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verschiedene: Die Gartenlaube (1862)

wie graue Magister dicht aneinander schweigend auf ihrer Stange sitzen oder vereinzelt in düstern Winkeln hocken, wahrscheinlich über die rationell verderbte Welt in trübe Betrachtungen versunken.

Unmittelbar neben das Eulenhaus hat die Direction sehr passend die heulenden Wölfe placirt, die in ihrem Baue hungrig und fraßgierig ruhelos auf und nieder rennen. Eine wahlverwandtere Nachbarschaft als Wölfe und Eulen kann es gar nicht geben. Wir sehen hier Lichtscheu, Scheinheiligkeit, Tücke, Bosheit mit Mordgier, Blutdurst und Feigheit vereinigt. Bei dem Anblicke dieser saubern Gesellschaft kommt dem Beschauer unwillkürlich der Wunsch, daß die Eulen und Wölfe auf kirchlichem und staatlichem Gebiet zum Wohle der Menschheit ebenso unschädlich gemacht werden möchten, wie die Eulen und Wölfe im zoologischen Garten.

Doch lassen wir die Eulen und Wölfe. Schauen wir lieber dorthin, wo auf künstlichem Fels neben künstlicher Sennhütte ein anmuthig Thierlein von herabhangendem Gezweig sich Blätter zupft. Es ist die Bewohnerin der Alpen, die Gemse, ein Geschenk des Kaisers von Oesterreich. Freilich sieht man es dem dunkelbraunen Springer mit weißlichem Kopf und rückwärts hakig gebogenem Gehörn ebenfalls an, daß er sich lieber zwischen Firnen und Gletschern erlustiren möchte, als hier auf beschränktem Raume zum Besten der Besucher des zoologischen Gartens als Merkwürdigkeit zu dienen.

Wir kommen zum Antilopenhause mit vier geräumigen Laufräumen, wo sich die stattliche Pferde-, Büffel- und die niedliche, hellfabellfarbige Irisantilope, mit Füßchen so zart wie Schaumbrezeln, in stattlichen Exemplaren zeigen.

Das Ende des Gartens ist hiermit erreicht, und wir wenden uns wieder nach Abend, passiren den Damhirschpark, die Schmuckvögelvoliére mit ihrer bunt- und schönfarbigen Bewohnerschaft, darunter den australischen Flötenvogel, der namentlich an Morgen und Abenden seine herrlich flötende Stimme ertönen läßt, aber außerdem zu den Würgern gehört, und das zierliche Malakka-Täubchen; wandern den Rehpark entlang, am Büffelhause vorbei und gelangen schließlich zu dem herrlichen Mittelpunkte des Parkes, welcher den Glanzpunkt des Gartens bildet. Es ist das die große und kleine Stelzvögelwiese. Das ist ein Leben und Treiben auf Wiese und Weiher, wie an König Nobel’s Hofe. Man weiß nicht, wo man zuerst hinschauen soll. Da stolziren feierlich gemessen hochgebaute stolze Gesellen im weithin leuchtenden feuerfarbenen Talar und mit seltsam geformten Schnäbeln. Es sind die Flamingos aus den Antillen. Da schreitet mit schön rosenroth gefärbter Wange und tiefschwarzer Stirn der Pfauen- oder Kronenkranich. Da läuft auf kohlschwarzen Beinen im schneeweißen Gewände und mit gelbem Federschopf der Löffelreiher. Da zeigt sich als schönste Zierde der Stelzvögelwiese der schlanke und in all seinen Bewegungen graciöse Jungfernkranich. Malerisch schwanken silberweiße Federn über seinem Haupte. Doch wer nennt die Namen des zahlreichen andern Völkchens der Schnepfen, Kiebitze, Brachvogel und Austernfischer, die alle munter durcheinander laufen, während die an dem einen Ende der Wiese sitzenden und sich wiegenden Papageien in fast ununterbrochenem Geschrei – als echte Schaubudenausrufer – das Publicum gleichsam zum Besuche dieses erlesenen ornithologischen Cabinets einladen.

Aber ungeblendet von der Pracht der aristokratischen Flamingos, unangefochten ob der verführerischen Anmuth des Jungfernkranichs, unbeirrt durch das marktschreierische Gebrüll der Papageien und erhaben über das leichtsinnige, unzurechnungsfähige Hin- und Wiederlaufen des seiner Beachtung völlig unwerthen Volkes der Schnepfen, Brachvögel und Kiebitze wandelt ernst und langsam, als echter Philosoph, Freund „Leisetritt“ der Storch seine gemessene Bahn, bedächtig ein langes Bein aufhebend und ebenso bedächtig niedersetzend, oder er steht stundenlang versunken im ernsten Nachdenken, regungslos, ein zweiter Säulenheiliger. Welches mögen die dunkeln Räthsel und umschleierten Geheimnisse sein, worüber der treue Dachbewohner des deutschen Landmannes nachdenkt? Ist es vielleicht die Zeit, wo er berufen sein wird, seinem deutschen Volke das Kindlein der Freiheit klappernd in’s Haus zu tragen?

Dies ungefähr ist die Physiognomie des dermaligen Dresdner zoologischen Gartens, dessen Erweiterung und Vervollständigung das fürsorgende Directorium sich fort und fort angelegen sein läßt. Der zoologische Garten ist darum schon jetzt ein Hauptversammlungspunkt der wohlhabendern und mittlern Classen Dresdens. Seine wahre Volkstümlichkeit kann aber dieses ebenso belehrende, interessante wie unterhaltende Institut erst erhalten, sobald die Eintrittspreise – wenigstens für ein paar Wochentage – derart ermäßigt werden, daß auch den wenig bemittelten Ständen der Besuch erleichtert wird.

F. St.





Für Wilhelm Bauer’s „deutsches Taucherwerk“

sind ferner (bis zum 18. October) eingegangen: 55 Thlr. von den Deutschen zu Caracas in Venezuela (Südamerika), durch Alfred Rothe (Herzlichen Dank und Gruß. Es ist wahrhaft erhebend, wie weit die deutsche Zunge klingt!); – 3 Thlr. 1 Ngr. „zum 40. Geburtstag eines Deutschen“; – 4 Thlr. gesammelt auf dem Scheibenstande der Schützengesellschaft zu Kattowitz, durch Bau-Inspector Nottebohm; 3 Thlr. 221/2 Sgr. von F. G–r in G.; 3 Thlr. vom Liederkranz zu Groß-Schönau, durch Fährmann; 2 Thlr. vom Batterieclub zu Altenburg, durch Br. Krätzschmar; 2 Thlr. 161/2 Ngr. ges. bei einem Ausfluge des Maschinenbauer-Clubs in Sprottau; 2 Thlr. von F. A. Müller in Prag, durch H. Mercy das.; 2 Thlr. „Scherflein einer Wittwe“ in Naumburg; 2 Thlr. 15 Ngr. ges. im Gewerbeverein zu Meißen, durch L. Mosche; 15 fl. rhn. weiterer Beitrag von der Hanauer Turngemeinde, durch Wendlin Gyse; 1 Thlr. 20 Ngr. von den Arbeitern der Goldwaaren-Fabrik von Markfeld u. Wilski in Berlin, durch O. Richter, – „Seht hin, Ihr Reichen, und thut desgleichen!“ – 6 Thlr. ges. an einem heitern Abend im Casino zu Werdau, durch Adv. H. Temper; 5 Thlr. vom Rechtsanw. u. Notar Grieben in Angermünde; 6 Thlr. von 6 deutschen Studenten in Dorpat (wo bleiben die deutschen Studenten in Deutschland?); – 15 Ngr. vom Baumeister Dittrich, 5 Ngr. vom Oberältesten Fleischermstr. P., eingesandt 1 Thlr. 5 Ngr., ges. bei einem gem. Beisammensein ehem. Schüler mit ihrem Jugendlehrer in Schweidnitz, durch Weigmann; 2 Thlr. von A. Voigt und einem amnestirten, aber denationalisirten Preußen, G. Wanckel in Ronen; 5 Thlr. von der Turngemeinde Mühlhausen in Thüringen, durch H. Pfaff; 20 Thlr. ges. vom Kegelclub „Die flotten Deutschen“ zu Lübeck, durch L. Gotzel; die Sammlung wird fortgesetzt – Glück auf! – 1 Thlr. von einem Gymnasiasten in München; 1 Thlr. von Mad. Paulke in Dresden; 6 Thlr. vom runden Tisch im Neuen Bürgerverein zu Frankfurt am M.; 25 Ngr zweite Sendung von Königsbrück, durch H. Eckner; 2 Thlr. ges. in Freytag's Bierhalle zu Elbing; 1 Thlr. 1 NGr. vom Verw. Gut Heil, ges. durch R. M.; 10 Thlr. aus Stuttgart; 13 Thlr., nämlich 5 Thlr. von A. F., 5 Thlr. von E. B. Sonnenkalb und 3 Thlr. von Huth aus Zittau; 5 Thlr. 10 Ngr. ges. bei einem vergnügten Abend der Bäcker-Kegelgesellschaft zu Chemnitz, durch Ch. G. Lederer; 2 Thlr. von einigen Seminaristen des dreizehnten Seminarcursus zu Lübeck, ges. von M. C. A. Sörens; 1 Thlr. von G. Lindner in Leipzig; 1 Thlr. von einer Leserin der Gartenlaube, mit dem Wunsche: „daß alle Sender früherer Beiträge den gleichen Betrag, so wie ich jetzt thue, noch einmal einsenden und von den gewiß über hunderttausend Lesern und Leserinnen der Gartenlaube, die bis jetzt noch nichts zur Förderung dieser deutschen Nationalsache beigetragen, sich 10,944 entschließen möchten, a Person einen Neugroschen zu geben.“ Wir theilen den Wunsch mit, aber nur um pflichtschuldigst zu bemerken, daß es nicht an Gebelust, sondern allenthalben nur an Sammlern der Gaben fehlt; wo diese sich finden, sind auch die Gaben bereit. – 1 Thlr. 15 Ngr. aus Dresden, durch Act. H.; 2 Thlr. von St. in M.; 2 Thlr. von W. u. H. R–s in Hamburg; 11 Ngr., ges. bei einem Gesellschaftsspiel von E. Ackermann in Altenburg; 7 Thlr. 15 Ngr. Vergleichsquantum in einer außergerichtlich beigelegten Streitsache, durch Notar Richter in Leipzig; 5 Ngr. von einer Leserin der Gartenl.; 4 Thlr. 13 Ngr. ges. beim Fahnenweihfeste des Männerturnvereins zu Goldberg, durch W. Radisch; 1 Thlr. von Thomas Lehrer; 2 Thlr. von S. Drechsel in Zwickau; 1 Thlr. aus Cremmen; 2 Thlr. 18 Ngr. 3 Pf. von einigen Arbeitern der Thüringischen Eisenbahn-Werkstätte zu Erfurt. Dank den braven Männern! Die harten Hände der Werkstätten sind es fast überall gewesen, die die ersten Gaben für Bauer’s Werk brachten. – 10 fl. rhn. von einem eifrigen Leser der geliebten Gartenl. und guten deutschen Patrioten in Stuttgart; 1 Thlr. von Dr, J. B. in Z.; 1 Thlr. von drei preuß. Lesern der Gartenl. in Saalfeld; 2 Thlr. 10 Ngr. bei einem Gesangkränzchen des Handwerker-Gesangvereins zu Görlitz, ges. vom Tenorist F. Kügler und Bassist O. Weiß.

(Der Schluß dieser Quittung folgt in nächster Nummer.)
Im Auftrag des Central-Comités: Ernst Keil.




Berthold Auerbach’s Beigabe zur Gartenlaube, die „Deutschen Blätter“ enthalten:

Nr. 2: Wandrer, stehe still (Simon’s Denkmal). – Dichten und Sorgen (Die Schillerstiftung). – Eine Meßpredigt zur Leipziger Michaelismesse. – Am Krankenbette Garibaldi’s. – Umschau.

Nr. 3: Der Schulgang, aus den Denkwürdigkeiten eines Familienvaters. – Ein Buchhändler. – Meuterei und Militärgerichtsbarkeit. – Zum Arbeitercongreß. – Umschau.

Nr. 4: Briefe nach Amerika. – Die Heimkehr eines Volkskämpfers; Briefe eines Preußischen Abgeordneten – Stramm und gutmüthig. – Umschau.

Quartal nur 6 Ngr.


Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Die Gartenlaube (1862). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1862, Seite 704. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1862)_704.jpg&oldid=- (Version vom 12.12.2020)