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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

Die Wöbbeliner Festgräber.

In diesem Jahr der unaufhörlich wallenden Jubelfahnen werden viele auch mit dem Flor der Trauer behangen zu den Ruhestätten großer lieber Todten getragen. Von den unzähligen Opfern der Befreiungsschlachten, deren Asche zertreten, deren Staub verweht ist, hat die Dankbarkeit des Volkes noch viele Namen erhalten, theils eingegraben in die Gedächtnißtafeln der Kirchen und Friedhöfe, theils in die der Geschichte, theils in die Herzen aller Vaterlandstreuen für alle Zeiten. Unter diesen letzteren ist kein Geliebterer und darum Glücklicherer, als Theodor Körner. An der Stätte, die sein Grab und die Gräber seiner Lieben birgt, feierte

Die Körnergräber bei Wöbbelin.

man am 26. Aug. das größte aller Erinnerungsfeste für einzelne Kämpfer, und darum wird den Freunden der „Gartenlaube“ ein Bild dieser nun wieder so stillen Gräber wohl willkommen sein, dem wir folgende authentische Beschreibung derselben beigeben.

In einem Rasenkreise befinden sich fünf Grabhügel. Unter dem mittleren schläft der vielbeweinte Heldensänger, rechts von seinem Haupte die Mutter, links der Vater; zu Rechten seiner Füße ruht seine einzige Schwester Emma, zu Linken seine Tante, die witzige und talentvolle Pastellmalerin Dorothea Stock. Und über dieser Erdenscholle, die so viel des Theuren birgt, breitet der alte, „mit Moos und Schorfe bedeckte“ Wachposten, von welchem Rückert den um Mitternacht der Gruft entsteigenden Heldengeist singen läßt:

„Die Eich’ ob meinem Scheitel,
Wie ist der Kranz so groß“ –

schützend und segnend seine gewaltigen Arme.

Das am Fußende des Dichtergrabes aufgerichtete, in Berlin gefertigte Denkmal trägt folgende Inschriften. Dem Grabe zugekehrt:

Karl Theodor Körner
geboren zu Dresden am 23. September 1791,
widmete sich zuerst dem Bergbau, dann der Dichtkunst,
zuletzt dem Kampfe für Deutschlands Rettung.
Diesem Beruf weihte er Schwert und Leyer und opferte ihm die schönsten
Freuden und Hoffnungen einer glücklichen Jugend.
Als Lieutenant und Adjutant in der Lützow’schen Freischaar wurde er bei
einem Gefecht zwischen Schwerin und Gadebusch am 26. August 1813
schnell durch eine feindliche Kugel getödtet.

Auf der entgegengesetzten Außenseite liest man:

Hier wurde
Karl Theodor Körner
von seinen Waffenbrüdern mit Achtung und Liebe zur Erde bestattet.

Die beiden anderen Seiten enthalten die Körner’schen Strophen:

Dem Sänger Heil! erkämpft er mit dem Schwerte
Sich nur ein Grab in einer freien Erde.

und

Vaterland! Dir woll’n wir sterben.
Wie Dein großes Wort gebeut!
Unsre Lieben mögen’s erben,
Was wir mit dem Blut befreit.
Wachse, Du Freiheit der deutschen Eichen.
Wachse empor über unsre Leichen!

Die Grabhügel von Theodor’s Eltern zieren nur kleine Eisentafeln mit Angabe der Geburts- und Sterbetage.

Christian Gottfried Körner,
geb. zu Leipzig 2. Juli 1756, gest. zu Berlin am 13. Mai 1831.

Anna Maria Jacobina Körner,
geb. zu Nürnberg am 11. Mai 1762, gest. im Berlin am 20. August 1843.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 549. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_549.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)