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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)


So unaussprechlich elend war Deutschland geworden, daß Deutsche unter französischen Fahnen „Victoria!“ über Deutsche jubelten und daß Deutschlands herrlichster Jüngling, in Vaterlandsliebe und Lebensreinheit das ewige Muster der männlichen Jugend Deutschlands, hingestreckt wurde durch eine deutsche Hand, die Frankreich den Fahneneid hatte schwören müssen.

Sollen solche Tage sich erneuern? Wenn irgend Etwas aus den Herzen der ganzen Nation ein ehern tönendes „Nein!“ hervorpreßt, so ist’s der Mahnruf der Trauer und der Schmach: ein Deutscher hat unsern Theodor Körner mit der französischen Kugel gemordet! Und dieser Ruf schlage an die Herzen, so oft die Verführung winkt und der Uebermuth droht, – dann wird der Mahnruf der mächtigste Weckruf zum Kampf für die Freiheit und Ehre des deutschen Geistes und der deutschen Erde sein.

Fr. Hfm.




Das Licht im Vergleich zu dem Schalle.
Von Bruno Hasert.

Das Licht, die Quelle alles Lebens, stammt für unsere Erde von der Sonne und ist das Product einer gewaltigen, rings um diesen Weltkörper vor sich gehenden Verbrennung, demnach der Vereinigung des Sauerstoffgases mit andern Elementarkörpern. Diese Vereinigung ist nun stets von einer sehr rapiden zitternden Bewegung der beiden sich vereinigenden Körper begleitet, und diese zitternde Bewegung erzeugt die Erscheinung ebenso des Lichtes, wie der Wärme und der Elektricität dadurch, daß sie sich dem überall vorhandenen Aether mittheilt. Je nach der Schnelligkeit dieses Zitterns (dieser Wellenbewegung) entstehen dann die drei innig mit einander verwandten Erscheinungen des Lichtes, der Wärme und der Elekricität. Sie alle haben also ihren Grund in der Bewegung des Aethers. In ähnlicher Weise wird der Schall durch die zitternde Bewegung der gröbern Körper erzeugt, und indem sich diese Schwingungen der Körper durch die Luft fortpflanzen, wird der Schall auf größere Entfernungen hörbar. Alle diese Schwingungen des Aethers und der Luft können sich andern Körpern mittheilen und werden also in diesen ebenfalls Licht, Wärme, Elektricität und Schall erregen.

Die Verbrennung erzeugt nun aber nicht immer Licht, sondern kann auch ohne dieses Wärme oder Elektricität entwickeln. So geht z. B. im menschlichen und thierischen Körper fortwährend im Blute mit Hülfe des eingeathmeten Sauerstoffs ein Verbrennungsproceß vor sich, der nur Wärme (die sog. thierische oder Lebenswärme) hervorruft. Und auf gleiche Weise scheint sich die Elektricität in den Nerven zu bilden.

Die innige Verwandtschaft des Lichtes, der Wärme und der Elektricität läßt sich dadurch beweisen, daß Wärme und Elekricität unter veränderten Bedingungen der Strahlung sich in das intensivste Licht umwandeln können. Das Knallgas z. B. brennt mit einer Flamme, deren Licht beinahe Null ist, da es noch nicht den 20. Theil der Lichtstärke einer Spiritusflamme erzeugt, dagegen ist die durch dieses Gas hervorgebrachte Wärme so stark, daß man Eisen mit Leichtigkeit und selbst das in allen anderen Feuern unschmelzbare Platin schmelzen kann. Leitet man nun aber diese fast lichtlose Flamme auf Thon oder ungelöschten Kalk, so entsteht ein so starkes Licht, daß es dem Auge unerträglich ist. Ebenso lassen sich die elektrischen Schwingungen in die intensivsten Lichtschwingungen umwandeln, wenn ein starker elektrischer Strom durch Kohlenspitzen geleitet wird, wobei ein noch stärkeres Licht als das vorige entsteht.

Das von der Sonne zu uns kommende Licht enthält stets außer den Lichtstrahlen auch noch Wärme- und elektrische Strahlen. Sodann zeigt sich ferner, daß durch starke Reibung von Körpern zuerst Wärmestrahlen, dann bei höherer Steigerung auch elektrische und Lichtstrahlen entwickelt werden.

Fangen wir nun einen Lichtstrahl durch ein Prisma auf, so zeigt sich derselbe, nachdem er durch das Prisma hindurchgegangen ist, nicht mehr als einfaches, weißes Licht, sondern er ist in einer Reihe verschiedenfarbiger, parallel neben einander liegender und hier und da durch dunkle Linien getrennter Bänder zerlegt. In dem Bilde des zerlegten Lichtstrahls finden sich alle Farbennüancen vor, und die Reihenfolge der Farben ist dieselbe, wie wir sie im Regenbogen sehen: zuerst Roth, dann Orange, dann Gelb, dann Grün, Blau und Violett. Zwischen diesen Hauptfarben liegen alle möglichen Mischfarben, welche durch verschiedene Vermischung der Grundfarben entstehen können. Es ist demnach das weiße Licht eine Verbindung von einer großen Menge verschiedenfarbiger Strahlen.

Bezeichnet man jede verschiedene Farbe mit dem Worte Lichtton, so ist das weiße Licht das harmonische Zusammenklingen aller Lichttöne, es ist der in vollen Klängen tönende Lichtaccord. Die drei Grundtöne dieses Accordes sind die Farben Roth, Blau und Gelb, durch deren gegenseitige Verbindung alle übrigen Farben erzeugt werden können. Vergleichen wir nun Licht und Schall, sowie das Verhältniß der verschiedenen Körper zu Beiden. Sowie das Licht durch die schnellschwingende Bewegung des Aethers fortgepflanzt wird, so pflanzt sich auch der Schall auf ähnliche Weise durch die Wellenbewegung der Luft fort. Beide Schwingungsbewegungen entstehen nicht von selbst, aus freiem Antriebe, sondern müssen durch Erzittern bestimmter Stoffe angeregt werden; für das Licht kennen wir als Quelle die verbrennenden Substanzen an der Sonne, ebenso wie bei jedem künstlich erzeugten Licht. Töne werden erzeugt durch jede Kraft, welche einen elastischen Körper durch einen Anschlag in schwingende Bewegung versetzt. Eine gespannte Saite z. B., die mit dem Finger berührt wird, giebt, durch diese Berührung in Schwingungen versetzt, einen bestimmten Ton von sich. Verändert man die Spannung dieser Saite und berührt sie wieder, so ist der Ton ein anderer geworden; ebenso geben verschieden dicke Saiten verschiedene Töne. Kurz, es steht fest, daß die Art des Tones bedingt ist durch die Dicke des tönenden Körpers und durch die Spannung desselben. Alle Körper nun, die wir um uns erblicken, haben ein bestimmtes Verhalten zum Schalle; je nachdem sie mehr oder minder elastisch in ihren Theilen sind, werden sie langsamere oder schnellere Schwingungen machen können, und davon hängt dann die Beschaffenheit des Tones ab, welchen sie von sich geben können. Je schneller die Schwingungen, desto höher wird der Ton; je langsamer, desto tiefer. Manche Körper, wie z. B. ein Stück weichen Thons oder lose zusammengeballte Wolle (Watte), gerathen beim Anschlagen in gar keine Schwingung und geben also keinen Ton von sich, sie besitzen keine Schallelasticität.

Ein ganz ähnliches Verhalten wie für die Schallschwingungen besitzen die uns umgebenden Körper auch für die Lichtschwingungen. Je nach der besondern inneren Struktur und Spannung haben dieselben eine größere oder geringere oder gar keine Lichtelasticität und können demnach die Lichtwellen mehr oder weniger vollkommen in ihrer Substanz fortpflanzen. Diejenigen Körper, welche vollkommen lichtelastisch sind, werden alle Lichtschwingungen in ihrer Substanz fortpflanzen, das Licht wird ungehindert durch sie hindurchgehen und wieder ziemlich ungeschwächt aus ihnen heraustreten, um seinen Weg weiter zu verfolgen. Diese vollkommen lichtelastischen Körper, welche auch alle Lichttöne zugleich wiedergeben, nennt man durchsichtige farblose, wie das Glas, das Wasser, die Luft etc. – Andere Körper dagegen sind vermöge ihres Baues nur im Stande einen oder den andern bestimmten Lichtton wieder zu geben und denselben im Innern ihrer Substanz fortschwingen zu lassen, so daß er an der anderen Seite wieder austritt. Diese Körper sind also nur lichtelastisch für einen Lichtton, wie z. B. das rothe durchsichtige Glas und der Rubin für den rothen Lichtton, das gelbe Glas und der Topas für den gelben Lichtton, das blaue Glas und der Sapphir für den blauen Lichtstrahl. Das weiße Licht, welches auf einen solchen Körper von bestimmter Lichtspannung trifft, wird also nur theilweise durch denselben hindurchgelassen, teilweise zerstört. Diejenigen farbigen Strahlen des weißen Lichtes, deren Schwingungsgeschwindigkeit der bestimmten Lichtelasticität eines solchen Körpers entspricht, werden, indem sie diese seine Lichtelasticität in Thätigkeit versetzen, von den Körpern fortgepflanzt oder weiter vibrirt, die andern dagegen, indem sie kein Echo in ihm wachrufen, können von ihm nicht wiedergegeben werden und gehen aus dem Zustande der Bewegung in den der Ruhe über.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 551. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_551.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)