dem inneren Raume ins freie Meer gelangen kann, ohne daß Wasser ins Innere eindringt. Es enthält eine Thür nach innen und eine nach außen, beide in Metallrahmen schließend. In der nach außen führenden Thür befindet sich ein Ventil, um Wasser in das Cabinet einzulassen. Im Boden des Cabinets ist ein zweites Ventil, damit das Wasser aus demselben in den Kielraum des Boots ablaufe, und im Deckel des Cabinets ist ein Luftventil, um Luft aus dem Cabinet nach dem Schiffsräume, und umgekehrt, zu führen. Der Taucher tritt in das luftgefüllte Cabinet und schließt die Thür zum Schiffsraum, öffnet das Ventil nach dem Meer hin und läßt in das Cabinet das Wasser eindringen, dann erst öffnet er die Thür nach dem Meere. Kehrt er zurück, so schließt er diese Thür wieder, öffnet das Ventil nach dem Kielraum, das Wasser fließt ab, und er kann die innere Thür nach dem Schiffsraum wieder öffnen, worauf, wenn nöthig, das Wasser aus dem Kielraum wieder ausgepumpt wird.

Hinter den großen Cylindern im Innern ist die Regenpumpe angebracht, welche das Wasser vom Kiel holt und durch eine Siebröhre von 33 Fuß Länge, zum Behufe der Luftverbesserung, in den Raum spritzt. Am Schlusse des Apparats befindet sich der Abtritt mit Pumpröhre und Schlußhahn.

So ist, in allgemeinen Umrissen dargestellt, der Apparat, dessen Bau im Mai 1855 Bauer in der Leuchtenberg’schen Fabrik zu Petersburg begann und der am 2. November desselben Jahres von der Admiralität übernommen wurde.

Der Transport des Apparates von Petersburg nach Kronstadt hat seine eigene Geschichte, die später einmal des Erzählens werth ist. Sieben volle Monate brachte die Admiralität mit 2–300 Mann an dieser Arbeit zu, um das ihr von vorn herein verhaßte Schiff nach Monaten ungefähr 1000 Schritte weit zu bringen. Nach der Rückkehr des Großfürsten Constantin, des eigentlichen Beschützers dieser Erfindung in Rußland, aus der Krim übernahm Bauer die Oberleitung des Transports und machte dadurch, daß er sein Tauchschiff binnen 24 Stunden an’s Ziel dirigirte, der einträglichen Finanzspeculation der hohen Herren, denen Bauer schon während des Baues einen „Rechnungsfehler“ von 16,700 Silberrubel nachgewiesen hatte, ein Ende. Am 25. Mai 1856 gab Bauer den Befehl zur Versenkung des Bootes, in welchem der Apparat durch den Canal transportirt worden war, und am 20. Mai, früh 3 Uhr, stand er auf dem Kopf seines hart am Niveau schwimmenden Seeteufels vor der Barriere des Kriegshafens von Kronstadt, und damit beginnen seine unterseeischen Fahrten in diesem Gewässer.




Erinnerungen an das dritte deutsche Turnfest zu Leipzig.


Vor dem Zuge. – Zahl der Turner. – Ueberall Jubel. – Blumensträuße und Labetrunke. – Ein Taschentuch. – Die Ausländer. – Die amerikanische Flagge. – Die Geschichte eines Landwehrmannes. – Auf dem Platze. – Leben in den Festbuden. – Die dicke Riege.

Auf die Mittagsstunde des Montags war der große Festzug angesetzt, und mit nicht geringen Erwartungen sah man demselben entgegen, da er eigentlich gleichsam der Weiheact für das ganze Fest sein sollte.

Seit den frühesten Morgenstunden strömten der Stadt Tausende von Gästen zu, welche Zeugen der herrlichen Feier sein wollten. Alle Geschäfte ruhten, weil man diesen Tag als einen Festtag in der wahrsten Bedeutung des Wortes betrachten wollte. In den Straßen wogte es auf und nieder; die herbeigekommenen Fremden staunten den reichen Schmuck der Häuser an; Turner in ihren einfachen Anzügen eilten in Massen auf die ihnen angewiesenen Sammelplätze, wo schon seit geraumer Zeit die ihrer Würde sich stolz freuenden Leipziger kleinen Turnschüler aufgestellt waren, welche Standarten mit den Namen derjenigen Städte trugen, die zum Feste Turngenossen hierher gesandt hatten.

Um wenigstens hier eine kurze Uebersicht der Betheiligung zu geben, sei nur bemerkt, daß aus etwa 830 Ortschaften Turner zum Feste anwesend waren. Die deutschen Turnvereine vertheilen sich auf 15 Kreise, und unter diesen hatte das Loos die Reihenfolge beim Zuge entschieden. Dem vierten Kreise (Norden) war die erste Nummer zugefallen, und der vierzehnte Kreis (Sachsen) bildete als derjenige, in dessen Gebiete das Fest gefeiert wurde, natürlich den Schluß des Zuges. Bekanntlich hat nirgends das Turnen einen günstigeren Boden gefunden als in Sachsen; 150 Ortschaften

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 556. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_556.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)