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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863)

mußten getäuscht werden, selbst Du, mein armes Weibchen. Die Gefahr war zu groß, bei Deiner Unerfahrenheit, Deiner Lebendigkeit hätte ein unvorsichtiger Blick, ein unwillkürliches Erröthen von Dir Alles verrathen, und dann war Alles verloren. – Ich galt die ganze Zeit für etwas Anderes, als Henriettens Bruder, und so peinlich mir auch die Rolle war, ich mußte sie spielen, denn es war das einzige Mittel, um das Mysteriöse der Dame zu motiviren und jeden Verdacht zu entfernen, daß ein Mann im Hause verborgen war. Dieser Anschein hat auch den Vicomte getäuscht, dessen schändliches Benehmen mir sein Verschwinden bald nach dem Deinigen völlig erklärt. Meine Bemühungen blieben nicht erfolglos: in diesem Augenblicke segelt Henriette mit ihrem Manne Amerika zu; die Schwester hatte ich gerettet, dabei aber mein Glück zum Opfer gebracht, mein Liebstes eingebüßt! Ich hatte den ganzen Schmerz Deines Entfliehens, ohne den eigentlichen Grund desselben zu kennen, und alle meine Bemühungen, den Ort Deines Aufenthaltes zu entdecken, blieben fruchtlos. Ich schrieb nach Hause, auch da wußte man nichts von Dir. Welche Tage ich verlebt, magst Du nach alledem ermessen. Da endlich empfing ich Mary’s Brief, ich eilte zu Dir und mußte nun befürchten, das kaum wiedergefundene Glück wieder zu verlieren. Gott hat aber Mitleiden mit mir gehabt, jetzt habe ich Dich wieder …“

„Und gebessert, mein Leo,“ fiel Mathilde ein, „gebessert durch recht trübe Erfahrungen!“

„Arme Frau, was magst Du gelitten haben! Nun aber, Mathilde,“ fuhr Leo fort, und der alte Humor trat wieder in sein Recht, „nun und vor Allem werde wieder mein gesundes, frisches Weibchen von früher. Dann wollen wir zusammen Mr. Smith besuchen und gemeinschaftlich dem den Hals brechen, der alles Uebel zwischen uns verschuldet.“

„Nein, Leo, diesem nicht, dieser hat ja im Gegenteil Alles wieder gut gemacht, der Andere war es, der mich so namenlos unglücklich gemacht, um den ich so viele Thränen vergossen habe!“

„So viele Thränen um ein Unglück von Wachs!“ sprach Leo und küßte ihr die Thränen von den Wimpern.




Das Ruhebett Garibaldi’s – ein Erzeugniß deutscher Industrie.

Der Artikel in Nummer 15 der „Gartenlaube“, in welchem Rüstow seinen „Besuch bei Garibaldi“ schildert, war kaum in die Welt gegangen, als uns zugleich von mehreren Seiten nähere Angaben

Garibaldi’s Ruhebett.

über das Ruhebett zugingen, dessen sinnige und praktische Construction die Uebersiedelung des Generals von Spezzia nach Pisa und von da (am 22. December v. J.), nach einer viermonatlichen Abwesenheit, nach Caprera so sehr erleichterte. Wir theilen diese Angaben unseren Lesern um so lieber mit, als dieses Bett, den Bedürfnissen des Kranken vortrefflich angepaßt, aus der Werkstätte eines deutschen Fabrikanten hervorgegangen ist; um so lieber, als die deutsche Arbeit vor allen aus England, Frankreich etc. zahlreich übersandten Proben den Vorzug erhielt. Zugleich freut es uns, eine getreue Abbildung dieses wundertätigen und doch so einfachen Mechanismus beifügen zu können, der, einmal wir möchten wohl sagen von weltgeschichtlichem Interesse geworden, fortan manchem schwer Leidenden sein schmerzvolles Dasein erleichtern helfen wird.

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Verschiedene: Die Gartenlaube (1863).Leipzig: Ernst Keil, 1863, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1863)_308.jpg&oldid=- (Version vom 7.1.2019)